Eine 68er Ikone

Eine 68er Ikone

Im Gespräch mit Rainer Langhans

Rainer Langhans - eine Ikone der Hippiebewegung - im Gespräch mit Hoffmann & Kollmann.

Rainer Langhans, so sagen viele, ist der letzte 68er.
Er ist Mitbegründer der Kommune 1 gewesen und lebte damals in Gemeinschaft. Heißt: Es wurde alles Materielles geteilt. Hoffmann und Kollmann sprechen in der zweiten Staffel ihres Podcasts "Völlig überzogen" mit Rainer Langhans über die Kommune, das Wichtigste im Leben und einiges mehr...

Die Kommune 1

Die Kommune 1 war eine politisch motivierte Wohngemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde am 1. Januar 1967 in West-Berlin gegründet und löste sich 1969 schon wieder auf. Die Teilnehmer*innen der Kommune waren größtenteils Student*innen, die eine Gegenbewegung zum - aus ihrer Sicht - konservativen Kleinfamilienbild schaffen wollten. Es wurde alles geteilt und mitgeteilt, die Kommune 1 war also sehr linksorientiert. Auch Rainer Langhans war Mitbegründer der Wohngemeinschaft und erklärt dir nochmal kurz das Konzept dahinter:

"Es gab kein Besitz mehr. Es gab kein Privatbesitz mehr. Es gab keine verschlossenen Türen mehr. 'Alles teilen, alles Mitteilen', war das Prinzip nachdem wir da vorgegangen sind. Wir haben uns als Leute bezeichnet, die leidenschaftliche Selbstsucher sind, leidenschaftlich an sich selbst interessierte sind. [...] Die Kommune ist meiner Meinung nach die Gruppe gewesen, die eben weltweit da [in dieses Konzept Kommune] am tiefsten reingeguckt hat." - Rainer Langhans 

Bis heute in Gemeinschaft

Auch heute noch lebt Rainer Langhans, mit wohlgemerkt 80 Jahren, in einer Wohngemeinschaft. Er lebt mit drei Lebenspartnerinnen zusammen in einer virtuellen Kommunen namens "Der Harem". Die Frauen haben parallel teilweise auch noch andere Beziehungen. Es werden also nicht nur materielle Dinge geteilt, sondern auch Partner*innen.

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  • Rainer Langhans (68er Ikone)
    Hoffmann & Kollmann - Völlig überzogen

Minimalismus

Minimalismus ist mittlerweile ja ein richtiger Trend geworden. Nur von dem Leben, was man auch wirklich braucht. Der Konsumgesellschaft entfliehen. Rainer Langhans ist Fan des Minimalismus und besitzt auch nur das, was er zum Leben braucht.
"Simple life and high thinking, das heißt, wenn du diesen Materialismus in deinem Leben nicht sehr runterfährst, dann kannst du gar nicht weit nach Innen gehen. Das ist das Prinzip der ganzen Geschichte." - Rainer Langhans

Wie geht das einfache Leben?

"Ich konsumiere halt fast nichts. Ich brauch was zu Essen, ich brauche eine kleine Unterkunft in der ich möglichst viel meditieren kann, wie eine Mönchszelle könnte man sagen: Nennt sich heute Minimalismus diese Art zu leben, das ist gut und das reicht auch völlig aus und damit bin ich auch zufrieden." - Rainer Langhans


Bereut Rainer Langhans irgendetwas?

Auch wenn sich Rainer Langhans' Arbeit auf den ersten Blick super positiv anhört, gab es auch nicht so schöne Zeiten der Kommune. Rainer Langhans war des Öfteren in Polizeigewahrsam und die Kommune 1 stand eine Zeit lang unter Aufsicht des Berliner Verfassungsschutzes. Bereut Rainer Langhans seine Taten?

"Nein, weil alle Irrwege, die ich auch zum Teil gegangen bin [...], sind Schritte auf dem Weg und da ich immer wieder diese Irrwege für den nächsten Schritt, den Aufbau der nächsten Stufe genutzt habe, bin ich völlig einverstanden mit dem, was alles passiert ist. Alles hat dahin geführt, wo ich heut bin und heute bin ich relativ so glücklich wie noch nie in meinem Leben. Alles ist gut, es wird immer besser. Ich selber komme, vor allem nach innen, [...] voran." - Rainer Langhans


Eine traurige Nachricht zum Schluss

Rainer Langhans ist mit 80 Jahren an Krebs erkrankt. Er hat einen aggressiven und unheilbaren Prostatakrebs. Er selbst nimmt den Tod sehr gelassen. Rainer Langhans hat sich sein Leben lang gegen den Krieg ausgesprochen, auch jetzt will er also nicht gegen den Krebs ankämpfen. Für ihn ist der Krebs eine Liebesgabe um das Sterben zu üben und zu lernen.



Im Podcast von Hoffmann und Kollmann erfährst du noch mehr über Rainer Langhans' Geschichten au den 60er Jahren. Unter anderem erzählt er von dem Pudding-Attentat. Das ganze Interview und alle anderen Folgen des Podcasts kannst du hier nachhören.

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