Die Physiker: Münchner Volkstheater

Die Physiker: Münchner Volkstheater

Wir nehmen dich mit zur Premiere

Wie nah liegen Genie und Wahnsinn beieinander? Der Regisseur Abdullah Kenan Karaca vom Münchner Volkstheater verhandelt diese Frage in seiner Inszenierung von Dürrenmatts Klassiker.

Die Physiker

von Friedrich Dürrenmatt | Regie: Abdullah Kenan Karaca | Bühne : Vincent Mesnaritsch | Kostüm: Elke Gattinger | Dramaturgie: Kilian Engels

Im Stück Die Physiker geht es um drei vermeintliche Physiker, die Patienten in einer Schweizer Nervenheilanstalt sind und sich Newton, Einstein und Möbius nennen. Letzterer hat das Wissen über die Weltformel, die so bahnbrechend ist, dass jeder hinter ihr her ist. Obwohl Möbius die Formel lieber vor der Welt geheim halten will, gerät sie in die falschen Hände. Als dann auch noch drei Krankenschwestern, die sich um die drei Physiker gekümmert haben, ermordet werden, beginnt die Polizei in der Klinik zu ermitteln.

Nicht nur die Physiker tragen Verantwortung, auch das Publikum ist gefragt.

Soweit zur oberflächlichen Handlungdie mit ihrer Kalter-Krieg-Thematik auch noch wahnsinnig relevant für die heutige Weltpolitik ist. Für Regissuer Abdullah Kenan Karaca ist aber der zwischenmenschliche Konflikt wichtiger, als der der Supermächte. Die Grundfragen des Stücks sind dementsprechend zeitlos: Es frägt nach Fiktion vs. Realität und danach, ab wann ein Mensch von der Gesellschaft als verrückt abgestempelt wird und ob diese Gesellschaft überhaupt in der Lage ist, dies zu beurteilen. 

Der Regisseur Abdullah Kenan Karaca hat uns im Interview verraten, was ihn an dieser Thematik so sehr reizt. Für ihn ist es vor allem der Gedanke der Verantwortung. Einerseits die Verantwortung der Physiker, die die Konsequenzen für ihre Erfindungen tragen müssen und andererseits auch die Verantwortung des Publikums, mit der Materie im Alltag umzugehen. Karaca findet nämlich, dass man nicht unbedingt in eine Irrenanstalt gehen muss, um mit verrücktem Gedankengut konfrontiert zu werden. Er hat beispielsweise ein Interview mit Dürrenmatt gesehen, der selbst einmal Erfahrungen in einer Heilanstalt gemacht hat und kaum unterscheiden konnte, wer Insasse*in und wer Pfleger*in war. Dieses Verschwimmen von Schubladen-Kategorisierung findet sich auch im Stück Die Physiker wieder.

Ein zeitloser Klassiker wird unvoreingenommen interpretiert.

Für das Bühnenbild hat Karaca einen Raum geschaffen, farblich eher kräftig bläulich, architektonisch irgendwie schräg, in dem sich die Klinikinsass*innen und -mitarbeiter*innen begegnen. Karaca findet, dass der Raum auffällt, sodass das Publikum sofort etwas damit assoziieren sollte. Gleichzeitig gibt das Bühnenblid nichts fest vor und lässt alles zu. Perfekt also für ein psychologisches Sozialexperiment, bei dem alles passieren kann.

Einen so bekannten Klassiker wie Die Physiker von Dürrenmatt frisch und unvoreingenommen zu inszenieren, ist nicht einfach. Abdullah Kenan Karaca weiß, dass man ein gewisses Vorwissen voraussetzen könne, weil ja viele das Stück in der Schule gelesen haben. Außerdem wirke die Sprache Dürrenmatts für uns veraltet und klingt gleichzeitig recht einfach, ohne austauschbar zu sein. Diesen Sprachstil wollte Karaca unbedingt berücksichtigen. Aber er wollte auch unbefangen an die Materie herangehen, denn es geht ihm eher um die Zusammenarbeit mit seinen Schauspieler*innen und der gemeinsamen Arbeit an den Figuren. Deshalb haben sie versucht, sich von bisherigen Erfahrungen und Inszenierungen freizumachen. 



Die Premiere von Die Physiker im Münchner Volkstheater findet am 19. Mai um 19:30 Uhr statt. Alle weitern Termine bis Mitte Juli findest du auf der Webseite vom Münchner Volkstheater.

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