Alle Infos zum neuen Organspende-Register

Alle Infos zum neuen Organspende-Register

Wie funktioniert Organspende in Deutschland?

Seit heute können wir uns online als Organspender*in registrieren. Das Register macht es möglich, den eigenen Willen digital zu dokumentieren – eine wichtige Hilfestellung nicht nur für Kliniken, sondern auch für Angehörige.


Organspende in Deutschland

In Deutschland warten aktuell um die 8.400 Menschen auf eine Organspende, 2023 wurden allerdings nur 2.985 Organe von insgesamt 965 Menschen gespendet. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit ziemlich weit hinten, und das, obwohl laut einer repräsentativen Umfrage 84 Prozent der Deutschen dem Thema eigentlich positiv gegenüberstehen. Ein neues Onlineregister vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte soll nun für alle Seiten mehr Rechtssicherheit bieten und den Informationsfluss mit den Kliniken verbessern, um die Zahl der Spender*innen endlich zu erhöhen​​. 




So funktioniert das neue Organspende-Register

Vorab: Die Registrierung zur Organspende ist nach wie vor komplett freiwillig und kann jederzeit geändert oder widerrufen werden. Das Online-Register soll es den Menschen lediglich erleichtern, ihre Entscheidung zur Organspende digital zu erfassen. Ziel ist es, dass Kliniken so schneller handeln können, indem der Wille des potenziellen Spenders beziehungsweise der potenziellen Spenderin jederzeit von überall abgerufen werden kann. In dem elektronischen Verzeichnis kann übrigens genau wie auch beim Organspendeausweis ebenso eingetragen werden, dass jemand nicht möchte, dass Organe nach dem Tod gespendet werden.

Der Prozess wird schrittweise eingeführt, so soll sichergestellt werden, dass das System von Beginn an funktioniert. 

Seit dem 18. März können sich Menschen online auf der Website https://organspende-register.de/erklaerendenportal/ registrieren, indem sie sich mit einem Ausweisdokument mit eID-Funktion identifizieren. Bis 1. Juli sollen Krankenhäuser dann in der Lage sein, im Register hinterlegte Erklärungen abzurufen. Zwischen 1. Juli und 30. September soll es dann außerdem ermöglicht werden, sich auch mit der GesundheitsID zu authentifizieren. Diese Erweiterung soll den Zugang und die Nutzung des Registers weiter vereinfachen​​. Und ab 1. Januar 2025 werden dann auch Gewebeeinrichtungen an das Register angebunden werden.

Auch der Organspendeausweis bleibt in Zukunft gültig, ebenso wie Patientenverfügungen oder andere schriftlichen Erklärungen.

Wie war Organspende bisher in Deutschland geregelt?

Bisher wurde das Thema Organspende vor allem über den Organspendeausweis geregelt. Im Gegensatz dazu kann das Online-Register allerdings 24/7 von überall aus abgerufen werden, was Angehörige im Ernstfall entlastet und ihnen eine schwierige Entscheidung abnimmt​​. Denn grundsätzlich gilt in Deutschland die erweiterte Zustimmungsregelung, das heißt, Organe können nur gespendet werden, wenn die Person zu Lebzeiten zugestimmt hat. Ist das nicht der Fall, können beziehungsweise müssen auch andere Personen wie Hinterbliebene über die Spende entscheiden. 

Aktuell haben wir in Deutschland viel zu wenig Organspender*innen, sodass tausende schwerkranke Menschen vergeblich auf eine Spende warten.

Der Verein Junge Helden e.V. klärt über Organspende auf und setzt sich dafür ein, dass mehr Menschen zu Lebzeiten eine Entscheidung treffen, ob sie ihre Organe nach dem Tod spenden wollen oder nicht. Ein Interview mit Mitgründerin Angela Ipach findest du hier. Einige Länder bemühen sich übrigens über verschiedene Verbünde gespendete Organe besser verteilen zu können, so zum Beispiel Eurotransplant mit den acht Mitgliedern Deutschland, Österreich, Slowenien, Ungarn, Kroatien und den Benelux-Staaten.

Was ist die Widerspruchslösung?

Die Widerspruchslösung impliziert, dass alle Bürgerinnen und Bürger grundsätzlich als Organspender*in betrachtet werden, es sei denn, sie haben ausdrücklich Widerspruch eingelegt. Diese Lösung wurde in Deutschland bisher nicht umgesetzt. Im Januar 2020 stimmte der Deutsche Bundestag gegen eine Widerspruchslösung, hierzulande muss eine ausdrückliche Zustimmung zur Organspende vorliegen​​.

Die Widerspruchslösung gilt allerdings in vielen anderen europäischen Staaten wie Österreich, Portugal, Italien oder den Benelux-Ländern. Ein besonders erfolgreiches Organspendeprogramm hat Spanien. Das sogenannte spanische Modell hat weltweit die höchsten Quoten an Spender*innen hervorgebracht und ist deshalb auch Vorbild für viele lateinamerikanische Staaten. 

Wer darf Organe spenden?

Grundsätzlich kann jede Person, die das will, einen Organspendeausweis ausfüllen. Es gibt keine strikte Altersgrenze für Spender*innen, wobei das biologische Alter der Organe entscheidend ist. Sogar Säuglinge können Organe spenden, sofern dies von den Eltern genehmigt wird​​. Die Online-Ausweisfunktion des Personalausweises kann grundsätzlich allerdings erst ab 16 Jahren genutzt werden, wodurch eine Registrierung im neuen Register vorher auch nicht möglich ist. 

Wann können Organe gespendet werden?

Organe können im Falle des Hirntodes gespendet werden, ein Zustand, der nur bei ein bis zwei Prozent der Sterbefälle im Krankenhaus eintritt, während die übrigen Organe noch funktionieren. Der Hirntod muss nach den Richtlinien der Bundesärztekammer zweifelsfrei festgestellt werden, bevor eine Organentnahme erfolgen kann​​. Damit kommen wir direkt schon zum nächsten Punkt: 

Was spricht gegen Organspende?

Einige Menschen haben Bedenken gegenüber der Organspende, insbesondere die Angst, dass potenzielle Spender*innen im Notfall nicht mit der gleichen Dringlichkeit behandelt werden könnten. Expert*innen betonen jedoch seit Jahren, dass diese Befürchtung unbegründet ist, da die medizinische Versorgung unabhängig von der Spendebereitschaft erfolgt und erst nach der eindeutigen Feststellung des Hirntodes über eine Organspende entschieden wird​​. Der Hirntod soll außerdem die sicherste Feststellung des Todes sein und zwei voneinander unabhängige Fachärzt*innen müssen ihn diagnostizieren.

Die Einführung des neuen Organspende-Registers ist auf jeden Fall ein wichtiger Schritt in Richtung einer effizienteren und transparenteren Handhabung der Organspende in Deutschland. Expert*innen weisen aber darauf hin, dass allein das Register voraussichtlich nicht zu einer signifikanten Erhöhung der Spender*innen führen wird. 

Egal ob du dich für oder gegen Organspende entscheidest - es ist wichtig, dass du dich mit diesem Thema auseinander setzt und es ist sinnvoll, deine Entscheidung zu dokumentieren - sei es für deine Angehörigen, andere Patient*innen oder für dich.



Wie stehst du zum Thema Organspende?

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