Die besten Western aller Zeiten

Die besten Western aller Zeiten

Diese Filme sollte man kennen

Von  Simon Kerber & Fred Schreiber
Du willst ins Western-Genre einsteigen und hast keine Ahnung, wo du anfangen sollst? Hier findest du deine Antworten.
  • Spiel mir das Lied vom Tod
    Die besten Western aller Zeiten
  • Rio Bravo
    Die besten Western aller Zeiten
  • High Noon
    Die besten Western aller Zeiten
  • Die glorreichen Sieben
    Die besten Western aller Zeiten


Die Entwicklung des Western

Die Hochphase hatte der Western von den 40ern bis Ende der 60er Jahre, da war der Western das umsatzstärkste Genre für die US-amerikanische Filmindustrie. Mit Schauspielern wie John Wayne, Cary Cooper und James Stewart als Helden und John Huston, John Ford und Sam Peckinpah als Regisseuren. Und die Thematik war eigentlich immer: Einsamer Held kämpft gegen Bösewichte und rettet Frau.

Viel Geschichte der USA gab es vor 1940 noch nicht.

Im Wesentlichen war es die der Eroberung und Zivilisierung des Wilden Westens im 19. Jahrhundert, deren Ende um 1900 grade erst abgeschlossen war. Deshalb waren die Motive der Filme natürlich die Kämpfe gegen die Indigenen Völker, die Planwagentrecks, die Urbarmachung des Landes und die Durchsetzung von Law und Order gegenüber den Schurken in den neu erbauten Städten. Damit gab man den Amerikaner*innen so etwas wie eine erste Identität im Sinne von "Du kannst dir alles selbst erschaffen – und wenn du es hier nicht schaffst – Go west."

Als ab den 60ern in den USA innenpolitisch ganz andere Themen aufgetreten sind, hat das nicht mehr so funktioniert.

Es ging um Student*innen-, Bürgerrechts-, Frauen- und Antikriegsbewegungen und man hat von den Pistoleros und den Sherriffs auf der Leinwand keine Antworten mehr auf gesellschaftliche Fragen bekommen. Den Western gab es dann zwar weiterhin, aber mit komplexeren Drehbüchern und komplizierten Charakteren, die nicht mehr ganz dem Massengeschmack entsprochen haben. Das waren dann sogenannte Antiwestern, mit eher gebrochenen Helden, mit stärkeren Frauenrollen, mit einer sympathischeren oder sogar moralisch höher stehenden amerikanischen Urbevölkerung und einer kritischeren Haltung gegenüber Regierung und Militär.

Dass sich zur selben Zeit in Italien ein ganz eigener Westernstrang entwickelt - der Italowestern - das ist vor allem das Werk eines einzelnen Mannes: Sergio Leone. Er hat die Charaktere aus der Hochzeit des amerikanischen Westerns noch überzeichnet und als Kunstgriff vor allem die Schurken zu den Helden gemacht. Außerdem hatte er einen Blick für Schauspieler - weil er sich die Hollywood-Stars schlicht und einfach nicht leisten konnte, musste er eine Schublade tiefer greifen und hat da zum Beispiel einen Clint Eastwood rausgezogen.

Dann ist aber auch dem Italowestern das passiert, was immer passiert.

Nach großen Erfolgen wurde auch dieses Genre immer selbstironischer, beispielsweise mit den Django-Filmen, und zum Schluss ist man dann bei Spaß und Prügelwestern mit Bud Spencer und Terence Hill gelandet. Und dann wars aus.

Danach gab es immer wieder Einzelerfolge in Hollywood wie Kevin Kostners Der mit dem Wolf tanzt oder auch Quentin Tarantinos Django Unchained. Aber die absolute Glanzzeit des Westerns war in den 40ern und 50ern als die Geschichte von Law and Order, von Cowboys und Indigenous People und Farmern und Viehdieben gereicht hat, um Kinosäle zu füllen.

Spiel mir das Lied vom Tod

Es ist wohl einer der bekanntesten Filmsoundtracks, den der Italiener Ennio Morricone geschaffen hat. Am 21. Dezember 1968 sorgen die einfachen Klänge aus der Mundharmonika zum ersten Mal für Gänsehaut. Die Musik entsteht übrigens VOR dem Film. Regisseur und Kino-Legende Sergio Leone dreht die Szenen nach der Musik seines Freundes Morricone. 


Eine der legendären Szenen des Films, wahrscheinlich sogar der Kinogeschichte, kommt allerdings ganz ohne Musik aus: die Eröffnungssequenz. Die Fliege, die einem Mann im Gesicht herumfliegt ist eins der bestimmenden Geräusche der minutenlangen Szene an einem Bahnhof mitten im Nirgendwo im Staub der Halbwüste.

Die heute weltbekannten Bildern kommen damals weniger gut an. Ein Redakteur des Spiegel schreibt damals: "Minutenlang verharrt die Kamera auf dem Kinn eines Banditen, über das eine lästige Fliege krabbelt, für nichts und wieder nichts", in der New York Times ist von einem absurd schlechten Film die Rede. Heute ist Spiel mir das Lied vom Tod Kult und landet in Umfragen locker unter den Top 50 der besten Filme überhaupt. Natürlich auch dank Stars wie Henry Fonda, Claudia Cardinale und Charles Bronson – aber vor allem wahrscheinlich wegen dieser einen Melodie…


Nicht nur der Soundtrack von Spiel mir das Lied vom Tod ist weltbekannt, sondern auch ein ganz bestimmter Schrei, der in Westernfilmen seinen Ursprung hat. Was es mit dem Wilhelmsschrei (Wilhelm Scream) auf sich hat und warum du ihn garantiert schon gehört hast, erklären wir dir hier.

Rio Bravo

1955. Howard Hawks, einer der ganz großen Regisseure des klassischen Hollywoodkinos, hat grade ein Riesenprojekt, den Monumentalfilm Land der Pharaonen, buchstäblich in den Sand gesetzt. 12.000 bezahlte Statist*innen, eine endlose Drehzeit treiben die Kosten in astronomische Höhen, ein schwaches Drehbuch und noch schwächere Schauspieler*innen lassen den Film bei Publikum und Kritiker*innen durchfallen.

Um keinen weiteren Flop zu produzieren, lässt sich Hawks drei Jahre Zeit für sein nächstes Projekt. Das Genre steht für ihn fest - ein Western soll es sein. Aber mit einem entscheidenden Unterschied zu den Streifen aus früheren Zeiten: Nicht mehr die Handlung soll im Vordergrund stehen, sondern die Charaktere: John Wayne als Sherriff der texanischen Stadt Rio Bravo, Dean Martin als Gehilfen und Ricky Nelson als Revolverheld wollen einen Gefangenen vor der Lynchjustiz bewahren bis der Marshall eintrifft, um ein ordentliches Urteil zu sprechen. Keine leichte Aufgabe, denn der Mob will den Mörder lieber früher als später hängen sehen.

Zwar spielt John Wayne wie gewohnt den Law- and Order Sheriff, der über jeden moralischen Zweifel erhaben ist. Aber gerade Showstar Dean Martin als trunksüchtiger, gebrochener Gehilfe verkörpert eine Figur, wie man sie im Western bis zum Jahr 1958 noch nie erlebt hat. Doch natürlich hat auch der seine obligatorische Gesangseinlage im Film.


Rio Bravo gilt gemeinhin als einer der besten Western aller Zeiten und sogar Filmemachergenie Quentin Tarantino soll diesen Film immer seinen potentiellen Freundinnen gezeigt haben, einfach um zu testen, ob sie auf der gleichen Wellenlänge mit ihm liegen.

High Noon

Zwischen "Das unamerikanischste Ding, das ich jemals in meinem Leben gesehen habe" und vier Oscars bewegten sich die Reaktionen auf den Western-Klassiker aus dem Jahr 1952. Die Hauptrollen in 12 Uhr mittags oder eben im Original High Noon nehmen Gary Cooper alias Town Marshall Will Kane und Grace Kelly als seine Frau Amy Fowler Kane ein. Ein Western, zwei Superstars dieser Zeit - wo liegt also das Problem?

Der Film entspricht nicht den typischen Western-Klischees. Vor allem beim abschließenden Kampf zwischen Marshall Kane, seinem Widersacher und Duell-Gegner Frank Miller und dessen Bande. Zwei der Bandenmitglieder kann die Hauptfigur zwar erledigen, Nummer 3 aber wird von seiner Frau erschossen. Nur so kann er am Ende überhaupt als Sieger aus der Kampf hervorgehen. Ein Mann, der von seiner Frau abhängig ist - und das auch noch in einem Western, pah! Und trotzdem erhält Gary Cooper einer der insgesamt vier Oscars, in seinem Fall als bester Hauptdarsteller. Einen anderen - und auch einen Golden Globe - gibt es für die beste Titelmusik: "The Ballad of High Noon" wird doppelt ausgezeichnet. Der Song ist auch bekannt als "Do not forsake me" - übersetzt "Verlass mich nicht". Vielleicht auch deswegen gilt High Noon als Lieblingsfilm von Ex-US-Präsident Bill Clinton, der ihn allein während seiner Amtszeit 17 mal gesehen haben will.

