Der älteste Hack der Geschichte, selbstdruckende Drucker und verhängnisvolle Thermostate - wir erzählen dir von besonders spektakulären Hackangriffen.
Alte Schule
Wann glaubst du, wurde zum ersten Mal etwas gehackt? Ok, völlig egal welche Zahl du gerade im Kopf hattest: weit gefehlt. Denn kein Witz: der erste Hackangriff fand im Jahre 1903 statt. Aber von Anfang.
1903: Sagen wir, zu dieser Zeit gehörte es nicht unbedingt zum Alltag, einen netten Plausch mit einer Person zu führen, die sich außerhalb des eigenen Dorfes befand. Außer man hatte einen Telegrafen. Abgesehen von dem Fakt, dass dieses Codieren sicher echt nervig war, gab es jedoch ein Problem: Die Telegrafen mussten mit einer Leitung verbunden sein, um miteinander Kontakt zu haben. Unpraktisch. Deshalb tüftelte der italienische Physiker Guglielmo Marconi an einer drahtlosen Variante - und war erfolgreich. Das fanden die anderen Telegrafen-Unternehmer nicht so cool und bangten um ihr Geschäft.
Um zu beweisen, dass Funk-Nachrichten sehr unsicher waren, hackte sich Nevil Maskelyne, seines Zeichens Bühnenzauberer und im Besitz eines Patents für Telegraphie, bei der ersten großen Vorführung der Geräte in die Übertragung. - und ließ statt der eigentlichen Nachricht folgenden Satz ankommen: "There was a young fellow of Italy, who diddled the public quite prettily..." Also: "Es gab mal einen jungen Italiener, der das Publikum ganz schön veräppelt hat." Trotz des Hacks gewann die drahtlose Variante natürlich an Beliebtheit. Aber Hut ab, für dieses Schlitzohr und den ersten Hack der Geschichte.
Von Granatsplittern und anderen Kalorienbomben
Denkt man an Geheimdienste, ploppen viele Assoziationen im Kopf auf. Perfekt ausgebildet, Arbeiten immer im Hintergrund, knallhart.. oder zumindest so ähnlich. "Humorvoll" gehört allerdings nicht unbedingt dazu. Doch dieser Hackangriff beweist, dass auch Personen vom Geheimdienst mal einen Clown zum Frühstück haben können. Und zwar so: 2011 erlaubte sich der britische Geheimdienst MI6 einen Scherz mit dem Online Magazin des Terrornetzwerks al-Qaida. Neben der ganz klaren Anwerbung von potenziellen Terrorist*innen stand auch eine Bombenanleitung zum Download zur Verfügung. Mit dem Titel: "So bastelst du in der Küche deiner Mutter eine Bombe". Doch die Leser*innen des englischsprachigen Dschihad-Magazins werden wohl überrascht gewesen sein, als sie die Zutatenliste gesehen haben. Denn wollte man die Anleitung herunterladen, wurden man auf eine Internetseite mit Rezepten für "Die besten Cupcakes Amerikas" weitergeleitet. Dort konnten dann die Bombenbauer*innen in spe herausfinden, wie sie glänzende Glasuren, feinste Buttercremes und fluffigen Biskuitteig zaubern können.
Und wäre die Vorstellung nicht schön, dass zumindest eine Person - wenn auch nur kurz - bei diesen zuckersüßen Rezepten, sich die Frage gestellt hat, ob so ein Cupcake nicht die bessere Lösung wäre?
What The Hack: Alte Schule
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What The Hack: Von Granatsplittern & anderen Kalorienbomben
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What The Hack: Asteroiden als Gedenkfeier
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The Hack: Drucker aus der Hölle
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What The Hack: Hacken bei den Fischen
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Asteroiden als Gedenkfeier
Hoch hoch, runter runter, links rechts, links rechts B, A. Nein, hier handelt es sich nicht um eine kryptische Wegbeschreibung von einem schwerverständlichen Dorfbewohner, wenn man im Urlaub nach dem Weg fragt. Hier handelt es sich um den Konami-Code.
Der Konami Code ist ein Cheatcode, der in vielen Videospielen vorkommt. Gibt man diese Tastenkombination mit dem Controller ein, kann man Power Ups und anderes cooles Zeugs erhalten. So auch zeitweilen auf der öffentlichen Webseite einer Behörde des US-amerikanischen Gerichts. Doch eher... unfreiwillig auf Seiten des Webseiten-Führers. Denn die sogenannten Hacktivist*innen des Hackerkollektivs Anonymous überlegten sich hier was ganz Besonderes: Wollte man auf die Webseite der Behörde gelangen, öffnete sich die Fehlermeldung "Webseite nicht verfügbar" - soweit so langweilig. Gab man jedoch den Konami Code auf der Tastatur ein, öffnete sich ein prima funktionierendes Minigame, das an den Retro-Arcade-Klassiker Asteroids erinnerte.
