Früher war alles… normal?

Früher war alles… normal?

Dinge, die früher normal waren, über die wir uns heute aber wundern

Von  Sabrina Luttenberger
Früher war alles besser…echt? Früher war nämlich so einiges normal, das wir uns heute überhaupt gar nicht mehr vorstellen können.

Früher normal, heute undenkbar

Es gibt Momente, in denen wir uns fragen: War früher wirklich alles besser? Einige Praktiken, die früher als ganz normal galten, sind aus heutiger Sicht kaum zu fassen. Aber bevor wir zu viel verraten, stellen wir dir hier mal fünf Dinge vor, die früher ganz alltäglich waren, über die wir heute aber eher den Kopf schütteln.
  • Kind im Käfig
    Früher war alles… normal?
  • Harte Medizin
    Früher war alles… normal?
  • Ab geht die Post
    Früher war alles… normal?
  • Nicht so hysterisch
    Früher war alles… normal?
  • Ein echter Scheisstag
    Früher war alles… normal?

Der Babykäfig

Wir dachten, es war nur ein Joke in der Serie Scrubs, aber es ist mehr als nur ein Scherz, denn diese Babykäfige gab es früher tatsächlich. Allerdings sahen sie weniger aus wie eine Hundetransportbox, sondern mehr wie ein Hühnerkäfig – und das ist jetzt wirklich kein Scherz mehr. Alles beginnt damit, dass ein amerikanischer Arzt empfiehlt, Babys regelmäßig zu lüften, frische Luft reinige nämlich das Blut hieß es. Gesagt, getan, denken sich Mütter des 20. Jahrhunderts. Sie bringen an ihren Fenstern Drahtkonstruktionen an, in die sie ihre Kinder zum Luft schnappen legen. Der Chelsea Baby Club in Großbritannien erklärt die Babybalkone als unverzichtbar für jede Wohnung der Mittelschicht. Außerdem wird ein Patent angemeldet und auch die ehemalige First Lady und Aktivistin Eleanor Roosevelt hat einen. Dass das Kind da in einem Käfig meterweit über der Straße hängt, das juckt zu dieser Zeit niemanden. Im Gegenteil, es gilt damals moderne und fortschrittliche Erziehung: Mutter wäscht, kocht und bügelt, Baby atmet Frischluft. Zumindest bis zum Zweiten Weltkrieg, denn da ist die Gefahr für die Babys auf einmal doch zu groß. Nach Ende des Krieges will man die Babykäfige wieder bewerben, das erhoffte Comeback bleibt allerdings aus. Das liegt vor allem daran, dass immer mehr Autos auf den Straßen fahren und ihre Abgase in die Luft blasen. Na ja und vielleicht auch ein bisschen, weil man vielleicht dann doch mal länger darüber nachgedacht hat.

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Harte Medizin: Drogen als normale Medikamente

Spürst du auch schon wieder dieses leichte Halskratzen? Wir schütten dann einfach immer literweise Ingwertee in uns hinein und hoffen, dass wir die Erkältung noch abwehren können. Früher haben sich die Menschen allerdings ganz andere Substanzen hineingeschüttet: Drogen. Harte Drogen.

Wenn Kinder früher Zahnschmerzen haben, bekommen sie Morphium, in Hustensaft ist Kokain enthalten und Heroin hilft sowieso gegen alles Mögliche: gegen Krebs, Depressionen oder Geschlechtskrankheiten. Das "heroische" Arzneimittel – deshalb auch der Name – bringt der Pharmakonzern Bayer auf den Markt. "Ohne eine Spur von ungünstigen Nebenwirkungen", so wirbt man im 20. Jahrhundert noch dafür und es wird sofort zum Verkaufsschlager. Mehrere Hundert Kilo werden jedes Jahr produziert, es ist die neue Hoffnung und das Wundermittel schlechthin. Nach und nach ist dann aber doch klar: ungünstige Nebenwirkungen gibt es sehr wohl – den Tod zum Beispiel. Erst ab 1929 ist Heroin in Deutschland illegal. Der Pharmakonzern konzentriert sich dann doch lieber auf sein anderes Wundermittel – und das wurde sogar zur selben Zeit erfunden, wie Heroin: Aspirin.

