Tatort Telefon

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Welche Betrugsmaschen umgehen und wie man sich schützen kann

Manche Betrugsmaschen sind so perfide, dass man durchaus drauf reinfallen kann - auch wenn man denkt, dass einem das nie passieren würde. Wir erzählen dir, was gerade so rumgeht und vor allem: Was man dagegen tun kann.

"Haha, wie witzig, dieser Betrugsversuch!"

Vielleicht war das bei dir auch in letzter Zeit so: In diversen Instagram-Storys wurden Screenshots SMSen wie diesen hier gezeigt:
"Hallo Mama/Papa, mein Handy ist kaputt. Das ist meine neue Handynummer. Die kannst du dir einspeichern. Schickst du mir eine Nachricht auf WhatsApp?"

Oder (wir haben die Rechtschreibfehler übernommen):
"Hallo Mama/Papa, meine SIM-Karte is kaput. Dies ist meine neue Handynummer. Die kannst du einspeichern! schick mir gleich eine nachricht per whatsapp, an meine neue nummer... <3"

Vor allem, wenn die Nachrichten eher umgangssprachlich und locker geschrieben wurden. Die Verbraucherzentrale zeigt folgendes Beispiel:
"Hallo mama, rate mal wessen's Handy in der Waschmaschine gelandet ist. Du kannst diese Nummer einspeichern und die alte löschen"

Klar, für relativ junge Leute, die im Internet und mit diversen Betrugsmaschen groß geworden sind und Leute, die sowieso keine Kinder oder keine Kinder mit Handy haben, ist der Betrug ziemlich eindeutig. Dann postet man die Screenshots gerne mal, um sich darüber lächerlich zu machen. Und es ist auch wirklich wichtig, dass sowas als Betrug so öffentlich wie möglich gemacht wird. Allerdings erreichen diese Nachrichten auch einen Haufen Leute, für die solche SMSen von ihren Kindern nicht unbedingt skurril sind oder gerade ältere Menschen, die darauf reinfallen, die Nummer speichern und gegebenenfalls sogar Nachrichten hin und her schicken. Irgendwann fordert das vermeintliche Kind die Person dann auf, Beträge zu überweisen. Die Gründe dafür können divers sein, doch egal wie klein der Betrag auch ist:

Es ist ein Betrug, über den die Täter*innen mit der Zeit horrende Summen ergaunern.


Wie soll man reagieren, wenn man sich nicht sicher ist?

Also wenn man tatsächlich ein Kind hat, dem das durchaus passiert sein könnte? Dann ruf dein Kind direkt an! Und zwar auf der bisher bekannten Nummer. Oder bitte um einen Rückruf. Werde auf jeden Fall skeptisch, wenn ein Besetztzeichen oder nur ein Klicken und Rascheln zu hören ist. Vor allem: Gehe unter keinen Umständen auf die Geldforderungen ein! Und sage auf keinen Fall "Ja". Es gibt auch die Masche, dass ein Anrufende*r zum Beispiel fragt, ob man die Person gut hören kann. Sagst du an dieser oder einer anderen Stelle "Ja", wird das Gespräch so geschnitten, dass aus deinem "Ja" plötzlich eine Zustimmung für irgendein teures Abo oder Ähnliches wird. Sag stattdessen sowas wie: "Ich höre alles deutlich".

Betrüger*innen arbeiten mit deinen tiefsten Gefühlen

Bei manchen Nachrichten geht es nicht nur um vermeintliche Kinder, hin und wieder werden auch große Geldgewinne von mehreren Tausend Euro versprochen (wenn man erstmal ein paar Hundert Euro an eine ominöse Kontonummer überweist). Sofort skeptisch werden! Sowas passiert nicht. Nie. Auch nicht, wenn man zufälligerweise gerade Lotto oder Ähnliches gespielt hat. Ganz egal, welche Masche die Betrüger*innen wählen, sie spielen dabei mit deinen Wünschen (Geld) oder Ängsten (Probleme mit dem Finanzamt, einem Inkassounternehmen oder dem Gedanken, dass dein Kind in einer Notsituation ist). 

