Frauen und Mädchen sind überproportional von digitaler Gewalt betroffen - dagegen will die Organisation 'HateAid' mit einer Petition vorgehen und das Internet zu einem sicheren Raum für Frauen machen.
Gewalt im Netz
Digitale Gewalt kann überall im Internet stattfinden, wird aber vor allem in den sozialen Medien und bei Messenger-Diensten ein immer größeres Problem. Beispiele für digitale Gewalt sind Hasskommentare, Beleidigungen, Drohungen oder auch "Doxing", also das unerlaubte Veröffentlichen von privaten Daten. Auch sexualisierte Gewalt findet online statt, zum Beispiel in Form von sexueller Belästigung oder der Verbreitung von geklauten oder auch gefälschten Nacktbildern.Grundsätzlich kann digitale Gewalt natürlich jede*n treffen, allerdings sind Frauen und Mädchen unverhältnismäßig stark betroffen.
Bereits 2015 kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass Nutzerinnen 27-mal häufiger online angegriffen werden als Nutzer und in Europa hat jede zweite Frau beziehungsweise jedes zweite junge Mädchen bereits digitale Gewalt erlebt - dagegen will die Organisation HateAid mit ihrer Petition "Stoppt digitale Gewalt gegen Frauen! #makeitsafe" vorgehen.
Ein sicherer Raum für Frauen
Die Petition fordert, dass Online-Plattformen stärker dazu verpflichtet werden, illegale Inhalte zu entfernen und dass es effektivere Kontaktmöglichkeiten für die Nutzer*innen gibt. Aktuell ist die automatische Bewertung gemeldeter Inhalte sehr fehleranfällig. Außerdem sollen gestohlene Nacktbilder schneller und verlässlicher gelöscht werden, heißt es in der Petition.HateAid setzt sich zudem dafür ein, dass User*innen selber entscheiden können, welche Beiträge sie in sozialen Medien sehen. Aktuell werden durch Algorithmen vor allem skandalöse, genauer gesagt hasserfüllte Beiträge, gepusht. Darüber haben wir auch mit Tajana von der No Hate Speech Movement gesprochen, das komplette Interview gibt's hier. Außerdem findest du hier einen Artikel zu Misogynie auf Instagram.
HateAid geht aber sogar noch einen Schritt weiter und fordert zugänglichere Gerichte für Nutzer*innen.
2017 trat das Netzwerkdurchsetzungsgesetz in Kraft, trotzdem unternehmen Regierungen und Plattformen noch nicht genug gegen digitale Gewalt. Momentan ist es so, dass ein Gerichtsverfahren gegen die Entscheidung einer Online-Plattform (wenn diese zum Beispiel einen Beitrag nicht löscht) bis zu zwei Jahre andauern kann und sehr teuer ist. Außerdem kommt es bei digitaler Gewalt bisher selten zu Strafverfolgungen und noch seltener zu Verurteilungen. Auch deswegen geht kaum jemand gerichtlich gegen Hass und Gewalt im Netz vor - dabei setzen Strafanzeigen ein wichtiges Signal und helfen dabei, ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen.Deswegen will die EU bald neue Regeln für das Internet verabschieden: Gerade wird der Digital Services Act verhandelt, bei dem es um mehr Sicherheit und Verantwortung im digitalen Raum geht. Es ist also ein sehr guter Zeitpunkt, die EU noch einmal aufzufordern, endlich etwas Wirkungsvolles gegen Hass im Netz zu unternehmen - und genau das macht HateAid mit der Petition. Bisher haben fast 30.000 Menschen unterschrieben, darunter zum Beispiel auch Luisa Neubauer oder Shirin David aber auch Politiker*innen wie Katharina Schulze.
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