Aus Angst, irgendetwas falsch zu machen, machen viele: gar nichts. Leider mit das Schlimmste, was man als Weiße*r in Bezug auf Rassismus machen kann - Dr. Natasha A. Kelly erklärt, was Allyship wirklich bedeutet.
Dr. Natasha A. Kelly beantwortet jede Woche eine Frage aus der egoFM Community zum Thema Rassismus. Diese Woche: Was heißt "Allyship"?
Natasha ist Afrofuturistin, promovierte Soziologin, Kommunikationswissenschaftlerin, Autorin, Kuratorin und Künstlerin. Bis zum 30. Juni hattest du die Möglichkeit, deine Fragen rund um das Thema Rassismus zu stellen und ab jetzt kommen von Natasha wöchentlich die Antworten.
Was ist Allyship?
Der Begriff "Allyship" kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt so viel wie "Bündnis" oder "Partnerschaft". Ein Ally ist demnach ein*e verbündete weiße Person, die gegen Diskriminierung von Schwarzen Menschen kämpft.Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Was als Ally zu tun ist
Check Your Privilege
Dr. Natasha Kelly beschreibt Rassismus anschaulich als eine zweiseitige Medaille. Auf der einen Seite hätten wir rassistische Unterdrückung, auf der anderen weiße Vorherrschaft. Letzteres führt zu Ersterem, denn rassistische Unterdrückung entsteht durch weiße Vorherrschaft. Als weiße Person gilt es, diese Metapher zu verstehen und zu verinnerlichen und sich gezielt gegen diese Machtstrukturen einzusetzen. Das bedeutet zum einen, die eigenen Privilegien zu erkennen, deren Verlust aber auch in Kauf zu nehmen. Zum Beispiel wenn es darum geht zu akzeptieren, dass rassismuskritischer Aktivismus kein Rampenlichtmoment für Weiße ist und Schwarzen den Vortritt zu lassen. Oder dass kulturelle Aneignung verletzend ist und deswegen Weiße auch keine Locks tragen sollten. Oder dass man sich als weiße*r Ally in die unangenehme Position begeben muss, das eigene rassistische Verhalten zu reflektieren.White Fragility vermeiden
Hier kommt der Begriff "White Fragility", was übersetzt so viel heißt wie "weiße Zerbrechlichkeit" ins Spiel. Sich als Ally mit Rassismus auseinanderzusetzen bedeutet nämlich auch, das eigene Verhalten zu reflektieren und internalisierten, also verinnerlichten Rassismus zu erkennen. Weil das natürlich nicht bequem ist, fühlen sich manche weiße Personen angegriffen, wenn sie mit rassistischem Verhalten konfrontiert werden. Das hast du sicherlich schon mal in Diskussionen erlebt, in denen weiße Personen auf Fehlverhalten hingewiesen wurden und ganz plötzlich eine Täter*innen-Opfer-Umkehr stattfindet.Betroffene zu Wort kommen lassen
Im Kampf gegen Rassismus ist es nicht für Weiße die time to shine und Klicks und Likes zu generieren! Viel wichtiger also als Beiträge selbst aus einer weißen, objektiven Perspektive zu kreieren wäre es, die Erfahrungen und Meinungen Betroffener zu teilen, um deren Reichweite zu steigern. Das ist besonders auf Social Media wichtig, da Instagram und Co. leider die Reichweite politisch wichtiger Beiträge unterdrücken.Informationen beschaffen
Das hiesige Schulsystem hat ziemlich viele Lücken - Schwarze Geschichte findet kaum Platz im deutschen Stundenplan und genau das muss nachgeholt werden. Dabei sind nicht nur die geschichtlichen Hintergründe wichtig zu wissen, sondern auch, inwiefern POC auch heute noch durch strukturellen Rassismus diskriminiert werden. Allerdings ist wichtig: Betroffene sind keine Erfahrungsbibliothek, an der man sich einfach bedienen kann. Wahllos BPOC nach diskriminierenden Erlebnissen zu fragen, kann retraumatisierend oder schlichtweg ermüdend für die Person sein. Wenn du dir also einen Einblick verschaffen willst, lassen sich Accounts wie @wasihrnichtseht auf Instagram empfehlen. Dort berichten Betroffene anonym von ihren Erfahrungen."Weiße Personen können erst dann Allies sein, wenn sie verstanden haben, wie Rassismus strukturell funktioniert. Das ist die Grundvoraussetzung." - Natasha A. Kelly
Als Einstieg in die Thematik bieten außerdem natürlich die Videos von Dr. Natasha A. Kelly eine gute Grundlage. Zur weiteren Vertiefung empfehlen wir auch ihr Buch Rassismus. Strukturelle Probleme brauchen strukturelle Lösungen! In einem eigenen Artikel Stelle stellen wir noch weitere aufklärende Bücher, Podcasts und Filme vor.
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