Heldenhafte Medikamente hin oder her, wir bleiben dann doch beim Ingwertee.
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Heroin und Aspirin von Bayer | Gemeinfrei


Kinder per Post verschicken

Wie viel kostet eine Postkarte? Wie dick darf ein Briefumschlag sein und wie schwer ist nochmal das günstigste Paket? Alles gar nicht so leicht bei der Post, immerhin gibt es klare Regeln. Im 20. Jahrhundert sind die aber noch nicht allen klar. 1913 führt die US-Post erstmals ihren Paketservice ein, das heißt ab sofort kann man also neben Briefen alles Mögliche verschicken. Die Menschen werden kreativ und verschicken wirklich alles Mögliche. Sogar ihre eigenen Kinder.

Ein Ehepaar aus Ohio verschickt 1913 ihren acht Monate alten Sohn an die Großmutter. Gerade mal 15 Cent kostet der Versand. Wie es den Kindern dabei geht, ist herzlich egal, viel wichtiger: Es ist günstiger als ein Zugticket. Mit der Post reisen die Kinder aber sowieso auch im Zug, zwar im Postabteil, aber eben billiger. Kinder verschicken wird zum echten Trend, zumindest für ein paar Monate. Denn dann müssen sie doch her, die klaren Regeln für Pakete. Und in denen steht eben auch, dass ab sofort keine Menschen mehr versandt werden dürfen. Immerhin das können wir uns merken.

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Hysterie und der Vibrator

Die Symptome: Kopfweh, Schlaflosigkeit, Angstzustände und eigentlich sonst auch alles andere, was weh tut und schmerzt. Die Diagnose: Hysterie – also zumindest, wenn du eine Frau bist. Bis 1980 ist Hysterie eine offizielle Diagnose im Handbuch psychischer Störungen. Und woher kommt die Krankheit? Laut Hippokrates daher, dass die Gebärmutter nicht regelmäßig mit einem männlichen Samen gefüttert wird. Dann wandert sie nämlich wild im Körper umher, beißt sich am Gehirn fest und löst eben diese Hysterie aus. Eh Klar! Diese Theorie zieht sich von der Antike bis ins 19. Jahrhundert. Aber was tun Frauen gegen ihre Hysterie? Sie gehen regelmäßig zum Arzt und... lassen sich befriedigen.

Einen Orgasmus später und zack, die Frau ist geheilt. Als sexuelle Lust erkennen die Ärzte das noch nicht – die gibt’s doch bei Frauen gar nicht, sagen sie. Und große Fans dieser Behandlung sind sie auch nicht, ständig haben sie Krämpfe in ihren Händen und Muskelkater in den Fingern. Die Lösung: der erste dampfbetriebene Vibrator im Jahr 1869, sein Name: Manipulator. Und das fasst Hysterie doch eigentlich perfekt zusammen.
 

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Ein echter Scheißtag!

Der Wecker klingelt viel zu früh! Dann kippst du dir auch noch deinen Kaffee drüber, das Wetter ist schlecht und nach Feierabend dann auch noch das - der Zug fällt aus. Ein richtiger Scheißtag! Aber den gibt es auch schon im Mittelalter. Da hat er aber noch eine etwas andere Bedeutung…eine sehr buchstäbliche. Scheiße, jetzt ists passiert!

Aber von vorn: Rund um die Uhr müssen die Mägde und Knechte dienen, da bleibt kaum Zeit für was anderes, aber aufs Klo muss halt jeder nun mal irgendwann. Im Mittelalter gibt es aber noch längst keine Regelungen zur Arbeitszeit, nur eines ist klar: Toilettenpausen werden nicht bezahlt! Bei 5 Minuten pro Tag kommen da aber schon schnell mal mehr als 24 Stunden zusammen.

Und die sollen die Angestellten gefälligst nachholen! Und zwar am 29. Dezember, dem sogenannten Scheißtag. Wenn sie besonders oft und lange auf dem Topf waren, dann konnte da schon mal eine ganze Scheißwoche draus werden. Also falls du heute auch einen Scheißtag hast, sei froh, dass du ihn Endes Jahres nicht nachholen musst.

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