Es wird einen Skandal um ein KI-geschriebenes Buch geben
Günter Keil im Interview
Stell dir vor, es wird enthüllt, dass hinter einem Beststeller in Wahrheit eine KI steckt. Dass es zu diesem Szenario in den nächsten Jahren kommt, da ist sich Literaturkritiker Günter Keil sicher. Wie er die Entwicklung einschätzt und was er von BookTok hält, erzählt er im Interview.
Mehrere hundert Bücher im Jahr
In unserer Literatursendung, der egoFM Buchhaltung, spricht Journalist, Moderator und Literaturkritiker Günter Keil mit Autor*innen und hat für jeden Anlass und Geschmack den passenden Buchtipp. Im Interview spricht er über seinen Job als Literaturkritiker, über Skandale in der Literaturwelt und darüber, warum man Bücher manchmal einfach abbrechen muss.
"Es tut mir leid gegenüber den Autor*innen, weil ich hab so großen Respekt davor, ein Buch zu schreiben, aber es muss bei mir einfach sein, weil ich muss mehrere 100 Bücher im Jahr lesen, sonst habe ich keinen Überblick und es passiert wirklich dauernd, dass ich mir eine Grenze setze und sage 20 Seiten oder 50 Seiten - kann natürlich variieren, dann gefällt es mir doch und ich les vielleicht noch ein bisschen mehr - merke aber schon: Nee, wahrscheinlich werde ich es abbrechen. Es muss sein, ich muss abbrechen, ich muss aussteigen und es gibt natürlich alles, dass ich auch noch mal nach 2 Wochen reinlese und dann denke 'Oh, [ich] war vielleicht in einer komischen Stimmung, jetzt gefällt es mir doch besser' oder umgekehrt, dass ich dann merke, 'Oh nee, ist überhaupt nicht mein Ding', obwohl mir der Anfang so gut gefallen hat." - Günter Keil
Das komplette Interview mit Günter Keil kannst du hier anhören:
Günter Keil im Interview
Das komplette Gespräch zum Anhören
Künstliche Intelligenz als Autor*in?
Apropos Respekt vor Autor*innen: Erst im Sommer haben mehrere Schriftsteller*innen einen offenen Brief an Tech-Konzerne verfasst und ihre Sorgen vor Künstlicher Intelligenz beklagt. Auch auf der Frankfurter Buchmesse gab es viele Panels und Diskussionen zu diesem Thema, erzählt Günter.
"Alle haben diskutiert, Autor*innen haben Riesenangst, verstehe ich, hätte ich an ihrer Stelle auch [...]. Ich halte es für sehr gefährlich und auch realistisch, dass KI immer mehr Einfluss nehmen wird. Ich bin mir sicher, dass es schon in den nächsten Jahren einen Fall geben wird, ein Skandal, bei dem enthüllt wird, dass ein Buch, eine gefeierte Autorin, eine KI war." - Günter Keil
Ein Bereich, in dem das Thema Künstliche Intelligenz mehr oder weniger bereits eine Rolle spielt, ist Social Media. Innerhalb der letzten zwei Jahre hat sich vor allem TikTok als digitaler Ort für Buchfans etabliert - BookTok. Es gibt dort Buchtipps, BookToker*innen empfehlen ihre liebsten Fantasy oder Young Adult Bücher und einige Bücher, zum Beispiel die der Autorin Colleen Hoover, haben sich dadurch millionenfach verkauft. In fast jeder großen Buchhandlung gibt es mittlerweile ganze Tische mit BookTok-Empfehlungen.
Wie sieht Günter dieser Entwicklung?
"Ich find's grundsätzlich super. [...] Und was wirklich unglaublich war, dass auch diesen Herbst auf der Frankfurter Buchmesse der erste TikTok-Book-Award verliehen wurde [...] und die ganze Branche - auch vor allem halt die Konservative - so dachte: 'Moment mal, das geht doch nicht, ihr könnt es doch jetzt nicht vermischen?' [...] Indie-Literatur oder die Hochliteratur, die ist da nicht dabei, [...] ist jetzt auch nicht schlimm, hauptsache Bücher werden da auch gefeatured, weil stellen wir uns mal umgekehrt vor, da würde nicht über Bücher berichtet und geschwärmt werden, [das] wäre doch viel schlimmer." - Günter Keil
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