Wir werfen mal einen Blick auf legendäre Platten, die nicht nur in musikalischer, sondern auch in finanzieller Hinsicht Rekorde brechen.
Goldschätze beim Plattenkauf
Limitiert, Testpressungen, signiert oder einfach schwer zu bekommen. Manche Platten sind so wertvoll, dass sie mittlerweile richtige Wertanlagen sind. Deswegen lohnt es sich vor dem Besuch beim Plattenladen oder Flohmarkt, dass du dich mal ein bisschen schlau machst, welche Schätzchen denn da draußen auf dich warten und auf was du achten solltest. Einige Schallplatten haben dabei für so viel Geld den oder die Besitzer*in gewechselt, dass man nur davon träumen kann – die Chance, dass du eine der folgenden Platten zu einem moderaten Preis findest, geht gegen null. Warum sie so wertvoll sind, erfährst du jetzt hier.
Queen – "Bohemian Rhapsody"/"I'm In Love With My Car"
Die Alpha-Single
The Smiths - "Hand In Glove"/"Handsome Devil"
Arm in Arm mit dem Teufel
The Beatles - White Album
Es ist der 7. September 2015 in Beverly Hills: Ringo Starr, Drummer der Beatles, hat vor Kurzem eine Vinyl-Ausgabe des weißen Albums aus dem Safe geholt und spielt sie noch einmal auf dem Plattenteller. Es ist nicht irgendeine Pressung des legendären Albums, sondern es ist eine mit der Seriennummer 000001. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass es sich dabei um die erste Ausgabe aus dem Presswerk handelt – für Sammler*innen eine Sensation. Denn niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, dass es diese Platte überhaupt noch gibt. Ringo gibt sie zur Versteigerung frei und rechnet erstmal mit 50.000 oder 60.000 Dollar... Doch der Hammer fällt erst viel, viel später: Schlappe 650.000 Dollar erzielt die Platte.
Augenscheinlich hat Ringo die verrückten Sammler*innen Herzen ein wenig außer Acht gelassen. 650.000 Dollar für eine Platte, von der bis heute schätzungsweise 25 Millionen Kopien über den Ladentisch gegangen sind. Aber eben nur eine mit der Nummer 000001.
Sex Pistols - "God Save The Queen/No Feeling"
Die BBC weigerte sich ursprünglich, den Song in ihrem Programm zu spielen und im Mai 2022 wurde die Platte noch einmal neu aufgelegt – nämlich zum 70-jährigen Thronjubiläum der Queen.
God Save the Queen von den Sex Pistols war – wie es sich für eine Punkband gehört – kontrovers. Und zwar schon zu Beginn, als der Song noch "No Future" hieß. Erst später wurde der Titel in "God Save The Queen" geändert und 1977 zum silbernen Thronjubiläum veröffentlicht. Der kontroverse Text legt dabei unter anderem nahe, dass die Queen gar kein menschliches Wesen sei und spricht von einem faschistischen System. Sänger Johnny Rotten wollte damit nach eigener Aussage die Arbeiterklasse in England unterstützen. Dass sich jemand aus der Arbeiterklasse die Originalplatte leisten kann, ist unwahrscheinlich. Sie steht momentan auf Platz 6 der wertvollsten Platten überhaupt.
Der Grund: Das Label A&M hatte schon ein paar Tausend Exemplare pressen lassen, bevor der Vertrag mit der Band aufgelöst wurde – und so ist God Save The Queen mit der B-Seite "No Feeling" ganz oben auf der Wunschliste der Vinyl-Fans. Die Band selbst weiß das auch. Sie schrieb zur Wiederveröffentlichung 2022: "Eine der meistgesuchten Platten kehrt zurück in die Regale" – dass die Neupressung aber jemals den Wert des Originals erreicht, bezweifeln wir eher.
The Velvet Underground & Nico - The Velvet Underground & Nico
Was kommt dabei raus, wenn eine deutsche Sängerin, eine Rockband aus New York City und einer der weltweit bekanntesten Kunst-Ikonen sich zusammentun? Genau, eine der wertvollsten Platten überhaupt. Das selbstbetitelte Album von The Velvet Underground, die New Yorker Band, und Nico, die deutsche Sängerin, aus dem Jahr 1967 gehört heute zu den begehrtesten der Welt. Ach ja, die Kunst-Ikone fehlt noch. Produziert hat die Platte nämlich niemand Geringeres als Andy Warhol, Mitbegründer und wohl bekanntester Vertreter der Pop Art.
