Das komplette Interview aus egoFM Reflex mit Christoph Bautz
Von Gloria Grünwald (Interview) | Miriam Fischer (Artikel)
Vom 26. bis 28. Juni findet der G7-Gipfel im Schloss Elmau statt, bereits im Vorfeld kommt es immer wieder zu Demonstrationen. Warum und vor allem mit welchem Ziel demonstriert wird, erzählt Christoph Bautz im Interview.
Christoph Bautz ist Diplom-Biologe und Politikwissenschaftler und außerdem Mitinitiator und geschäftsführender Vorstand von campact!, einer Bürger*innenbewegung mit insgesamt mehr als 2,4 Millionen Menschen. Gemeinsam mit anderen zivilen Organisationen veranstaltet campact! die G7-Gipfel-Demonstration am Samstag auf der Theresienwiese in München.
Christoph Bautz über G7-Demos
Das komplette Interview aus egoFM Reflex
"Gerecht geht anders"
Christoph Bautz würde sich selbst nicht als G7-Gegner, sondern als Kritiker bezeichnen. Denn in erster Linie findet er es richtig, dass Staatschefs und -chefinnen miteinander sprechen und kooperieren, aber: Es ist eben extrem wichtig, dass die G7-Staaten (USA, Japan, Deutschland, Frankreich, UK, Italien, Kanada) jetzt endlich auch Antworten auf die dringenden Fragen unserer Zeit liefern. Es müssen zum Beispiel endlich Lösungen für die Biodiversitätskrise, die Klimakrise, den Krieg in Ukraine und die eskalierende soziale Ungleichheit formuliert werden, sagt Christoph Bautz deutlich.
"Wir wollen dort also nicht wunderschöne Bilder vor einem Alpenpanorama für das Poesiealbum der G7 sehen, sondern wir wollen, dass das ein knallhartes Arbeitstreffen wird, wo am Ende auch wirklich was rauskommt. Und dafür gehen wir auf die Straße." - Christoph Bautz
Mehr Infos zur Geschichte der G7 und den Inhalten der bisherigen Gipfeltreffen, findest du hier im egoFM Reflexikon. Ein Thema, welches besonders wichtig ist - sowohl bei dem Treffen der G7-Staaten, als auch bei den Demonstrationen - sind die Konsequenzen, welche aus dem Krieg in Ukraine und aus der extremen Abhängigkeit, die wir bei den fossilen Energien haben, gezogen werden müssen. Christoph Bautz hofft, dass die G7 endlich handeln und schnell und konsequent einen Schalter für erneuerbare Energien und Energieeffizienz umlegen. Dafür will er ganz konkrete Beschlüsse sehen, zum Beispiel einen Kohleausstieg und ein Verbrenner-Aus bis 2030 und ein Gasausstieg bis 2035.
"Die Alternativen sind da, die sind seit vielen Jahren da. Die Politik des Zögerns muss aufhören und jetzt muss durchgestartet werden." - Christoph Bautz
Zu der Demonstration in München, die unter dem Motto "Gerecht geht anders" steht, ruft ein breites Bündnis an zivilgesellschaftlichen Organisationen auf, zum Beispiel Greenpeace, der BUND oder Brot für die Welt.
Das Gebiet um das Schloss Elmau ist seit Tagen hermetisch abgeriegelt und Demonstrationen in der direkten Nähe sind kaum möglich.
Es steht im Raum, dass eine gewisse Anzahl an Demonstrant*innen in der Nähe es Schlosses demonstrieren darf, welche allerdings per Polizeieskorte dort hingebracht werden sollen. Das hält Christoph Bautz zumindest mal für grenzwertig, denn das Demonstrationsrecht ist ein zentrales Grundrecht und eigentlich muss es laut Bundesverfassungsgericht möglich sein, nah am Ort des Geschehens zu demonstrieren.
In Garmisch-Partenkirchen selbst kann allerdings protestiert werden und auch mit der Demonstration in München wollen die Initiator*innen den Menschen eine leichte Teilhabe am Protest ermöglichen. Dabei ist es wichtig, dass verschiedene Gesellschaftsschichten mobilisiert werden, eine ganz klare Grenze ziehen die Initiator*innen der Demo aber, sobald Protest gewaltvoll wird.
"Wir wollen hier die Menschen erreichen und wir wollen sie nicht gegen uns aufbringen und deswegen helfen nicht brennende Polizeiautos, sondern wir brauchen einen friedlichen Protest. Aber damit würde ich auch rechnen." - Christoph Bautz
Denn auch der G7-Protest vor sieben Jahren lief sehr friedlich, damals waren 40.000 Menschen in München auf der Straße - von Personen mit Kinderwagen, bis hin zu Personen am Rollator. Mit einem genauso gewaltfreien Bild rechnet Christoph Bautz auch am Wochenende.
Die Demonstration findet am Samstag, den 25. Juni in München um 12 Uhr auf dem südlichen Teil der Theresienwiese statt.
Artikel teilen: