Wenn aus Hund und Mensch ein Therapieteam wird

Wenn aus Hund und Mensch ein Therapieteam wird

Therapiebegleithunde ausbilden: Stephanie Lang von Langen im Interview

Mit ihrem Wunjo-Projekt bildet Stephanie Lang von Langen Hunde und ihre Halter*innen zu Therapieteams aus.


Der beste Freund des Menschen

Stephanie Lang von Langen ist Hundetrainerin und Tierpsychologin und außerdem Gründerin und Leiterin des Wunjo-Projekts, einem Ausbildungszentrum für Therapiebegleithunde. Wie die Ausbildung genau abläuft, ob jeder Hund dafür geeignet ist und welche besonderen Momente ihr bis heute in Erinnerung geblieben sind, erzählt sie uns im Interview.
  • Stephanie Lang von Langen im Interview
    Das komplette Gespräch zum Anhören

Das Projekt ist nach ihrem eigenen Hund Wunjo benannt

Wunjo war Rettungshund und wurde vor einigen Jahren gemeinsam mit Stephanie eingeladen, Menschen im Senior*innenheim zu besuchen - das war der Schlüsselmoment für Stephanie, um das Projekt ins Leben zu rufen.

"Und dann tat sich in mir der Wunsch auf, dass ich gesagt habe: Mein Gott, das ist so schön wie die Menschen sich freuen, sprechen, erzählen, dass das eigentlich noch viel mehr Menschen machen sollten mit ihren Hunden. Das war die Idee." - Stephanie Lang von Langen

foto2_300dpi.jpg
Stephanie Lang von Langen mit ihrem Therapiebegleithund

Die Ausbildung von Therapiebegleithunden

"Es ist immer ein Mensch, ein Hund, die gemeinsam diese Ausbildung durchlaufen und später eben in sozialen Einrichtungen, Schulen, Krankenhäusern, Kliniken, ja einfach Menschen unterstützen beim Heilungsprozess und aber auch vielleicht manchmal ihnen nur ein Lächeln ins Gesicht zaubern [...]." - Stephanie Lang von Langen

Zwischen Hund und Mensch besteht eine ganz besondere Beziehung, erklärt Stephanie:
"Der Hund ist daran interessiert, mit uns Menschen in Kontakt zu gehen, er ist in der Lage, unsere Körpersprache, unsere Stimme, unsere Stimmung und auch unsere Wörter zu interpretieren. Also das ist unglaublich, wozu Hunde in der Lage sind. Und andere Tiere sind zwar auch mit den Menschen irgendwie zusammen und interessiert, aber haben nicht die Fähigkeit - und das Interesse vor allem - Dinge zu interpretieren, die von uns aus kommen, also mit uns ins Gespräch zu gehen, ganz einfach." - Stephanie Lang von Langen



Auch Musik kann eine gewisse therapeutische Wirkung haben - klick einfach auf das Bild und du landest direkt im egoPURE Stream, wo du ohne viel Werbung so viel Musik kostenlos streamen kannst, wie du willst.

online-radio-mit-alternativer-musik-abseits-vom-mainstream.jpg


Voraussetzungen für Therapiehunde

Die wichtigste Voraussetzung ist, dass der Hund sich dabei wohlfühlt, etwas gemeinsam mit Menschen zu tun. Außerdem sollte er freundlich, offen und neugierig sein, es ist aber kein Problem, wenn er etwas zurückhaltender ist. Fast jede Rasse ist geeignet, natürlich gibt es aber Hunde, die zum Beispiel explizit als Wachhunde gezüchtet wurden, die sind vielleicht weniger geeignet, erklärt Stephanie Lang von Langen. Grundsätzlich sagt sie:

"Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es ganz viele Hunde gibt, die wirklich diese Arbeit gerne machen." - Stephanie Lang von Langen

Es ist aber wichtig, dass die Hunde schon eine Weile bei ihrem Menschen sind und zwischen den beiden bereits eine Vertrauensbasis herrscht, außerdem sollten die Hunde erzogen sein. Die Bedürfnisse des Hundes stehen dabei immer an erster Stelle. Stephanie betont:

"Wir wollen die Hunde nicht dressieren, es sind keine Zirkustiere, die dann irgendwas vormachen [oder] tanzen, sondern wir wollen die Hunde, ihre Persönlichkeit, entsprechend fördern. Also die sollen nichts machen, was sie nicht wollen." - Stephanie Lang von Langen


Wenn der Hund nach einer halben Stunde keine Lust mehr hat, wird das akzeptiert. 

