Steckbrief der Generationen

Steckbrief der Generationen

Boomer, Millennials, Gen Z und alles dazwischen

Von  Anne Walzog
Millennials, die nicht ohne ihre Skinny-Jeans können, ungebremste Cancel Culture der Gen Zs, Ok, Boomer: Der angebliche Generationenkonflikt basiert auf einem ziemlichen Schubladendenken. Trotzdem ist es doch ganz spannend, mal einen Blick drauf zu werfen, wie man aufgrund des eigenen Geburtsjahres (angeblich) eigentlich tickt - und wie Soziolog*innen darauf kommen.

Sag uns, wann du geboren bist, wir sagen dir, wie du tickst

Ganz so einfach ist es natürlich nicht (mehr dazu unten im Text). Trotzdem gibt es viele gute und viele schlechte Dinge, die so manche Expert*innen angeblich über dich und deine Generation festgestellt haben. Wir stellen dir die Generationen vor:



Lost Generation

  • Geboren zwischen: 1883 - 1900
  • geprägt von: Heranwachsen während des Ersten Weltkriegs
  • (angebliche) Merkmale: orientierungslos, Glauben an Menschheit verloren, oft Flucht in Alkohol, zynisch, keine kulturelle oder emotionale Stabilität, Wunsch nach einer simpleren und idealisierten Vergangenheit, Stimmung spiegelt sich vor allem in der Literatur wider, materialistisch (Goldenen Zwanziger)
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Greatest Generation, World War II Generation oder G.I. Generation

  • geboren zwischen: 1901 - 1927
  • geprägt von: Zweiter Weltkrieg, Wirtschaftskrise, Nazi-Regime, viele erlebten in der Jugend bahnbrechende Erfindungen (Radio, Telefon, Auto) und die wachsende Schere zwischen Arm und Reich, wachsende Bedeutung der Filmindustrie
  • (angebliche) Merkmale: konservative Ansichten was Wirtschaft und Gesellschaft angeht, eigenverantwortlich, bescheiden, hohe Arbeitsmoral, sparsam



Silent Generation oder Traditionalist*innen

  • geboren zwischen: 1928 - 1945 oder auch bis 1954
  • geprägt von: Zweiter Weltkrieg, Unsicherheit in Politik und Gesellschaft, Entbehrung, Wiederaufbau
  • (angebliche) Merkmale: mit dem System statt gegen das System arbeiten, keine Risiken eingehen, lieber auf Nummer sicher gehen, sparsam oder sogar geizig, frühe Familiengründung, diszipliniert, werteorientiert und loyal, Hands-on-Mentalität, klare Verhaltensregeln, Respekt vor Autorität, fleißig

Baby Boomer oder einfach Boomer

  • geboren zwischen: Mitte 1950er - Mitte 1960er
  • geprägt von (vorrangig Westdeutschland): Wirtschaftswunder, Kalter Krieg, 68er, Friedensbewegung
  • (angebliche) Merkmale: desillusioniert - nach 68er Bewegung keine Ziele die Gesellschaft zu verändern, Motto "Leben und leben lassen.", von einigen Sozilog*innen als glückliche Generation gesehen, konservativ, nicht offen gegenüber neuen Dingen, Workaholics und zielorientiert, selbstständig und selbstbewusst, kompetitiv, hohe Karriereziele, tatkräftig und einfallsreich



Generation X oder Gen X oder Slacker

  • geboren zwischen: 1965 - 1980
  • geprägt von: erstmals ohne Kriegseinwirkung aufgewachsen, Wohlstand, Computer, Tschernobyl, Babypille, Scheidungsrate steigt, Wiedervereinigung
  • (angebliche) Merkmale:  Statussymbole spielen keine Rolle, Konsumverweigerung, sehr eigenständig und unabhängig, einfallsreich, denken logisch und rational, können gut Probleme lösen, Individualismus ist sehr wichtig, Sinnsuche und kritisches Hinterfragen, flexibel, Work-Life-Balance spielt erstmals eine Rolle



Millennials, Generation Y oder Gen Y

  • geboren zwischen: 1981 - 1996
  • geprägt von: Wiedervereinigung, Wohlstand, E-Mail, Handy, Freiheit, Ende Wehrpflicht
  • (angebliche) Merkmale: sozialer Sicherheit sehr wichtig, Arbeit muss Spaß machen und einen Sinn haben, individuellen Prioritätensetzung, gut ausgebildet, technikaffin, Work-Life-Balance spielt große Rolle, gestalten gesellschaftliche Entwicklungen nicht mit - kopieren und konsumieren diese nur, faul, narzisstisch und verwöhnt, selbstbewusst, neugierig, hinterfragen viel, gelten als Teamplayer




Generation Z, Gen Z

  • geboren zwischen: 1997 - 2012
  • geprägt von: Internet und Social Media, Smartphones, Tablets, MP3s und Musikstreaming, Dauerkrise (Wirtschaft, Politik, Umwelt), Terror
  • (angebliche) Merkmale:  Multitasker*innen mit geringer Aufmerksamkeitsspanne, ambitioniert, selbstbewusst, Dating über Apps, ständig auf der Suche nach Anerkennung und positivem Feedback, Zukunftsangst, sehr gut ausgebildet, pragmatische Einstellung zu Arbeit, sehr viel online (in Kombination mit der Pandemie ein Grund dafür, dass die Gen-z laut Studien die einsamste Generation ist)



Generation Alpha, Gen Alpha, Generation Corona?

  • geboren zwischen: Anfang 2010er bis Mitte 2020er
  • geprägt von: Technik als Teil des Alltags (Smartphone, Smarthome, Internet, ...), Corona-Krise
  • (angebliche) prognostizierte Merkmale: werde nach der Maxime "Qualität statt Quantität" leben, werden noch mehr Wert auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit legen, Lebensqualität wird besonders wichtig, Versuch mehr offline zu leben, unabhängig, aufgrund von technischem Überangebot möglicherweise weniger kreativ und fantasievoll
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Und jetzt, wo du Generations-Expert*in bist: Die Ernüchterung

Eigentlich ist diese ganzen Generations-Kiste nur eine erfundene Sache. Denn Menschen allein anhand ihres Geburtsjahrs zu klassifizieren geht natürlich nicht. Klar, wer die DDR miterlebte, hat wahrscheinlich einen etwas anderen Blick auf die Welt als jemand, der weit nach 1989 geboren ist. Auch denkt man mit mehr "Lebensweisheit" und Erfahrung halt einfach etwas anders und hat andere Prioritäten als in der sechsten Klasse. Statt bestimmter Generationen beschreiben diese Kategorien eigentlich vielmehr unsere Gesellschaft. Denn nicht nur das Weltbild und die Werte von Gen Z haben sich im Vergleich zu denen der Boomer geändert - sondern eben auch von uns allen. Im Interview hat uns das Soziologe Professor Martin Schröder mal genauer erklärt:

"[Man sieht], dass Menschen unterschiedliche Einstellungen haben je nachdem, wie alt sie sind. Also jemand, der 50 Jahre alt ist, der denkt über vieles anders als jemand, der 20 Jahre alt ist. Und es ist auch so, dass alle Menschen in der Gesellschaft jetzt anders denken als beispielsweise vor 40 Jahren. Hätte man vor 40 Jahren gefragt, ob Homosexuelle heiraten dürfen, hätte kaum jemand ja gesagt. Jetzt sagen eigentlich fast alle ja." - Professor Martin Schröder

Das komplette Interview kannst du dir hier anhören.



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