Konflikte zwischen Jung und Alt

Konflikte zwischen Jung und Alt

Generationen-Bashing

Von  Kristina Paulini
Es gibt ja so Themen, da ecken junge und alte Generationen immer wieder aneinander und irgendwie scheint man nicht so recht auf einen grünen Nenner zu kommen. Missverständnisse, kein Interesse, fehlende Kommunikation - woran liegt es, dass du dich bei diesen Themen mit deinen Eltern oder Großeltern irgendwie nicht so recht einigen kannst?

Digitalisierung 

Wann hat dich das letzte Mal deine Mutter angeschrien? Bei uns dürfte es gestern gewesen sein. Wobei man dazu sagen muss, dass sie gar nicht schreien wollte. Aber irgendwie zuckt man doch jedes Mal zusammen, wenn Nachrichten auf dem Handy aufploppen, die ganz in Großbuchstaben gehalten und mit einer Tirade an Frage- und Ausrufezeichen garniert sind und sich doch meist nur darum drehen, was man beim nächsten Familienbesuch essen will. Nicht zu vergessen, Emojis. Eine ganze Menge Emojis.  

Dies ist vielleicht nicht die tiefste Krise des 21. Jahrhunderts, aber Großbuchstaben und Smileys sind ja nur ein Symptom einer Kluft, die sich zwischen Alt und Jung auftut, zwischen digital natives und digital immigrants. Während die einen in die digitale Welt hineingewachsen sind, Apps wie früher Paninibildchen sammeln, aber ohne GPS nicht den Weg zum Bäcker finden, starten die anderen ihr Smartphone jedes Mal wieder mit der Bedienungsanleitung in der Hand und finden Facebook richtig aufregend – also so richtig, in Großbuchstaben und mit fünf Ausrufezeichen. Aber irgendwie ist es ja auch schön, dass wir Kinder unsern Eltern endlich mal etwas zurückgeben können – auch wenn es fürs erste nur die Erklärung sein sollte, was denn ein sogenanntes "Meme" ist. 

Wahlen 

Auch wenn Politiker*innen lieber von "Regierungsverantwortung übernehmen" oder ähnlichem sprechen – am Ende geht es darum, Wahlen zu gewinnen. Und das bedeutet, die Interessen der Wähler*innen zu bedienen. Aber was, wenn wir dir sagen, dass 2020 über die Hälfte der Menschen in Deutschland 45 Jahre und älter waren, alle jüngeren Wahlberechtigten dagegen nur ein Drittel der Bevölkerung ausmachten? 
Dann wird schnell klar: Politik wird nicht unbedingt für die Jungen gemacht, denn die hätten oft anders gewählt. In Sachsen-Anhalt beispielsweise erhielten die Grünen erwartungsgemäß bei den 18-24-Jährigen die meisten Stimmen und mit zunehmendem Alter der Wähler*innen immer weniger – bei der CDU war es genau umgekehrt. Heißt das nun, Alt wählt rechts und Jung wählt links? Nicht unbedingt. Die AfD war bei fast allen Altersgruppen gleich stark vertreten – außer bei den jüngsten und ältesten Wähler*innen. 

Damit Politiker*innen auch um die jungen Stimmen mal kämpfen müssen, durften bei den Landtagswahlen 2014 in Brandenburg zum ersten Mal auch Jugendliche ab 16 in die Wahlkabinen. Wählen mit 16 -  Gute oder schlechte Idee? Klar ist, dass Politik alle mit einbeziehen und nicht nur auf die gewonnen Wahlen geschielt werden sollte. 
 

Gendergerechte Sprache 

"Grauenhaft", "verlogener Scheißdreck", "Sprachverhunzung" – es ist nicht irgendein Troll im Internet, der hier seine Meinung kundtut, sondern: Elke Heidenreich, ihres Zeichens eine der bekanntesten Schriftsteller*innen und Literaturkritiker*innen Deutschlands. Wobei – diese Beschreibung wäre nicht so recht nach ihrem Geschmack, denn, was Elke Heidenreich in einem Interview so auf die Palme brachte, war: gendergerechte Sprache. Ob Binnen-I, Sternchen oder Doppelpunkt, die 78-jährige Autorin ist mit ihrer Abneigung gegen Endungs-Experimente in ihrer Altersgruppe beileibe nicht allein.  