Zudem sollte der Rhythmus der Hunde immer beachtet werden - Hunde schlafen und dösen zum Beispiel circa 20 Stunden am Tag. Therapiehunde des Wunja-Projekts dürfen nur ein- bis zweimal pro Woche für eine Stunde eingesetzt werden.

"Das ist so anstrengend für die Hunde weil sie ja nicht nur auf mich hören müssen und aufpassen, sondern auch auf den Patienten, Klienten, Besuch. Mal ist es eine Gruppe, mal ist es eine Einzelperson. Aber trotzdem, das ist viel los, Gerüche, Geräusche, fremde Umgebung. Also das ist nicht zu unterschätzen." - Stephanie Lang von Langen

Deswegen ist es auch wichtig, dass die Menschen lernen, auf die Stresssignale ihres Hundes zu achten. Während der Ausbildung durchlaufen die Teams deswegen auch mehrere Praktika, um verschiedene Bereiche kennenzulernen und herauszufinden, was zum Hund passt.

"Wenn dein Hund jetzt sagt, Kinder finde ich doof, aber Senioren toll oder andersherum, dann hat immer der Hund Recht und dann machen wir das auch so." - Stephanie Lang von Langen


Wenn du dich für das Tiere interessierst, schau doch mal hier vorbei. Dort findest du spannende Artikel, zum Beispiel zu Speziesismus oder den reichsten Haustieren der Welt.


Hunde können viel bewegen

Grundsätzlich kann man sagen, dass Hunde sehr aktivierend sind, erklärt Stephanie. Sei es Menschen zu motivieren, das Bett zu verlassen, sie zum Reden zu bringen oder dabei zu helfen, den Alltag von Menschen zu durchbrechen und Freude zu bringen.

"Wir haben schon so schöne Erlebnisse gehabt, wie Menschen zum Beispiel in einer Reha-Einrichtung wieder laufen lernen sollen und das ist aber alles so mühsam und mit den Krücken. Und jetzt ist jetzt aber der Hund da und dann drückt man dem Menschen die Leine in der Hand und zack, liegen dir Krücken in der Ecke und es geht plötzlich alles." - Stephanie Lang von Langen 

Das sind die Momente in denen man sieht, warum es sich lohnt, diese Arbeit zu machen, erzählt uns Stephanie weiter. Stephanie selbst hat mal eine Dame besucht, die nicht gesprochen und nur ins Leere gestarrt hat. Sie hat sie jede Woche mit ihrem Hund besucht und ihr Dinge erzählt, drei oder vier Monate, ohne eine Reaktion zu bekommen. Dann eines Tages hat die Dame gefragt: "Haben sie denn keinen Schäferhund?"

"Und wir haben natürlich ein Team gefunden mit einem Schäferhund und das war dann der Durchbruch und sie hat gesprochen, sie hat einfach wieder gesprochen, das war wunderschön." - Stephanie Lang von Langen

Ein anderes mal hat Stephanie einen alten, blinden und sehr dementen Mann besucht und in dem Moment, in dem er das Fell des Hundes berührt hat, kamen viele Erinnerungen von seinen eigenen Hunden hoch, die er mit ihr geteilt hat. 
"Für diese Augenblicke lohnt sich alles." - Stephanie Lang von Langen



Hast du auch ein Haustier, mit dem du eine ganz besondere Verbindung hast? Schreib's uns an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder per WhatsApp an 089/360 550 460.

Design ❤ Agentur zwetschke