Welche Rolle Medien bei Skandalen spielen und wo es vielleicht auch problematisch wird, erklären wir hier...
Watergate, Spiegel-Affäre, Wirecard Skandal oder Cum-Ex - alles Skandale, die du wahrscheinlich nicht nur einmal im Geschichtsunterricht oder in den Nachrichten gehört hast. Und noch eines haben sie gemeinsam:
All diese Skandale wurden mithilfe von Journalist*innen aufgedeckt
Wir schauen uns das genauer an...
Der Watergate-Skandal
Es ist der 17. Juni 1972, als im Watergate Gebäudekomplex in Washington D.C. Einbrecher auf frischer Tat ertappt werden. Schnell wird klar: Einer der Einbrecher hat Kontakte zum Weißen Haus. Zu dieser Zeit ist der Republikaner Richard Nixon Präsident der USA. Weil Watergate das Quartier der demokratischen Partei ist, kommt schnell der Verdacht auf, dass die Republikaner die Demokraten ausspionieren wollen. Es sind schließlich zwei Journalisten der Washington Post, die genau das aufdecken: Bob Woodward und Carl Bernstein beweisen nach und nach, mit welchen schmutzigen Tricks Nixon seine Position gesichert hat. Der tritt schließlich zurück – als bisher einziger Präsident in der US-Geschichte. Bernstein wird seine Rolle als Journalist bei Skandalen noch bewusster:
"Best thing I ever heard… watch what we do and not what we say and that pretty much tells us what we need to do, it’s not that complicated." - Carl Bernstein
Damit es wirklich nicht too complicated wird:
Ab wann ist ein Skandal überhaupt ein Skandal?
Laut Medienwissenschaftler*innen müssen zumindest drei Punkte zutreffen:
Eine Person überschreitet eine Grenze, jemand berichtet oder informiert darüber und löst damit dann kollektive Empörung aus.
Ob es jetzt ein Skandal von Politiker*innen oder von anderen öffentlichen Personen, wie zum Beispiel Fynn Kliemanns Maskenbetrug ist. Die Presse hat die Pflicht, die Öffentlichkeit wahrhaftig zu unterrichten, so steht es im Pressekodex. Medien haben damit enormen Einfluss.
Wie Medien Skandale aufdecken
In Deutschland vermutlich das bekannteste Beispiel dafür ist die Spiegel Affäre.
1962 veröffentlicht das Nachrichtenmagazin Der Spiegel einen Artikel mit dem Titel Bedingt Abwehrbereit. Die Redakteure zweifeln darin an der Rüstungspolitik von Bundesverteidigungsminister Franz Joseph Strauß. Die Bundesrepublik, so der Artikel, hätte im Falle eines sowjetischen Angriffs keine Chance. Der Spiegel wird daraufhin wegen Landesverrats angezeigt. Es kommt zu Redaktionsdurchsuchungen, alle Schreibmaschinen werden beschlagnahmt und die beteiligten Redakteure festgenommen. Strauß beteuert: "Ich habe damit nichts zu tun". Im Nachhinein stellt sich allerdings heraus, dass er sehr wohl daran beteiligt war. Tausende Menschen gehen für die Pressefreiheit auf die Straße. Franz-Joseph Strauß tritt zurück. Und Pressefreiheit wird NOCH wichtiger.
Damit haben die Medien aber auch hohe Verantwortung, immerhin unterstützen sie Bürger*innen bei der Meinungsbildung.
Medien sind allerdings auch profitorientierte Unternehmen. Und genau hier wird es kritisch: Wenn Skandale nämlich nicht mehr der Wahrheitsfindung dienen, sondern lediglich für Clickbait und möglichst viele Likes. Immer wieder kommt es zu aufgebauschten Skandalen, zum Beispiel über die finnische Premierministerin.
Skandal oder nicht, der Interpretationsspielraum bleibt für Medien immer da.
Was aber auch immer da bleibt, ist die Verantwortung der Journalist*innen…für jeden neuen potentiellen Skandal.
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