House Of Gucci

House Of Gucci

egoFM Trailer

Mit 'House Of Gucci' betritt Sir Ridley Scott ungewohntes Terrain und verfilmt die tragische Familiengeschichte hinter dem italienischen Modekonzern – egoFM Kinoredakteur Fabian hat sich passend eingekleidet und den Film angesehen.

Obwohl House Of Gucci auf wahren Tatsachen basiert, mag man die Geschichte, die Sir Ridley Scott in seinem neuen Film erzählt, kaum glauben. Schließlich wimmelt sie vor familiären Intrigen, kartenlegenden Esoterikerinnen und Auftragsmördern. Allesamt Dinge, die man nicht zuvorderst mit Scotts filmischer Arbeit assoziiert, ist der britische Regisseur vor allem für Science Fiction (Alien, Blade Runner) sowie Historienstreifen (Gladiator, 1492 – Die Eroberung des Paradieses) bekannt. Eigentlich erwartet man so etwas eher von Scotts Kollege Martin Scorsese, der seine Nische mit epochalen Biopics gefunden hat, doch House Of Gucci zeichnet vor allem Scotts ruhige, eindringliche Inszenierung aus, die auf einen glänzend gut aufspielenden Cast trifft.

Worum es in House Of Gucci geht

Der Film beginnt Ende der siebziger Jahre in Italien Dort trifft die junge Patrizia Reggiani während einer Party auf Maurizio Gucci, einer der Erben des legendären Modekonzerns. Sie verführt den kühlen, etwas schüchternen Mann, der wenig Verständnis für die verschwenderisch luxuriösen Klamotten besitzt und durch sein modisches Desinteresse bei seiner Familie nicht das beste Ansehen genießt. Als er dann die provinzielle Patrizia heiraten möchte, deren Angehörigen sogar Verbindung zur Mafia nachgesagt wird, verweigert sein Vater ihm jeglichen Kontakt. Patrizia gelingt es dennoch, Maurizios Onkel Aldo zu becircen und um den kleinen Finger zu wickeln – nicht ganz uneigennützig, wie es scheint, schließlich ist er ein hohes Tier im Gucci-Konzern, lebt das Dasein eines Jetsetters voll aus.

Und so beginnt Patrizia als eingeheiratete Frau damit, Gucci von innen heraus zu verändern. Dabei fliegen öfter die Fetzen, als dass alles reibungslos abläuft. Da Aldos Sohn Paolo, ein übergewichtiger, weitgehend talentfreier, dem noch dazu der gute modische Geschmack fehlt, als Klamottendesigner komplett versagt, wird er von den anderen Guccis gnadenlos ausgebootet. Als treibende Kraft steckt hinter all dem die hitzköpfige Patrizia, von Natur aus bereits nicht besonders konfliktscheu. Doch schließlich trennt Maurizio sich von ihr im Streit, wodurch sie auch aus dem Familienunternehmen gedrängt wird. Das allerdings möchte Patrizia nicht auf sich sitzen lassen, schließlich sieht sie sich als die große Retterin von Gucci, und greift somit, von Verzweiflung, Wut und Liebe getrieben, zu einem drastischen Plan …

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So viel sei schon mal verraten: Für Maurizio sieht dieser Plan kein besonders glückliches Ende vor. Auf offener Straße umgebracht, stecken dahinter Auftragskiller, die von Patrizia angeheuert werden. Und obwohl sie schlussendlich zu solch verabscheuenswerten Mitteln greift, sie durchtriebene und gemeine Gedanken antreiben, spielt Lady Gaga sie schlichtweg sensationell. Niemals verliert sie den Menschen hinter den Gräueltaten aus dem Blick, stets spielt sie die Gratwanderung zwischen Einfühlsamkeit, Liebe, Eiseskälte und Durchtriebenheit so glaubwürdig, dass man während der gesamten Laufzeit zu ihr hält. Was für eine Performance!

Aber auch der Rest der hochkarätigen Besetzung verdient Anerkennung, darunter Adam Driver, Al Pacino, Salma Hayek und Jeremy Irons – aber vor allem: Jared Leto! Leto geht, wie immer, ganz in der Rolle des übergewichtigen Ekels Paolo auf und ist kaum mehr wiederzuerkennen. Hinzu kommt die eingangs erwähnte ruhige, aber niemals langweilige, geschmackvolle Inszenierung von Sir Ridley Scott, der zweifelsohne einer der größten Regisseure unserer Zeit ist. All das macht House Of Gucci zu einer herausragenden Filmbiografie, die selbst die Vergleiche zu Scorseses Genre definierendem Meisterwerk Wie Ein Wilder Stier nicht zu scheuen braucht.

House Of Gucci bekommt daher, wie könnte es anders sein, 10 von 10 Gucci-Handtaschen. Film des Jahres – unbedingt anschauen!

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