Dialekte sterben aus, Emojis ersetzen Worte und Menschen gendern. Warum und wie sich Sprache verändert, erfährst du hier.
radiowelt
12.11.2024
Wie verändert sich unsere Sprache?
Autor und Speaker Gunhard Keil im Interview
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Wie verändert sich unsere Sprache?Das komplette Gespräch zum Anhören
Weltweit gibt es über 6.000 Sprachen
Manche von ihnen sterben aus, manche entwickeln sich weiter. Aber ab wann merken wir eine Veränderung wirklich bewusst? Vor ein paar Jahren hätte er übrigens gedacht, dass es eventuell zehn Jahre dauern wird, bis wir drastische Veränderungen unserer Sprache merken werden. Seit der zunehmenden Relevanz von künstlichen Intelligenzen wie ChatGPT glaubt er, dass es viel schneller gehen wird. In den nächsten zwei bis drei Jahren nämlich. Im Hinblick auf die Zukunft - 2050 werden neun Milliarden Menschen auf der Erde leben - wäre es da nicht praktisch, wenn wir alle dieselbe Sprache sprechen würden? Gunhard Keil erzählt, dass es immerhin schon sogenannte Hybridsprachen gibt. "Dort, wo unterschiedliche Kulturen zusammenkommen - und mit unterschiedlichen Kulturen meine ich nicht nur unterschiedliche Sprachen wie Englisch oder Spanisch, sondern meine ich durchaus so Altknacker Deutsch wie ich das spreche und Jungenglisch wie das meine Kinder sprechen. [...] Das heißt, hier wird es zu Hybridisierungen kommen und das recht dynamisch, weil wir einander sonst einfach nicht mehr verstehen werden." - Gunhard Keil
Immer mehr Denglisch?
Apropos Jungenglisch, vor allem die Gen Z benutzt immer mehr englische Wörter in ihrem alltäglichen Sprachgebrauch. Etwas ist dann nicht nur unangenehm, sondern cringe. Denglisch, so Gunhard Keil, wird auch in Zukunft unvermeidbar sein."Das sind die sogenannten Hybridisierungen[...] das wir zunehmend stattfinden, da gibt es einige Geschichten, da sind wir uns nicht ganz so einig, wir machen ja eine Trendforschung, und wie du weißt, ist die Prognose über die Zukunft grundsätzlich schwierig. Das, was wir vermuten, ist, dass in internationalen Kontexten, dort, wo man sich trifft, das heißt in den sozialen Medien, sogenannte Sprachhybridisierungen das heißt Sprachmischungen, Denglisch, Spanglish und wie immer sie dann heißen mögen, zunehmen wird." - Gunhard Keil
Was Emojis und Abkürzungen mit uns machen
Sprache verändert sich nicht nur ständig, sie schafft aber auch Wirklichkeit. Unter anderem deshalb pochen viele auf Gendersprache, da sie eben alle Menschen jedes Geschlechts beinhaltet. Welche Wirklichkeit aber schaffen zum Beispiel andere Dinge in unserem täglichen Wortschatz? Abkürzungen oder online Emojis? Laut Gunhard Keil macht es alles weniger missverständlich, denn zumindest langfristig werden sich Emojis normieren und es wird klarer, wann denn zum Beispiel ein Zwinkersmiley jetzt angebracht ist."Der Ton macht die Musik, ich kann sagen 'Ach, das ist aber schade, dass ihr schon gehen müsst' und ich kann auch sagen 'Ach, das ist aber sehr schade, dass ihr schon gehen müsst' und der Satz kriegt einen komplett unterschiedliche Bedeutung, die ich dann durch diese Emojis in der geschriebenen verkürzten Sprache besser ausdrücken kann. [...] Auch die Zukunft der Sprache bedeutet, dass sie Inhalte übermitteln muss, dass sie Emotionen übermitteln muss [...] und dass sie in beiden verständlich sein muss." - Gunhard Keil
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