Tabubruch Depression: Freunde fürs Leben e.V.

Tabubruch Depression: Freunde fürs Leben e.V.

Öffentliche Aufklärung über Depressionen und Suizid

Mit kreativen Projekten und Kampagnen helfen 'Freunde fürs Leben e.V.', Suizide zu verhindern.

Mehr Akzeptanz für die Tabu-Themen Suizid und Depressionen

In Deutschland sterben jährlich über 9.000 Menschen durch Suizid, ungefähr 500 von ihnen sind Jugendliche und junge Erwachsene. Das zu ändern, hat sich Freunde fürs Leben e.V. zur Aufgabe gemacht und leistet seit über 20 Jahren Aufklärungsarbeit. Mit Diana haben wir 2019 über ihre Arbeit bei dem Verein gesprochen, jetzt, vier Jahre später, hat uns Amelie erzählt, wie Freunde fürs Leben e.V. Betroffenen und Angehörigen hilft.
"Unsere Vision ist eine aufgeklärte Gesellschaft, in der man offen über psychische Krisen reden kann, in der junge Menschen das Rüstzeug haben, zu erkennen was mit ihnen los ist und zu wissen, wie man sich Hilfe suchen kann." - Amelie von Freunde fürs Leben e.V.
  • Amelie vom Freunde fürs Leben e.V.
    Das komplette Interview zum Anhören (2023)
  • Diana vom Freunde fürs Leben e.V.
    Das komplette Interview zum Anhören (2019)


Eine Depression ist in den meisten Fällen heilbar und kann gut behandelt werden.

Durch die große Tabuisierung des Themas wird sie jedoch häufig nur spät erkannt oder komplett verschwiegen. Dabei ist es extrem wichtig, dass sich Betroffene öffnen und Hilfe suchen und ihr Umfeld sie dabei unterstützt und mit ihnen offen redet.
"Ich glaube, die Angst, etwas falsche zu tun, hemmt ganz viele Menschen daran, überhaupt das anzusprechen. Aber ich bringe niemanden auf den Gedanken, sich das Leben zu nehmen, indem ich es anspreche, aber vielleicht ist es eher eine Erlösung für jemanden, der sich mit Suizidgedanken quält, einfach mal darüber zu sprechen." - Amelie von Freunde fürs Leben e.V.

Deswegen ist es auch immer gut, jemanden ganz ernsthaft und mit Nachdruck zu fragen, wie es ihm oder ihr wirklich geht.

Während es bei Themen wie Alkohol- oder Drogenmissbrauch oder der HIV-Präventionen schon viele Aufklärungskampagnen gibt, ist das Thema Depressionen und Suizid fast gänzlich unberührt. Über Depressionen und Suizid wird nicht viel in der Öffentlichkeit gesprochen, das Resultat: die meisten Menschen wissen viel zu wenig über diese Themen.
"Es gibt keine Aufklärungskampagnen von offiziellen Stellen zum Thema Depression und Suizid. Die Öffentlichkeit wird nicht darin geschult, woran man eine Depression entweder bei einem selbst oder bei jemanden anderen erkennt. Und auch nicht, wie man helfen kann. Wir haben gar keine Werkzeuge dafür." – Diana von Freunde fürs Leben e.V.

Enttabuisierung überfällig

Freunde fürs Leben e.V. versuchen die Stigmatisierung zu ändern. Seit 2001 haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit über die Tabuthemen Depression, Suizid und mentale Gesundheit aufzuklären. Mit verschiedenstem Infomaterial auf YouTube, Facebook und Instagram und einem Podcast wollen sie Berührungsängste lösen, Vorurteile aufheben und Erfahrungen teilen.

Mit ihrem Programm richten sich Freunde fürs Leben e.V.  dabei hauptsächlich an Jugendliche und junge Erwachsene - und das aus einem ganz bestimmten Grund: Selbstmord ist die zweithäufigste Todesursache bei jungen Menschen zwischen 15 und 25 Jahren.

Deshalb ist es sehr wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten - niemand ist alleine.

Neben ihrer Aufklärungsarbeit auf Social Media besuchen Diana und ihre Kolleg*innen dafür unter anderem auch Schulklassen und informieren Kinder und Jugendliche über das Tabuthema Mental Health. Denn leider hat kein Unterricht in der Schule eine Aufklärung über mentale Krankheiten im Lehrplan - die Jugendlichen bleiben meist völlig unwissend, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen können und haben häufig das Gefühl, komplett alleine mit den eigenen Problemen zu sein.



Dass es einen positiven Effekt hat, wenn über Suizid und Suizidprävention aufklärt, wurde wissenschaftlich bestätigt, erzählt Amelie im Interview.