Jüngere Generationen probieren derweil munter neue inklusive Formen aus – sie sind überzeugt: Die Sprache darf auf eine sich verändernde Welt reagieren, in der mehr Geschlechtergerechtigkeit herrscht und herrschen soll. Nicht jede der neuen Ideen wird sich durchsetzen und nicht jede ist ein ästhetisches Highlight, aber wir von egoFM finden auch, dass hier Zeit für Veränderung gekommen ist. Und deshalb verwenden wir auch gendergerechte Sprache. Sorry, Frau Heidenreich!  
 

Altenpflege 

Wer mit seinen Großeltern im selben Ort oder sogar noch im selben Haus aufgewachsen ist, kennt es: Es gehört zum Alltag, von Oma bekocht zu werden, mit Opa in der Werkstatt zu basteln oder abwechselnd von beiden heimlich Süßigkeiten zugesteckt zu bekommen. Die meisten werden es bestätigen: mit den Großeltern aufzuwachsen ist großartig - für die Kinder, für die Eltern zur Entlastung und nicht minder wichtig - auch für die Pflege der Großeltern, wenn diese nicht mehr ganz so fit sind und alleine vereinsamen würden. 

Und obwohl das alte Konzept des Generationenhauses viele Vorteile mit sich bringt, sind sie am Aussterben. 
Die Zahl der Haushalte mit drei oder mehr Generationen in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren um rund 40 Prozent gesunken. Das liegt natürlich zum Großteil daran, dass die meisten von uns kein Riesen-Haus besitzen und es sich in einer Stadtwohnung recht schlecht zu fünft mit Oma und Opa drin wohnen lässt.  
Damit ältere Menschen trotzdem nicht vereinsamen, müssen neue Projekte her: Mehr-Generationen-Wohnprojekte oder die Möglichkeit eine WG zu gründen. Wir finden ja die Vorstellung von einer Senioren-Wohngemeinschaft richtig cool und bei der nächsten WG-Party würden die definitiv als erste zu einer Runde BeerPong eingeladen werden.

Klimakrise 

Wir haben's geschafft! Endlich Wochenende, endlich wieder Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Wäre da nicht dieser eine Termin, der uns einen Strich durch die Rechnung macht: der 70. Geburtstag von irgendeinem Verwandten. Eine große Party kann man sicher nicht erwarten, denn der Altersdurchschnitt der Partygäst*innen wird wohl ebenfalls bei circa 70 sein. Doch sollte es langweilig werden, gibt es ja immer noch das Tretminen-Spiel: Diskussionen, die man bei einer Familienfeiern nie lostreten sollte. Lieblingsthema, um ein wenig Schwung in den Kaffeeklatsch zu bringen: der Klimawandel.  

Denn besonders beim Klimawandel klafft eine große Verständnislücke zwischen Alt und Jung und an gegenseitigen Vorwürfen wird nicht gespart: Während die Alten auf den Kosten der Jungen gelebt, den Planeten zerstört haben und weiterhin Parteien wählen, die sich mit Minimallösungen gegen den Klimawandel gegenseitig unterbieten, sind die Proteste der Jungen realitätsfern und stützen sich auf moralisierendes Rumgeheule.  
Im Grabenkrieg zwischen den Generationslagern – weiter kommt man mit diesen Vorwürfen nicht. Wobei auch nicht alle Senior*innen das Thema Klimaschutz komplett ausklammern wollen. Klar ist auf jeden Fall: eine Lösung gibt es nur für alle gemeinsam. 

Vielleicht noch nicht beim Kaffeeklatsch der 70. Geburtstags, aber wer weiß das schon.



Bei welchen Themen hast du bei Familie und Freund*innen aus verschiedenen Generationen schon Streitereien, Diskussionen und Uneinigkeit mitbekommen? Wo gehen die Meinungen besonders auseinander? Verrat es uns gerne via WhatsApp an die 089 360 550 460!
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