Das wusstest du noch nicht über Clownfische, Seepferdchen und Co.
Von Victoria Molnar
Die einen Wechseln ihr Geschlecht, bei den anderen Tragen die Männer die Babys aus:
Seepferdchen und ihre Kinderplanung
Wenn Paare Nachwuchs erwarten, sind die Männer manchmal nicht weniger gestresst, als die werdenden Mütter - beinahe so, als seien sie selbst ein bisschen schwanger. Bei einer Meerestierart sind die Männchen nicht nur empathisch - nein, die Kinderplanung verläuft komplett entgegengesetzt dem, was wir sonst gewohnt sind. Bei den Seepferdchen bekommen nämlich die Väter die Kinder. SIE legt beim Geschlechtsverkehr zwar die Eier ab, doch ER brütet den Nachwuchs dann in seiner Bauchtasche aus. In einer Art Plazenta versorgt er die Babys mit Nährstoffen.
Normalerweise würden die männlichen Seepferdchen die Eier als Fremdkörper erkennen und abstoßen, doch ein evolutionärer Trick greift hier ein, wie ein Forscher*innen Team aus Kiel 2020 herausfand: Bei einer Schwangerschaft verändert sich das adaptive Immunsystem, also jenes, das man im Laufe des Lebens erwirbt. Das passiert sowohl bei allen weiblichen und männlichen Säugetieren, also auch bei den Menschen.
Die Gene, die für das Abstoßen verantwortlich sind, gehen verloren und die anfänglichen Fremdkörper - die Eier der Nachkommen - können toleriert werden.
Und warum bekommen bei den Seepferdchen denn nun genau die Väter die Jungen?
Vermutlich, weil die Eier-Produktion der Weibchen so anstrengend ist. Brütet der Mann also nun die Eier aus, kann sie sich vollkommen auf die Produktion konzentrieren und zusammen können sie mehr Nachkommen gebären. Wirkliches Teamwork also.
Die Genveränderungen der Seepferdchenschwangerschaft greifen übrigens auch bei den Seenadeln - das sind die kleinen Knochenfische, die leicht zu verwechseln sind mit Seegras. Bei denen gehen die Abstoß-Gene sogar ganz verloren oder sind es teilweise schon. Eine Entdeckung, die auch dem Menschen zu Gute kommen könnte, denn die verlorenen Gene sind verantwortlich für die Erkennung körpereigener und fremder Proteine und die stehen im Zusammenhang mit der Immunkrankheit AIDS. Deswegen könnte die Seenadel-Schwangerschaft wichtige Erkenntnisse darüber liefern, wie auch wir Menschen mit einem Immundefizit wie AIDS überleben könnten.
Goldfische und ihr Gedächtnis
Der Goldfisch hatte lange mit einem Vorurteil zu kämpfen: nach seiner ersten Runde im Aquarium, hätte der Fisch diese bereits wieder vergessen und mit jeder neuen Runde, stehe ihm auch ein neues Abenteuer bevor - dank seines dreisekündigen Kurzzeitgedächtnisses. Ein Gedächtnis wie ein Goldfisch eben.
Dabei tun wir den kleinen schwimmenden Kreaturen mit unseren Sprüchen ziemliches Unrecht - Fische generell und auch der Goldfisch haben nämlich gar kein schlechtes Gedächtnis, sondern ganz im Gegenteil: ein Gutes. Manche Fischarten erinnern sich dabei besser als andere. Der Australische Wissenschaftler Dr. Kevin Warburton von der Universität New South Wales untersucht Fische seit über drei Jahrzehnten und räumt mit dem gängigen Vorurteil auf: "Research suggests fish are actually quite sophisticated." Karpfen beispielsweise vermeiden einen bestimmte Art von Ködern, sobald sie einmal auf traumatische Weise mit einem von ihnen in Berührung gekommen sind.
Auch das Verhalten des Gegenübers können Fische imitieren und zum Täuschen und zum Jagen verwenden.
