Was bedeutet der Brexit für britische Musiker*innen?

Was bedeutet der Brexit für britische Musiker*innen?

Robert Rotifer zu Gast bei Elise

Von  Mona Sachße
Die bürokratischen Verordnungen des Brexits treffen Musikschaffende besonders.


Von Wiener Britpop zu Brit Austropop

Robert Rotifer ist Musiker, Musikjournalist und Radiohost. Seit den 80ern spielt er in verschiedenen Wiener Britpop Bands, unter anderen in den Electric Eels. Seit zwei Jahren lebt er auch in Großbritannien. Im Interview mit Elise berichtet er, wie Musiker*innen in UK den Brexit erleben und vor welchen Problemen sie stehen.
  • Britische Musiker*innen und Brexit
    Robert Rotifer zu Gast bei Elise

Der verschobene Backlash


Für britische Musiker*innen sind Tourneen durch Europa eine wichtige Option, Reichweite zu gewinnen und ihre Musik zu verkaufen. Das ohnehin schon nicht ganz einfache Planen einer Europatour hat sich nun größtenteils in den Bereich Antrag-an-deutsche-Ämtern-stellen verlagert. Durch die Einschränkungen der Corona Pandemie wurden viele Musiker*innen von den praktischen Folgen des Brexits überrumpelt. Die Realität ist ja sowieso total verschoben. 

"Also es ist ein existenzielles Problem, dass aber erst lauert für die Zeit, wo die Corona Krise dann überwunden ist. Und das machts irgendwie schwierig, mit der Realität umzugehen, weil die Realität nicht sichtbar ist" - Robert Rotifer

Das Problem mit dem Zoll


Weil Großbritannien kein Teil des Schengenraums mehr ist, sind britische Musiker*innen ab jetzt zu einer genauen Auflistung ihrer Geräte in einem Zollheft verpflichtet
. Einem sogenannten Carnet. Darin müssen alle Instrumente, Geräte und Merchartikel aufs Genaueste samt Seriennummern aufgeführt werden.
"Also wenn man dann von einem Land ins andere führt, dann müsste man theoretisch immer zum nächsten Zollamt fahren und müsste dort seine Zoll Erklärung abgeben und dann bei Ausfuhr aus dem Land wieder. Und da müsste man dann zum Beispiel die Mehrwertsteuer für alle Platten, die man dort verkauft hat, abführen. Also es ist ein bürokratischer Albtraum." - Robert Rotifer
Als ob das nicht genug wäre, sind diese Zollpapiere natürlich nicht gratis. Im Gegenteil...
"Zum Beispiel hab ich gehört, dass eine teure Vintage-Gitarre, die jetzt 10.000 Pfund wert ist, für die müsste man 600 Pfund allein für das Carnet zahlen." - Robert Rotifer
Robert Rotifer vermutet, dass Pop Bands dieses Debakel mit geliehen Instrumenten lösen werden. Trotzdem ist das eigene Instrument natürlich das liebere. Bei klassischen Musiker*innen ist das Problem allerdings ein wirklich großes. Die Instrumente sind meistens extrem viel wert und können nicht einfach ausgetauscht werden. 

"Es ist ein kompletter Albtraum."


Es macht das Problem nicht gerade einfacher, dass zusätzlich in allen europäischen Ländern unterschiedliche Regelungen zu Themen wie Arbeitserlaubnis beachtet werden müssen. Eine der absurdesten Regelungen ist die sogenannte Regelung der Kabotage. Diese besagt, dass britische Bandbusse im Schengenraum nur zweimal ausgeladen werden dürfen.
"Das heißt, du musst dann eigentlich in nen europäischen Bandbus umladen und den britischen Bandbus wieder heimschicken. Es ist ein kompletter Albtraum." - Robert Rotifer
Robert Rotifer geht davon aus, dass große Bands die umständlichen Regelungen von den Veranstalter*innen lösen lassen werden. Für kleine und mittlere Bands sieht die Europatourzukunft eher pessimistisch aus. Denn schon jetzt sein Touren durch Europa eher ein Minus- oder schwarze Null Geschäft. Trotzdem sind britische Musiker*innen auf die Reichweite in Europa angewiesen, um von ihrer Musik leben zu können. Es bleibt zu hoffen, das Veranstalter*innen sich solidarisch mit den kleinen und mittleren Musiker*innen zeigen können und werden.

Zusammen mit der Singer-Songwriterin McCookerybook veröffentlich Robert aka Rotifer einen Titel zum Thema Brexit.

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