Wie sich der Brexit auf Musiker*innen auswirkt

Wie sich der Brexit auf Musiker*innen auswirkt

Das Touren wird deutlich komplizierter

Mit dem 1. Januar 2021 tritt der Brexit mit all seinen Folgen in Kraft. Das kann vor allem für kleinere Musiker*innen aus UK, aber auch aus der EU viele Probleme mit sich bringen.

Ab dann brauchen europäische Musiker*innen und Sportler*innen ein Visum für das Vereinigte Königreich und umgekehrt.


Nach fast vier Jahren Brexit-Chaos hat am Ende kaum noch eine*r durchgeblickt. Im April letzten Jahres haben wir noch spekuliert, was der Ausstieg für Musiker*innen für Folgen haben wird - "wenn er wirklich kommt".

Nunja, der Brexit ist wirklich gekommen

Und die Probleme, die damit auch für Künstler*innen entstehen, sind inzwischen absehbarer.

Wie ist die aktuelle Lage?

Bis Ende des Jahres befinden wir uns noch in der Übergangsphase. Bis dahin können sich Künstler*innen und deren Crew frei zwischen der UK und der EU bewegen, ohne eine Arbeitserlaubnis oder ein Visum zu benötigen.

Mit dem Brexit ändert sich das. 

Dann brauchen europäische Artisten und Artistinnen, die in Großbritannien an Wettbewerben, Werbekampagnen, kulturellen Veranstaltungen oder Festivals teilnehmen möchten oder Vorträge über ihre Arbeit halten wollen, ein Tier 5-Visum. Das schwächt die britische Live-Szene.

Aber auch umgekehrt werden es britische Musiker*innen deutlich schwerer haben, wenn sie in Ländern der Europäischen Union auftreten wollen.

Vor allem für neue und mittelgroße britische Künstler*innen kann das hart werden.

Die zusätzlichen Kosten und der Papierkram was Visa, Steuern und Transport von Ausrüstung und Waren betrifft, ist dann für viele einfach unrentabel.

"If you have to import and export your equipment in and out of each country, it’s going to take longer to do. There will be more travel days, and every day you’re on the road you have the overhead of staff, hotels and everything that goes with it. It will increase the overall cost of everything." - John Giddings (Musikagent)

Schon 2018 sagte der damalige CEO von UK Music, dass britische Musiker*innen ungefähr zehn Shows à 800 Menschen in Europa spielen müssen, um Geld zu verdienen - bei allem darunter wäre es ein Verlust.

Eine der vielen Bands, die das betrifft, ist Gengah, die letzte Woche noch unseren Lieblingstonträger der Woche geliefert haben.

Frontsänger Felix Bushe vergleicht die zukünftige Tour-Situation mit der in den USA: 

"[…] an American artist pays about £120 to come to the UK for a visa, but for a UK band going to the States it’s about three and a half thousand. I’m not saying it’s going to be that difficult across Europe, but if it’s at all similar then the majority of acts just won’t be able to do it." - Felix Bushe

Kleinen Künstler*innen, denen die finanziellen Mittel fehlen, wird so die Chance genommen, über Großbritannien hinaus aufzutreten. 



Let Touring Musicians Travel

Unter diesem Motto startete eine Petition, um Musiker*innen nach dem Brexit zu unterstützen. Ziel ist ein Musiker*innen Ausweis, der ...
  • mindestens zwei Jahre gültig ist
  • kostenlos oder billig zu erwerben ist
  • alle EU-Mitgliedsstatten umfasst
  • und die Musiker*innen und ihre gesamte Crew von anderen Genehmigungen befreit



Wir hoffen, dass eine Lösung gefunden wird, denn auf Auftritte von kleineren britischen Musiker*innen wollen wir auf keinen Fall verzichten!

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