"Ohne Kritik würde die Welt untergehen"

"Ohne Kritik würde die Welt untergehen"

Literaturkritiker und egoFM Moderator Günter Keil im Gespräch mit Elise

Anlässlich unserer Themenwoche Volkssport Kritik war Literaturkritiker Günter Keil bei Elise zu Gast und hat sich mit ihr darüber unterhalten, was gute Literatur und was gute Kritik ausmacht.


Literaturkritik leicht gemacht

Da unsere Themenwoche den Titel "Volkssport Kritik" trägt, kommen wir natürlich auch nicht am Thema Literaturkritik vorbei. egoFM Elise hat sich Kollege und Literaturexperten eingeladen: Günter Keil ist Literaturkritiker, schreibt unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, SPIEGEL Online und sitzt zudem in der Jury für mehrere Literaturpreise. Außerdem kennst du ich natürlich schon als Host der egoFM Buchhaltung.
  • Günter Keil im Gespräch mit Elise
    Das Interview zum Nachhören


Man kann alles kritisieren 

"Kritik ist sehr wichtig für uns alle - für die Gesellschaft, für die Politik, auch für Bücher natürlich" - Günter Keil

Ist Günter deshalb zu einem Literaturkritiker geworden, weil er gerne kritisiert? Vielleicht - er ist jemand, der Kritik super und wichtig findet. Trotzdem hat er, was das Thema betrifft, eine Entwicklung durchgemacht. 
"Ich hab gemerkt, je mehr Bücher ich gelesen hab, und je mehr Autoren ich getroffen hab, umso weniger hatte ich Lust, die in die Pfanne zu hauen."  - Günter Keil

Er möchte wertschätzen - und wohlwollende Kritik üben.

Was ist gute Literatur? 


Gute Literatur soll vor allem eines: Reaktionen bei den Leser*innen auslösen. Dabei ist es gar nicht so wesentlich, welche.
"Wut, Spaß, Überraschung - also ich finde, da soll sich was tun bei einem selbst. Gute Literatur regt an über uns selbst und die Welt nachzudenken."  - Günter Keil

Auch komplett wegbeamen darf einen ein gutes Buch - Hauptsache, wir lernen dazu. 

Wozu Literaturkritik?


Bücher einordnen will gekonnt sein - zudem ist es immer gut, einen Anhaltspunkt zu haben, um zu wissen, was wir von einem Werk erwarten können. Man kann sich daran orientieren - aber man muss nicht. 

"Wir müssen uns durch Literaturkritik nicht nur auf die PR der Buchverlage verlassen, sondern können auf eine persönliche Einschätzung vertrauen."  - Günter Keil

Kritik im Privaten 


Vor allem in den Bereichen Politik und Gesellschaft wird Günter gerne zum Kritiker, was private Angelegenheiten angeht, nimmt er sich aber lieber zurück: 
"Ich versuche, das eher buddhistisch zu sehen und das Mitgefühl, die Demut und das Verständnis walten zu lassen."  - Günter Keil

Doch ohne Kritik würden wir nicht lange überleben - der Mensch muss Dinge hinterfragen, unsere Gesellschaft braucht eine Opposition

Lässt sich Literatur besser kritisieren als andere Medien? 

"Da kannst du recht haben - ein Buch ist da, das kannst du immer wieder aufschlagen, ein Buch ist da, da kannst du Sätze nachlesen - das ist der Unterschied zu einem Film oder anderen Kulturformen." - Günter Keil

Gängige Kriterien für gute Literatur können so Schritt für Schritt abgehakt werden.

Konstruktive Kritik 


Kritik sollte aufbauen und die Leistung berücksichtigen. 
"Ich finde es total respektlos, wenn man von oben herab persönlich wird. Konstruktiv ist genau das Gegenteil." - Günter Keil 

Der oder die Autor*in soll an der Kritik wachsen können - da muss die Literaturkritik manchmal noch an sich arbeiten. 

Ein guter Kritiker


Um die Glaubwürdigkeit eines*r Kritiker*in beurteilen zu können, sollte man schon ein bisschen was über ihn*sie wissen. Ein gute*r Literaturkritiker*in sollte auf jeden Fall einiges lesen - auch ein Blick in die Biografie kann Anhaltspunkte geben, ob man sich von der Person wirklich etwas sagen lassen will. Egal ob Lob oder Kritik - beides macht Günter Spaß: 
"Die Emotion ist fast größer, wenn etwas richtig schlecht ist und aufregt. Da ist mehr Gefühl dabei, aber ich versuche das dann runterzufahren und wenn es mich wirklich aufregt, werde ich das nicht öffentlich sagen. Das finde ich respektlos". - Günter Keil

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