Die glorreichen Sieben

Die Vorlage für einen der besten Western aller Zeiten stammt aus… Japan! Akira Kurosawa, einer der wohl einflussreichsten Regisseure aller Zeiten, verfilmte im Jahr 1954 die Geschichte der Seven Samurai. Banditen überfallen regelmäßig ein kleines Dorf, bis die Bewohner die besagten sieben Samurai anheuern, um sie von ihren Peinigern zu befreien.

Regisseur John Sturges verlegt die gleiche Geschichte von Japan nach New Mexico und aus den Sieben Samurai werden Die glorreichen Sieben. Und zwar mit einer Starbesetzung die im Jahre 1960 wohl ihresgleichen sucht: Yul Brynner, Steve McQueen, James Coburn, Charles Bronson, Horst Buchholz, Rover Vaughn und James Dexter werden von den Dorfbewohnern als sieben-Mann Armee angeheuert.
Der Bösewicht, den man loswerden will, wird von Eli Wallach verkörpert. Jenem Schauspieler übrigens, der es keine fünf Jahre später an der Seite von Clint Eastood in The Good, the Bad and the Ugly zu Weltruhm bringen sollte. Es kommt wie es kommen muss, das Dorf wird gerettet, die Sympathieträger überleben und die eher gebrochenen Charaktere unter den Magnificent Seven sterben den Heldentod.

Während der Dreharbeiten soll es wohl vor allem zwischen den beiden Alphatieren im Cast - nämlich Yul Brynner und Steve McQueen - zu einem kleinen Machtkampf gekommen sein, der dazu geführt hat, dass die beiden über Wochen hinweg nur ihre Dialoge miteinander gewechselt haben. Trotzdem - der Film wurde zu einem der erfolgreichsten Western aller Zeiten. Dazu hat neben dem Starensemble und der hervorragenden Vorlage fürs Drehbuch aus Japan auch die Filmmusik maßgeblich beigetragen. Elmer Bernsteins The Magificent Seven gehört heute zu den meistzitierten Filmscores des Kinos… 

 


No Country for Old Men

Ist es ein Western? Ist es ein Thriller? Die Meinungen zu No Country for Old Men variieren. Das Meisterwerk der Coen Brüder aus dem Jahr 2007 gilt jedenfalls als einer der besten Filme aller Zeiten. Und das völlig zurecht. Aber ein typischer Western ist er nicht. Es gibt keine Pferde, keine Schießereien, Cowboys oder Saloons. Was aber an das Genre erinnert, das ist die Landschaft. Denn No Country for Old Men spielt in den weiten Steppen von Texas. Dort treffen wir Sheriff Ed Tom Bell. Eigentlich geht er bald in Ruhestand, doch dann entkommt ihm ein soziopathischer Serienmörder. Anton Chigurh heißt er - am liebsten bringt er Leute mit einem Bolzenschussgerät um. Die Entscheidung, wen er umbringt, trifft er durch das Werfen einer Münze.
Der schweigsame Killer Chigurh wird schließlich von der mexikanischen Mafia angeheuert. Er soll den Kriegsveteran Llewelyn Moss aufspüren, der einen gescheiterten Drogendeal beobachtet und anschließend zwei Millionen Dollar eingesteckt hat. Eine erbitterte Jagd beginnt.


No Country for Old Men basiert auf dem Buch des amerikanischen Autors Cormac McCarthy. Joel und Ethan Coen machen daraus eine blutige, brutale, hoffnungslose Abrechnung mit Amerika – ein Land, in dem man eben nicht alt werden kann, wie es der Titel sagt. Es gibt kaum Dialoge, die Charaktere sind gebrochen und verbittert. Mit vier Oscars ausgezeichnet, ist No Country for Old Men mittlerweile Kulturgut. Die ikonische Performance von Javier Bardem als Killer hat es sogar bis in die Simpsons geschafft. Und das ist ja praktisch eine popkulturelle Heiligsprechung.



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