Besonders heimtückisch sind betrügerische Anrufe

Diverse Menschen berichten sogar von Anrufen, die sie erhalten haben. Zu hören ist dein vermeintliches Kind - heulend und total aufgelöst. Es wird etwas davon geredet, dass es einen schlimmen Unfall gegeben habe, verschuldet vom Kind. Ein anderer Mensch soll dabei gestorben sein. In Begleitung des Fake-Kindes ist meist ein*e Fake-Polizist*in. Die Person erklärt dir, dass dein Kind gerade in Untersuchungshaft ist und nur gegen eine große Summe freigelassen werden kann. Die müsstest du sofort überweisen, damit das alles so unkompliziert und schnell wie möglich ablaufen kann. So ein Vorgehen der Polizei ist absolut untypisch in solch einem Fall. Das würde so nicht passieren! Gehe auf keinen Fall darauf ein!

Und ja, das kann leider auch diejenigen treffen, die eher davon ausgehen würde, dass sie niemals drauf reinfallen würden.

Unsere Kollegin Alice zum Beispiel hat solch ein Betrugsanruf erreicht und zunächst völlig aus der Bahn geworfen. Genau darauf setzten Trickbetrüger*innen: Dass man sich von den falschen Emotionen anstecken und dadurch überrumpeln lässt. Alice ist reflektiert und durchaus skeptisch, aber heulend und aufgelöst klingen alle Menschen einfach irgendwie ähnlich. Einen finanziellen Schaden gab es zum Glück nicht, doch der Schreck sitzt immer noch ziemlich tief, wie sie im Interview mit Moderator Sebastian erzählt.
  • Betrugsmaschen am Telefon
    Alice über ihre Erfahrung

Es kann wirklich jede*n treffen

Auch die Journalistin Aminata Belli hat das Thema neulich vor ihren Follower*innen angesprochen - und darauf erschreckend viele Reaktionen erhalten. Einige davon erzählen von Familienmitgliedern, die auf die Betrugsmaschen reingefallen sind. In einem Instagram-Post sammelt sie ein paar der Nachrichten und schreibt dazu:
"Mich erschüttert es, dass dahinter echte Menschen sind. Wie kann man so herzlos und schlecht sein und willkürlich mit den tiefsten Gefühlen von Menschen spielen? Verstehe es nicht." - Aminata Belli

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Aminata Belli (@aminatabelli)



Deswegen ist es unglaublich wichtig, dass wir mit Freund*innen und Familienmitgliedern über das Thema offen sprechen und so viele Menschen vor den perfiden Betrugsmaschen warnen! Ruf jetzt sofort deine Eltern oder Großeltern an! Okay, okay, keine Panik. Ruhig bleiben, darum geht es ja. 

Wie kann man sich gegen Telefonbetrug schützen?

Bei einer SMS

  • Tipp den Inhalt einer ominösen Nachricht erstmal in eine Suchmaschine - gegebenenfalls tauchen dabei schon erste Warnungen auf
  • Klick unter keinen Umständen auf irgendeinen Link, ohne dich zu hundert Prozent vergewissert zu haben, dass es sich dabei nicht um einen Betrugsversuch handelt
  • Ruf den*die vermeintliche Absender*in der Nachricht erst auf ihrer bisherigen Nummer an
  • Selbst wenn du den Betrug enttarnt hast: Lösch die Nachrichten nicht, bevor du sie der Polizei gegebenenfalls als Beweismittel übergibst
  • Melde den Vorfall unbedingt! Auch wenn es banal wirkt - nur, wenn so viele Menschen wie möglich diese Nachrichten melden, lässt sich den Täter*innen besser das Handwerk legen

Bei einem Anruf

  • Unbedingt vermeiden, "Ja" zu sagen
  • Stell so viele Gegenfragen wie möglich, ohne dabei selbst persönliche Informationen zu teilen
  • Verlange, einen Videoanruf zu starten
  • Notier dir alle möglichen Infos: Telefonnummer, den vermeintlichen Namen der Person und des Unternehmens, vermerk das Datum und die Uhrzeit und den groben Inhalt des Gesprächs 
  • Melde den Anruf mit all den notierten Daten bei der Verbraucherzentrale oder der Bundesnetzagentur - hier findest du ein Formular

Das Wichtigste

  • Bleib in Sachen Geld immer skeptisch
  • Lass dich nicht unter Druck setzen - sowas machen Behörden nicht
  • Nimm dir die Zeit, vorab zu recherchieren, was passiert ist und zu schauen
  • Bei der Verbraucherzentrale findest du eine Liste mit seriösen und vor allem unseriösen Inkassounternehmen
  • Ruf zur Not die Polizei unter der 110 selbst an



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