Putzerfische beispielsweise, die die Parasiten von größeren Fischen abnagen, haben eine ganz eigene Eigenschaft der Täuschung, die fast menschlich wirkt. In den Riffs dieser Welt kooperieren die Putzerfische mehr mit ihren Klient*innen, wenn andere potentielle Kund*innen zugegen sind, wie beispielsweise Zackenbärsche oder sogar Haie - um ihr Image und ihre Kund:*nnenbindung zu stärken. Dafür müssen sie sich offensichtlich auch an ihre Kund*innen erinnern und an deren Präsenz anpassen können. Und auch der Goldfisch hat ein besseres Gedächtnis als sein Image vermuten ließe - mehr als ganze fünf Monate kann er sich zurück erinnern. Im Vergleich zum Karpfen zwar nur ein Sechstel der Erinnerungskapazität. Trotzdem sollten wir aber vielleicht unsere Sprüche anpassen, wenn wir niemandem Unrecht tun wollen.
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Was für den Menschen eine langwierige Prozedur darstellt - mit etlichen Operationen, intensiven Hormontherapien und reichlich seelischer Vorbereitung - das passiert bei manchen Fischarten einfach so, wie ganz nebenbei: Sie wechseln ihr Geschlecht. Und das ist bei unseren Freunden unter Wasser gar nicht mal so unüblich - ungefähr 500 Fischarten haben diese Fähigkeit.
Der Clownfisch beispielsweise, nennen wir ihn Nemo, ist ein sequentieller Hermaphrodit. Das bedeutet, dass unser knallorange-gestreifter Freund als Männchen auf die Welt kommt. Im Laufe seines Lebens hat Nemo dann die Möglichkeit zum Weibchen zu werden. Je älter er wird, desto mehr steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass er sein Geschlecht ändert. Wieso?
Clownfische sind Schwarmtiere - der älteste und ranghöchste Fisch ist ein Weibchen. Der zweite in Rang und Alter ist dann ein Männchen, in der Regel zumindest.
Die Weibchen nehmen also die dominante Rolle ein und paaren sich nur mit dem Größten, dem Besten, sprich dem ranghöchsten Männchen. Stirbt der weibliche Clownfisch nun tritt, der Mann an ihre Stelle und wird…zur Frau. Und das zweitälteste Männchen wird zu ihrem neuen Partner. Damit würde also auch der Vater des berühmten verschollenen Nemo nach dem Tod der Mutter zum Weibchen werden.
Fische und ihre Stimmbänder
Stumm wie ein Fisch - unpassender könnte dieses Sprichwort nicht sein, wie Forscher*innen aus Australien nun herausgefunden haben. Denn, dass Wale singen können, ist vermutlich allgemein bekannt, aber Funfact: auch Fische können singen - meist bei Sonnenauf- und Untergang.
Robert McCauley und seine Kolleg*innen haben über einen Zeitraum von 18 Monaten Meeresgeräusche aufgenommen. Dabei fanden die Forscher*innen sieben einzigartige Fisch Chöre, die so laut sein können wie der Schrei eines Babys. Auch Solo Singer, wie den Zacken- und den Grunzbarsch, hat das Team identifizieren können.
Das Singen zeigt wieder einmal, dass Fische soziale Wesen mit komplexem Verhalten sind:
Nachtaktive Fische beispielsweise geben bei der Essenssuche Laute von sich. Auch bei der Fortpflanzung singen die Männchen und Weibchen, da diese Eier und Spermien getrennt voneinander ablegen. Damit die Befruchtung erfolgreich ist, dürfen sie nicht mehr als ein paar Zentimeter voneinander entfernt sein. Und, wenn ein Single noch keinen Partner hat, fungiert das Singen natürlich als Balzruf.
Und wie hört es sich nun an, wenn Fische singen? Das kannst du dir zum Beispiel hier anhören.
Dass Fische Singen können, bedeutet im Übrigen auch, dass die kleinen Tierchen Ohren haben. Nur leider fehlen ihnen die Arme, um sich diese Ohren zu zuhalten, denn unsere Welt wird auch unter Wasser immer lauter - was für die Fische nicht nur stressig, sondern wirklich lebensgefährlich werden kann. Mehr dazu findest du hier.
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