Als Tierärztin im Kampf gegen das Artensterben

Als Tierärztin im Kampf gegen das Artensterben

Damit es Aras, Lemuren und Bullenhaie auch in Zukunft noch gibt

Von  Miriam Fischer
Hannah Emde ist Tierärztin, Artenschützerin und Buchautorin und hat im Interview mit egoFM Gloria darüber gesprochen, warum ihr der Schutz und Erhalt von (exotischen) Tierarten so wichtig ist.

Hannah wollte schon als kleines Kind unbedingt Tierärztin werden. Während ihres Studiums hat sie dann aber gemerkt, dass es ihr eigentlich um viel mehr geht, als "nur" einzelnen Tieren zu helfen: 
"Es bringt dem Orang-Utan im Regenwald nichts, wenn ich jetzt seine Lungenprobleme behandle, wenn er keinen Lebensraum mehr hat, in dem er überleben kann."


Deswegen verbindet Hannah ihren Job als Tierärztin inzwischen mit dem Schutz und Erhalt von (exotischen) Tierarten.

  • Hannah Emde im Kampf gegen das Artensterben
    Das Interview zum Nachhören


Arbeiten im Dschungel

Als Tierärztin für Wildtiere reist Hannah direkt in die Projektgebiete, um zum Beispiel mit Bullenhaien, Lemuren oder Aras zu arbeiten. So kann es eben auch passieren, dass sie bei 40 Grad mitten im Dschungel eine Plane auslegt, um zwischen jeder Menge Mücken und Blutegeln eine Wildtier-Narkose durchzuführen:

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Hannahs erstes Wildtier, mit dem sie intensiv gearbeitet hat, war der Nebelparder.

Das ist eine extrem seltene Raubkatze, die auf den Inseln Sumatra und Borneo vorkommt und sehr gefährdet, aber wenig erforscht ist.

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Aus der Liebe zu dieser Raubkatzenart entstand auch der Name für Hannahs Artenschutz-Verein Nepada Wildlife, den sie vor vier Jahren gegründet hat.

Vor Ort arbeitet Nepada Wildlife mit verschiedenen Projektpartner*innen zusammen, zum Beispiel in Guatemala mit einer Ara-Organisation. Hannah und ihre Kolleg*innen haben dort geholfen, die Ara-Küken aufzuziehen und solarbetriebene Brutkästen zur Verfügung gestellt, aber auch den Menschen vor Ort ihr tiermedizinischen Wissen weitergegeben, um nachhaltig zu helfen. 

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Zurück in Deutschland leistet Hannah mit Nepada Wildlife vor allem Bildungs- und Aufklärungsarbeit.

Ihr ist es extrem wichtig, dass wir alle verstehen, dass jede Tierart eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem spielt.
"Wir müssen begreifen, dass diese Tiere ein ganz wichtiger Bauteil von einem ganzen Ökosystem sind. Und wenn eine Art ausstirbt, kann es sein, dass dieses sensible und komplexe Ökosystem zusammenbricht."

Zum Beispiel, weil dieses Tier ganz oben in der Nahrungskette stand und Populationen reguliert hat, oder weil die Tierart Samen von wichtigen Pflanzen verbreitet hat.

Um die Artenvielfalt zu erhalten, ist es aber nicht nur wichtig, die Tierarten zu schützen, sondern auch ihre genetische Vielfalt innerhalb ihrer Art und ihre natürlichen Lebensräume zu erhalten - Hannah spricht in diesem Zusammenhang von Biodiversität. 

Und eine ganz entscheidende Rolle bei der Gefährdung unserer Biodiversität spielt nun mal der Mensch.

Wir zerstören wichtige Lebensräume wie den Regenwald, um die Flächen landwirtschaftlich zu nutzen, die Klimakatastrophe hat verheerende Folgen auf die Habitate von und Pflanzen und Tieren und die Verschmutzung der Meere ist hoch problematisch für Meeressäuger, Fische und Korallen. Aber gerade deswegen liegt im Menschen ja auch die große Hoffnung, in Zukunft etwas zu verändern, sagt Hannah:
"Ich will auch gar nicht den Menschen immer als Buhmann darstellen, weil in uns die große Chance liegt, das wieder zu verändern. Wir sind die, die es in der Hand haben, gegen das Artensterben anzukämpfen."


Die Auswirkungen der Pandemie 

Für Wissenschaftler*innen wie Hannah ist es nicht überraschend, dass es zu Krankheitsübertragungen kommen kann, wenn Menschen in fremde Lebensräume eindringen und Tiere über Wildtiermärkte verbreiten. Durch die Pandemie bekommt diese Problematik jetzt aber auch in der Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit.

Das ist natürlich in gewisser Weise gut. Grundsätzlich hat die Pandemie aber keine positiven Auswirkungen auf den Artenschutz. 

Zum einen kommt es jetzt wieder vermehrt zu Wilderei, weil Nationalparks aktuell nicht mehr so gut geschützt werden können. Zum anderen fehlt der "Ökotourismus", also naturnaher und nachhaltiger Tourismus, der die Strukturen vor Ort stärkt und die einheimischen Menschen finanziell unterstützt.



In ihrem Buch Abenteuer Artenschutz - Als Tierärztin im Dschungel erklärt Hannah unter anderem auch, wie jede*r von uns im Alltag etwas für den Artenschutz tun kann: Zum Beispiel durch unser Konsumverhalten, unsere Art zu reisen und in dem wir uns politisch oder sozial engagieren. 

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