Donald Trump kommt zurück – und das sorgt weltweit für Aufsehen. Während seine Anhänger*innen feiern, stellt sich für viele Demokrat*innen und politische Beobachter*innen die Frage, was seine erneute Amtszeit bedeuten wird. Wir sprechen mit Julian Müller-Kahler von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik über die Folgen des Wahlsiegs. Seine Analyse zeigt: Die Auswirkungen reichen weit über die amerikanischen Grenzen hinaus.
Ein Sieg mit Folgen: Die US-Wahl und ihre Gründe
Ein überraschendes Comeback, das viele Fragen aufwirft. Trumps Triumph war ein Schock für das demokratische Spektrum und zeigt, wie tief die gesellschaftlichen und politischen Gräben in den USA inzwischen verlaufen. Laut Müller-Kahler spielten nicht nur persönliche Faktoren der Kandidierenden eine Rolle, sondern auch größere geopolitische Ereignisse und die wirtschaftliche Lage. So war es für Kamala Harris von Anfang an ein schwieriges Rennen. Hohe Inflation, wirtschaftliche Unsicherheit und Konflikte im Nahen Osten brachten viele Wähler*innen dazu, sich für eine alternative Richtung zu entscheiden – auch wenn das bedeutet, zurück zu einer umstrittenen Figur wie Trump zu gehen.
Die Wähler*innenentscheidung zeigt auch, dass tiefergehende Probleme im Land existieren, die der linken politischen Szene zu schaffen machen. Besonders gravierend war die niedrige Wahlbeteiligung in einigen Bevölkerungsgruppen, die traditionell demokratisch wählen. Arabischstämmige Amerikaner*innen, Gewerkschaftsmitglieder und schwarze Männer, die in Staaten wie Michigan und Pennsylvania sonst wichtige Stimmen für die Demokrat*innen abgeben, blieben in großer Zahl zuhause.
Damit verschärft sich die Frage: Haben die Demokrat*innen die gesellschaftliche Lage unterschätzt? Hör dir hier das komplette Interview mit Julian Müller-Kahler von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik an:
Was Trumps Rückkehr für die USA & Europa bedeutet
Julian Müller-Kahler im Interview
Die Unsicherheit für Frauen und Minderheiten wächst
Trump kehrt mit neuen Plänen und einem erneuerten Selbstbewusstsein zurück ins Weiße Haus, das wird aus seinen bisherigen Ankündigungen deutlich. Müller-Kahler geht davon aus, dass er dieses Mal seine Regierung stärker auf absolute Loyalität ausrichtet – das bedeutet, dass er voraussichtlich enge Verbündete und treue Unterstützer in seinem Kabinett platzieren wird. Anders als in seiner ersten Amtszeit wird er vermutlich darauf verzichten, auch kritische Stimmen in sein Team zu holen. Das könnte insbesondere Frauen und Minderheiten betreffen, die bereits während seiner letzten Amtszeit mit politischen Rückschritten konfrontiert waren.
Die derzeitige Konstellation der amerikanischen Institutionen unterstützt Trumps Pläne
Ein konservativer Supreme Court und eine republikanische Mehrheit im Kongress verstärken seine Möglichkeiten, eine konservative Welle durch das Land rollen zu lassen. Für viele Amerikaner*innen bedeutet das Unsicherheit über den zukünftigen Kurs ihres Landes – besonders für jene, die auf politische und gesellschaftliche Fortschritte angewiesen sind.
Der Blick über den Teich: Europa und die NATO
Doch die politischen Veränderungen betreffen nicht nur die USA, sondern haben auch massive Auswirkungen auf Europa. Europa steht an einem entscheidenden Punkt, denn Trumps Rückkehr verstärkt Unsicherheiten in einem transatlantischen Verhältnis, das ohnehin auf wackeligen Beinen steht. Müller-Kahler warnt, dass die Forderungen nach höheren Verteidigungsausgaben für die NATO-Partner wohl erneut aufkommen werden – möglicherweise auf über vier Prozent des BIP. Das belastet besonders Deutschland, das aktuell selbst in einer Regierungskrise steckt und mit zusätzlichen Unsicherheiten umgehen muss.
Trump hat bereits während seiner ersten Amtszeit deutlich gemacht, dass er die NATO-Bündnispartner stärker in die Verantwortung ziehen will. Auch wenn ein direkter Austritt der USA aus der NATO nicht wahrscheinlich ist, wird Trump wohl erneut mit solchen Drohungen taktieren, um seine Verhandlungsposition zu stärken. Für Europa, das stark auf transatlantische Stabilität und Sicherheitskooperation angewiesen ist, bedeutet das neue Herausforderungen und erhöhten Druck.
Demokratie und die Gefahr des Machtmissbrauchs
Eine wiederkehrende Frage in den USA ist, inwieweit Trump die demokratischen Institutionen des Landes weiter schwächen könnte. Müller-Kahler sieht die Gefahr, dass Trump mit Hilfe seiner loyalen Administration und einer republikanischen Mehrheit im Kongress bestehende diplomatische Bemühungen und gesetzliche Regelungen zurückdrehen könnte – insbesondere im Bereich Klimaschutz. Sollte er in dieser Hinsicht tatsächlich durchgreifen, könnte die amerikanische Demokratie einen weiteren Schritt in Richtung autokratischer Strukturen machen.
Die Sorge, dass sich Trump als Präsident zunehmend unberechenbar verhalten könnte, treibt viele Amerikaner*innen um. Mit seinen bisherigen Aussagen hat er klar gemacht, dass er vor extremen Maßnahmen nicht zurückschreckt. Die möglichen Rückschritte, die eine Trump-Regierung bewirken könnte, haben nicht nur innenpolitische Folgen, sondern auch globale Auswirkungen.
Trumps Rückkehr: Ein Wendepunkt für die USA und die Welt
Trump ist also zurück – und seine Rückkehr könnte die USA und die internationale Politik langfristig verändern. Wie Julian Müller-Kahler betont, wird sich zeigen, ob die Demokrat*innen aus den Fehlern lernen und eine Strategie entwickeln, die den gesellschaftlichen Gräben entgegenwirkt. Die transatlantischen Beziehungen, das politische Klima in den USA und die Weltpolitik stehen vor einem Wendepunkt.
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