Lou Reed, Sänger von The Velvet Underground, erzählte später in einem Interview: Der größte Beitrag von Warhol bestand darin, dass sich niemand traute, sich in die Produktion einzumischen – der Respekt vor ihm war einfach zu groß.
Sowohl musikalisch als auch bei den Themen – Drogen oder SM zum Beispiel – war die Platte sehr experimentell und landet auch deshalb in allen möglichen Ranglisten der besten Alben aller Zeiten sehr, sehr weit oben. David Bowie, der damals schon vor dem Release reinhören durfte, hat es einmal so formuliert:
"Alles, was ich wirklich über Rockmusik wissen musste, erschloss sich mir plötzlich durch eine einzige unveröffentlichte Platte. […] Mit dem Spaß war es nun offensichtlich vorbei. Das hier war von einer Coolness, die ich nie für möglich gehalten hatte, es war überwältigend."
Das gilt übrigens auch für das Cover – entworfen von Andy Warhol – und der Grund, warum das Ganze auch als "Bananenalbum" bekannt geworden ist.
Queen - "Bohemian Rhapsody"/"I'm In Love With My Car"
Wie Roger Taylor zum Thema Verkehrswende steht, wissen wir leider nicht. Dass die Jungs von Queen etwas für verschiedene Gefährte übrig hatten, lässt sich nur schwer leugnen (Stichwort "Bicycle Race"!) Aber in diesem Fall ist ein anderes Fahrzeug Teil einer der wertvollsten Schallplatten überhaupt: Das Auto.
"I'm in love with my car" erschien 1975 als B-Seite einer der wohl bekanntesten Queen-Singles: "Bohemian Rhapsody". Auf dem zugehörigen Album A Night At The Opera ist der Auto-Song der einzige von Roger Taylor geschriebene. Und sein Auto ist sogar Teil des Songs! Die Sounds im Song stammen nämlich von seinem Alfa Romeo. Manche Musikkritiker*innen bezeichnen ihn sogar als schönsten Lovesong überhaupt und auch später wird das Ganze nochmal aufgegriffen. Im Queen-Film Bohemian Rhapsody gibt es immer wieder Anspielungen auf den ungewöhnlichen Liebesbeweis. So stellt zum Beispiel Brian May seinem Bandkollegen Roger Taylor die Frage, welcher denn der sexyste Teil seines Autos sei.
Solange du jetzt noch überlegst, was das bei deinem Auto, Fahrrad oder E-Scooter sein könnte, sagen wir dir noch: Schlag zu, wenn du die Platte in die Finger kriegst. Sie gehört laut einer Rangliste zu den 20 wertvollsten überhaupt – wie das bei Oldtimern eben so ist…
The Smiths - "Hand In Glove"/"Handsome Devil"
Für schlappe 250 Pfund – ausgelegt von ihrem Manager Joe Moss – mieteten sich Mike Joyce, Andy Rourke, Johnny Marr und Morrissey aka The Smiths einen Tag in den Strawberry Studios im britischen Stockport ein. An einem Februartag im Jahr 1983 entstand die erste Aufnahme des ersten Songs der Band, geschrieben von Gitarrist Johnny Marr und Sänger Morrissey. Der war aber nicht ganz zufrieden und fuhr eine Woche später extra nochmal hin, um seine Vocals neu aufzunehmen. Bei den Labels Factory und EMI waren sie schon abgelehnt worden und so ging es Rough Trade nach London. Fast sofort, nachdem deren Chef das Demotape mit den Songs "Hand in Glove" und "Handsome Devil" darauf gehört hatte, rief er die Band an.
Der Deal war: Wir veröffentlichen "Hand in Glove" als Single, dann schauen wir mal weiter… Im Mai war es soweit. In die UK Single Charts schaffte man es zwar nicht, dafür aber auf Platz 3 der UK Indie Charts. Vielleicht noch wichtiger: Die Debüt-Single brachte so viel Aufmerksamkeit, dass The Smiths zu BBC Radio 1 eingeladen wurden, genauer gesagt zu einer Live-Session mit Radiolegende John Peel.
Danach ging es lange bergauf, kommerziell waren The Smiths zwar nicht herausragend erfolgreich, hatten dafür aber eine sehr treue Fanbase – auch unter vielen späteren Bands. Oasis, Blur, The Libertines oder Radiohead bezeichnen sie als Einfluss. Kein Wunder, dass ihre Debüt-Platte unter den Top 50 der wertvollsten Vinyl überhaupt landet. Und wer weiß, ob sie nicht sogar noch ein bisschen wertvoller wäre, wenn Morrissey ab und zu einfach nicht seine Meinung äußern würde…
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