Sexueller Missbrauch, Belästigung und Diskriminierung gehören zum Alltag von vielen Musikerinnen - Face the Music Now unterstützt Betroffene und kämpft für eine Veränderung in der Branche.
Die Musikbranche ist noch immer kein Ort der Gleichberechtigung
Im Gegenteil: 72 Prozent der Musikerinnen berichten von Diskriminierung, 67 Prozent melden, dass sie Opfer sexueller Belästigung geworden sind und 85 Prozent dieser Opfer haben die Vorfälle nicht gemeldet - hauptsächlich aufgrund der aktuellen Strukturen in der Branche, die von Frauenfeindlichkeit und Sexismus geprägt sind und Täter decken, berichtet Face the Musik Now. Die Stiftung will das ändern und gleichzeitig Betroffene unterstützen.Über Sexismus in der Musikbranche, vor allem im Hip Hop und Rap, haben wir auch schon mit Lina Burghausen, der Gründerin des Labels 365XX gesprochen. Das komplette Gespräch findest du hier.
Face the Music Now ist dabei die erste Stiftung überhaupt, die sich darauf fokussiert, Überlebenden von sexueller Belästigung und sexuellem Missbrauch im Musikgeschäft zu helfen, ihre Erfahrungen öffentlich zu machen und rechtlichen Beistand zu finden.
Denn auch wenn die #MeToo-Bewegung Veränderungen in einigen Bereichen in Gang gebracht hat, berichtet Face the Music Now, dass die Musikindustrie Missbrauch und Belästigung noch immer an vielen Stellen toleriert und sogar absichtlich unter Verschluss hält. Die Stiftung will das aufdecken, die Geschichten von Überlebenden erzählen und zu einem strukturellen Wandel und mehr Transparenz in der Branche beitragen.
"Ein Hauptziel der Stiftung ist es, Geheimhaltungsvereinbarungen aufzudecken und zu stoppen, die Überlebende zum Schweigen bringen und es Tätern ermöglichen, ihr räuberisches Verhalten fortzusetzen", schreibt Face the Music Now auf ihrer Website.
Gegründet wurde die Stiftung von Dorothy Carvello, die selbst aus der Musikbranche stammt
2018 veröffentlichte Carvello das Buch "Anything for a hit - An A&R Woman's Story of Surviving the Music Industry", in dem sie über ihre Erfahrungen bei dem Label Atlantic Records schreibt. Nachdem sie zur ersten weiblichen Führungskraft des Labels aufgestiegen war, wurde sie entlassen, weil sie sich weigerte, bei einer Abteilungsbesprechung auf dem Schoß eines männlichen Kollegen zu sitzen. Nach Veröffentlichung des Buches meldeten sich unzählige Frauen aus der Branche bei ihr, die ebenfalls Frauenfeindlichkeit, Sexismus, Belästigung und Missbrauch erlebt und überlebt haben. Und auch heute machen noch viele Frauen in der Musikindustrie dieselben Erfahrungen, denn auch wenn immer wieder vereinzelt Musiker und Produzenten verurteilt werden, hat sich dort bisher an den grundsätzlichen Strukturen viel zu wenig verändert.Face the Music Now setzt sich für Fortschritt und Gleichberechtigung in der Branche ein und will Betroffenen zeigen, dass sie nicht alleine sind und gemeinsam etwas bewirken können.
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