Kreativ gründen in München

Kreativ gründen in München

Wie die Rahmenbedingungen in der Kultur- und Kreativwirtschaft gefördert werden

Sie machen München bunt, laut, innovativ und stoßen trotzdem oft an Grenzen: Kreative. Im Gespräch erklärt Dr. Olaf Kranz von 'Kreativ München', warum die Kultur- und Kreativwirtschaft systemrelevant ist und warum ohne strukturelle Veränderungen viele Talente auf der Strecke bleiben.

Kultur und Kommerz – wie funktioniert das?

Die Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) wird oft unterschätzt. Dabei ist sie ökonomisch und gesellschaftlich hochrelevant: Laut Olaf Kranz gehört sie zu den wachstumsstärksten Branchen und rangiert bei der Zahl der Selbstständigen direkt hinter der Gastronomie. In München zählt sie zu den tragenden Säulen des Innovations-Ökosystems. Kranz spricht sogar von "systemrelevanten" Unternehmen – und meint damit nicht nur große Verlagshäuser oder Filmfirmen, sondern auch unabhängige Medien wie egoFM. Im Interview erzählt er, wie die Stadt München kreative Menschen unterstützt und warum Scheitern Teil des Prozesses sein muss.
  • Was braucht München, um kreativ zu bleiben?
    Dr. Olaf Kranz von Kreativ München im Interview

Kreativ München: Entwicklungseinheit für die Kultur- und Kreativwirtschaft in München

Ob Architektur, Musik, Film, Design oder Mode, in München gibt’s für kreative Köpfe einen zentralen Anlaufpunkt: Kreativ München. Die Einrichtung versteht sich als "Entwicklungseinheit" für die Kultur- und Kreativwirtschaft der Stadt. Ihr Ziel: kreative Vorhaben unterstützen, Innovationen ermöglichen, Räume schaffen, Orientierung bieten. Die Projekte reichen dabei von kostenlosen Beratungen über Veranstaltungsreihen bis zu Zwischennutzungen im Kreativquartier.

Die sogenannte KKW (also Branchen wie Design, Architektur, Musik, Film, Games, Literatur oder darstellende Kunst) ist wirtschaftlich alles andere als eine Nische. In München arbeiten zehntausende Menschen in kreativen Berufen, viele davon selbstständig. Besonders viele sind es in Bereichen wie Musik, Text, Illustration oder Journalismus – Tätigkeiten, die eng mit gesellschaftlicher Kommunikation und kultureller Identität verbunden sind. Trotzdem sind es oft genau diese Akteur*innen, die am wenigsten Unterstützung bekommen.

Gründen in der Kreativbranche ist schwierig

Das liegt nicht nur an der Förderlogik, sondern auch an den Strukturen: Wer ein Tech-Startup gründet, findet in München Accelerators, Investorennetzwerke und passgenaue Förderprogramme. Kreative Unternehmen stehen dagegen häufig ohne tragfähiges Netz da, obwohl sie genauso unternehmerisch arbeiten. Medien wie egoFM sind laut Dr. Olaf Kranz ein gutes Beispiel dafür: Entstanden aus einer Haltung, gewachsen durch eine Mischung aus Innovation, Kulturverständnis und Durchhaltevermögen. 

Laut Dr. Kranz ist das Ganze ein strukturelles Problem: Kreative Unternehmen bringen eine andere Art von Innovation hervor. Zwar keine technologische, jedoch eine kulturelle oder gesellschaftliche. Diese lässt sich schwerer messen, skaliert anders und funktioniert selten über Patente. Viele öffentliche Förderstrukturen sind dafür schlicht nicht gemacht.

Nachhaltig, kreativ und systemisch mitgedacht

Deshalb arbeitet Kreativ München auf mehreren Ebenen: mit individueller Beratung, Veranstaltungen und Netzwerken, aber auch mit Studien und politischen Empfehlungen. Ziel sei es, die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass kreative Gründungen nicht ständig gegen Systeme anarbeiten müssen, die sie nicht mitdenken. Besonders relevant ist dabei das Thema Raum: bezahlbare Arbeitsplätze, Proberäume, Ateliers. Denn kreative Arbeit braucht physische Orte und auch mal Lärm, Schmutz und Platz für Experimente.

Hinzu kommt der mentale Raum: Die gesellschaftliche Akzeptanz für ungewöhnliche Lebensläufe, Brüche, trial and error. In einer Welt, die auf Effizienz und Optimierung ausgelegt ist, fällt es schwer, kreative Prozesse zu rechtfertigen – obwohl genau sie es sind, die kulturellen Fortschritt ermöglichen.

Mehr zum Angebot von Kreativ München findest du hier.

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