Warnsignale wahr- und ernst nehmen

Es ist besonders wichtig für Betroffene, sich von den Personen ernst genommen zu fühlen, die einem am nächsten stehen. Auch deshalb ist Aufklärung über Suizid ist extrem wichtig.
"Wenn eine Person große Hoffnungslosigkeit ausstrahlt, eine starke Veränderung in Ess- oder Schlafgewohnheiten aufzeigt, für lieb gewonnene Dinge nichts mehr empfindet - dann kann das schon ein Anzeichen einer Depression sein." - Diana von Freunde fürs Leben e.V. 

Was tun, wenn ein Freund oder eine Freundin betroffen ist?

Das Erste und Einfachste, was du machen kannst, ist ihm*ihr zu signalisieren, dass er*sie von dir wahrgenommen wird. Das zeigst du am besten, wenn du zuhörst.
"Menschen, denen es nicht gut geht, fühlen sich eh schon isoliert. Zuhören macht schon viel. Wenn es Leuten nicht gut geht und man sie ernst nimmt, hilft das meist schon sehr viel." – Diana von Freunde fürs Leben e.V. 


Ratschläge wie "Kopf hoch" oder "Wird schon wieder" sind vielleicht nett gemeint - helfen Betroffenen allerdings gar nichts. 

Oft kann so eine Aussage die Situation sogar noch verschlimmern, da es das Gefühl vermitteln kann, mit den eigenen Problemen nicht ernst genommen zu werden. Weiter kann man Betroffenen auch anbieten, den Weg zum Arzt, zur Ärztin gemeinsam anzutreten. Falls der erste Schritt zu einem*einer Therapeut*in zunächst zu groß scheint, können auch Hausärzte*innen die erste Anlaufstelle sein. Hier findest du außerdem weitere Tipps zur Therapieplatzsuche.



Prominente Unterstützung

Auf dem YouTubekanal "frndTV" sind - neben Expert*innengespräche über Warnhinweise, Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten auch Interviews mit Prominenten zu finden, die entweder selbst an einer Depression leiden beziehungsweise gelitten haben oder im direkten Umfeld mit Depressionen oder Suizid konfrontiert wurden.

Unser egoFM Moderator Markus Kavka engagiert sich ebenfalls für Freunde fürs Leben e.V. und hatte für die Videoreihe Bartalk schon Gäste wie Clueso, Samy Deluxe, Jürgen Vogel, Bosse und Prinz Pi vor der Kamera. 

Seine Gäste stellen sich dabei den Themen Suizid und Depressionen und berichten offen über eigene Krisen und Strategien zu deren Bewältigung. Diana erzählt uns, wie wichtig es ist, dass prominente Menschen in der Öffentlichkeit sehr offen über das Thema reden, denn sie gelten für viele als Vorbildfunktion.
"Viele Leute, die Depressionen haben, denken sie sind damit allein. Wenn zum Beispiel ein Rapper wie Prinz Pi sagt: 'ich habe auch eine Depression und mach das und das und das, damit's mir besser geht', kann das schon auch ein Anreiz für andere sein, die das hören und denken: 'Der hat sich auch Hilfe geholt und ihm geht's jetzt besser. Ich sollte das auch einmal ausprobieren.'" - Diana von Freunde fürs Leben e.V. 



Kopfsalat-Podcast

Die Moderator*innen Victoria Müller und Frank Joung sind selbst betroffen und sprechen in monatlich erscheinenden Folgen mit Expert*innen, Ärzten*innen, Therapeut*innen und Prominenten rund ums Thema Depression und Suizid. Durch die bunte Mischung der Gesprächspartner*innen soll das Thema wieder ein Stück mehr enttabuisiert werden.
"Wir versuchen immer wieder Wege zu finden, über das Thema zu reden, ohne dass es so wahnsinnig schwerfällig wird. Ja, es ist schwierig - doch je mehr und je offener wir darüber reden, desto leichter kann es manchmal werden. Depressionen sind behandelbar und müssen nicht zum Suizid führen." - Diana von Freunde fürs Leben e.V. 

Alle Folgen findest du hier.



Telefon-Seelsorge

Du bist selbst betroffen, hast eine*n Betroffene*n in deiner unmittelbaren Umgebung oder willst dich einfach weiter über das Thema informieren?

Auf der Seite Freunde fürs Leben e. V. findest du alle Informationen und Tipps rund um das Thema Depression und Suizid und was du dagegen kannst.

Du brauchst aktuell jemanden zum Sprechen? Sorgen und Krisen richten sich nicht nach einer Öffnungs- oder Tageszeit.

Die Telefon-Seelsorge ist rund um die Uhr und kostenfrei für dich da

Hier kannst du anonym mit Menschen reden, die dir zuhören und dich ernst nehmen. Egal ob mitten in der Nacht oder um 8 Uhr morgens.

Die Hotline der Telefon-Seelsorge lautet: 0800 – 111 0 111

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