Lustiger Hack, doch trauriger Hintergrund: Denn Auslöser des Hackangirffs war der Selbstmord des Anonymous-Mitglieds Aaron Swartz. Nachdem dieser sich in das JSTOR Online-Archiv für Fachzeitschriften und wissenschaftlichen Büchern hackte, um die Daten für alle Menschen kostenlos zur Verfügung zu stellen, drohten diesem bis zu 35 Jahre Gefängnis. Andere Hacker*innen machten Ermittler*innen und das Gericht für seinen Tod verantwortlich, denn diese sollen ihre Befugnisse überschritten haben.
Der Asteroids-Hack sollte als Online Gedenkfeier dienen, da das Aarons Lieblingsspiel war. Und das ist wohl der schönste und emotionalste Hackangriff der Geschichte.
Drucker aus der Hölle
Wenn man ein Gerät nicht bedienen kann, liegt es meist daran, dass man die Anleitung nicht richtig gelesen hat oder sonst einen kleinen Leichtsinnsfehler begeht. Fakt aber ist: das Ganze ist selbstverschuldet. Bei Druckern sieht das anders aus. Die sind nämlich grundlegend Sadisten. Hier sind Fehlermeldungen buchstäblich vorprogrammiert, könnte man meinen. Unsere Top3: "Papierfach leer" obwohl ganz klar zu sehen ist, dass der Behälter komplett voll ist. "Schwarz-weiß-Druck?" Nö geht nicht, Cyan ist aus. Und der all Time Favorite: "Gerät nicht mit dem Internet verbunden", auch wenn alle anderen Geräte problemlos ins WLAN kommen. Ja, Drucker sind Diven, da kann man nichts machen.
Dass Drucker aber auf einmal freiwillig und ohne Kommando drucken ist eher unüblich. Das dachten sich sicher auch einiger Druckerbesitzer*innen, als 2018 durch einen Hackangriff über 50.000 Drucker dazu gebracht wurden, kuriose Nachrichten auszuspucken und Werbung für einen YouTuber und dessen Kanal zu machen.
Anders als erwartet steckte jedoch nicht der YouTuber selbst dahinter, sondern ein User namens TheHackerGiraffe. Dieser wollte mit seinen Hacking-Skills auf das Problem aufmerksam machen, dass mit dem Internet verbundene, nicht gesicherte Drucker sehr leicht angreifbar sind. Und nebenbei wollte er auch für seinen Lieblings-YouTuber die Werbetrommel rühren. Auch wenn das sicher einigen Druckerbesitzer*innen einen gehörigen Schreck eingejagt hat: im Grunde wohl sicher einer der nett gemeintesten Hacks.
Hacken bei den Fischen
Tatort: ein Casino. Der Auftrag: Höchst sensible Daten der wichtigsten und reichsten Kund*innen stehlen. Die Tatwaffe: ein Thermostat. Äh Bitte was?
Wir hätten uns jetzt doch eher etwas im Oceans Eleven Style gewünscht. Also so mit Verkleiden, nachgebauten Safes, ultra flexiblen Akrobatikkünstlern… oder wenigstens einer Verfolgungsjagd? Hm Schade, aber die Realität ist halt doch meist nicht ganz so actionreich. Aber warum sich auch diesen ganzen Stress geben, wenn man ein raffinierter Hacker ist?
Klar, ist das interne Netzwerk eines Casinos streng gesichert, doch das hilft natürlich nichts, wenn man sich über das weniger stark gesicherte Smart-Gerät Zutritt verschafft. Genauer gesagt, war es ein Thermostat, das in einem Aquarium in der Lobby hing, mit dem sich die Hacker ins Casino-Netzwerk hackten und die Daten der fettesten Fische, also der Stamm-Kund*innen mit den höchsten Einsätzen klauten. Eine Sicherheitslücke, der sich die Betreiber wohl davor nicht wirklich bewusst waren.
Und tatsächlich ist das gar kein Einzelfall: Expert*innen warnen immer wieder vor den schlecht gesicherten Smart Things. Lampen, Rauchmelder oder Autos, je smarter die Geräte werden, desto größer wird die Sicherheitslücke, wenn man sich nicht ordentlich drum kümmert. Und solange unsere Kaffeemaschine nicht auch noch gehackt wird, bekommen diese Hacker den Preis für den entspanntesten Casino-Raub ever.
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