Die legendärsten Punk Locations

Die legendärsten Punk Locations

5 prägende Clubs, die du kennen solltest

Von  Sabrina Luttenberger
Wenn du an Punkmusik denkst, an welche Bands denskt du da? Die Sex Pistols, The Clash oder in Deutschland Die Ärzte, das sind so die, uns automatisch als Erstes einfallen. Aber nicht nur die Bands haben den Punk zu dem gemacht, was er ist, sondern auch einige Orte. Wir stellen dir einige davon vor.

Orte des Punks: Vom CBGB bis nach Camden

Die Punkbewegung der 1970er Jahre und darüber hinaus war weit mehr als nur Musik. Ihre Essenz spiegelte sich in den legendären Veranstaltungsorten wider, die nicht nur Bühne für rohe Energie und rebellischen Geist boten, sondern auch als Keimzellen einer revolutionären Subkultur dienten. Diese ikonischen Punk-Locations, darunter das CBGB in New York City, das SO36 in Berlin und der 100 Club in London, schufen nicht nur Raum für aufstrebende Bands, sondern auch für ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Wir werfen einen Blick auf die Geschichte und Bedeutung von fünf dieser legendären Orte, die die Punkszene nachhaltig geprägt haben.
  • New York City: CBGBs
    Die legendärsten Punk Locations
  • London: The 100 Club
    Die legendärsten Punk Locations
  • Hamburg: Reeperbahn
    Die legendärsten Punk Locations
  • Berlin-Kreuzberg: SO36
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  • London: Camden
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New York City: CBGBs

Eine verwahrloste Nachbarschaft in New York, versiffte Toiletten und immer mal wieder eine Kakerlake auf dem Boden. Das ist das CBGBs, so in etwa der Geburtsort des amerikanischen Punk.

Hilly Kristal gründet ihn in den Siebzigern, den "Country, BlueGrass, and Blues Club", so lautet der Name ausgeschrieben. Hier in der Lower Eastside sollen sich Underground Musiker*innen treffen. Die Bedingung: Statt Cover-Bands, die zu der Zeit beliebt sind, müssen alle eigene Songs spielen. Das CBGBs wird ziemlich schnell zum "Punkrock-Mekka" und Bands wie die Ramones, Patti Smith, Talking Heads oder Blondie spielen hier ihre ersten Konzerte.

Laut Blondie Sängerin Debbie Harry ist das CBGBs wohl wirklich sehr dreckig - Hundekot, Erbrochenes und Ratten in der Küche. Aber trotzdem kommen jeden Abend Menschen in den Club, um sich die neuesten Punk-Bands anzuschauen. Besitzer Hilly Kristal hat so viel Leidenschaft für sie, dass er einige davon managen will, das zeigt auch der Film über den Club.

Und weil er halt wirklich nicht gut mit Geld umgehen kann, führt das CBGBs trotz Beliebtheit nur zu wenig Gewinn. Außerdem wird die Miete immer teurer und steigt irgendwann von 19.000 auf sagenhafte 65.000 Dollar im Monat. Trotz Rettungskampagnen muss das CBGBs im Jahr 2006 schließen. Ein letztes Konzert gibt es noch von keiner Geringeren als Patti Smith.

Heute ist der Club ein Bekleidungsgeschäft. Aber auch wenn das CBGB nicht mehr existiert, der amerikanische Punk der Siebzigerjahre, den der Club so geprägt hat, wird immerhin nie verstummen.

London: The 100 Club

In der Oxford Street in Londo reiht sich eigentlich Geschäft an Geschäft und tausende Menschen laufen mit Einkaufstüten durch die Gegend. In den Siebzigern aber entsteht hier eine neue Musikbewegung Großbritanniens: Der Punk. Und zwar im legendären 100 Club in der Oxford Street 100.

Die Sex Pistols, The Clash und Siouxsie and The Banshees – alle treten sie hier auf. Eigentlich gibt es den 100 Club schon seit den Vierzigerjahren, damals noch als Jazzclub mit roter Inneneinrichtung und intimer Atmosphäre. Die Möbel bleiben rot, der Jazz wird in den Siebzigern allerdings zu Punk. Die Konzerte im 100 Club sind Schlüsselmomente der britischen Punk-Szene und auf einmal tragen alle Leder, Iro und Sicherheitsnadeln in den Ohren. Die Jugend rebelliert und England ist geschockt. Nach und nach schießen immer mehr Punkbands aus dem Boden, die die Gesellschaft kritisieren und das Establishment herausfordern.

Später ist der 100 Club auch der Ort für Britpop oder Indie, so treten Oasis hier zum Beispiel auf. Und auch wenn der Club immer wieder finanzielle Probleme hat, gibt es ihn bis heute. So ist die Oxford Street viel mehr als nur ein Shoppingparadies.

Hamburg: Reeperbahn

Sie ist bekannt als Rotlichtviertel, für diverse Kneipen und eine Spiegel-TV-Reportage über einen Supermarkt, aber die Reeperbahn ist mehr als das: In den Siebziger und Achtziger Jahren heißt es auf der Reeperbahn vor allem Subkultur und Punk. Denn Clubs in St. Pauli, dem Viertel, in dem auch die Reeperbahn liegt, werden schnell DIE Treffpunkte für Punks. Im Kaiserkeller, wo schon die Beatles gespielt haben, treffen sie sich, aber auch in Clubs wie der Markthalle spielen The Clash oder The Ramones.

Nach und nach entwickelt sich dort aber auch deutschsprachiger Punk, meist mit sozialkritischen und ziemlich politischen Texten. Da singen zum Beispiel Hamburger Punkbands wie Slime auch ziemlich provokativ:

Oder die Band Razzia über Themen wie Anti-Atomkraft. In der Gegend um die Reeperbahn siedeln sich außerdem auch Punk-Plattenläden und Punk-Labels an. Die Hamburger Punkszene hat großen Einfluss auf Bands wie Die Ärzte, Die Toten Hosen und später auch auf das Genre der Hamburger Schule mit seinen gesellschaftskritischen Texten. Der Deutschpunk ist also weitaus mehr als nur ein Musikgenre - genauso wie die Reeperbahn.

Berlin-Kreuzberg: SO36

Der Schweiß tropft von der Decke, es stinkt nach verschüttetem Bier und Rauch und der Lärm zerfetzt einem fast das Trommelfell. Das... ist Punk! Das... ist das SO36 in Berlin-Kreuzberg.

Ab 1978 schreien hier in einem ehemaligen Supermarkt regelmäßig Sänger*innen ins Mikro und formen damit die deutsche Punkszene. Der Club eröffnet mit einer riesen Party, zu der kommen sogar David Bowie und sein Mitbewohner Iggy Pop – der kollabiert allerdings wohl recht schnell an der Bar.

In den nächsten Jahren spielen im SO36 dann Bands wie Malaria!, Einstürzende Neubauten oder Soilent Grün, aus der später Die Ärzte werden. Aber auch internationale Größen wie The Cure oder New Order treten hier auf. Das SO36 ist aber genauso dafür verantwortlich, dass auch Kreuzberg zu einer coolen Gegend wird, erzählt Gerrit Meijer, Gitarrist einer der ersten Punkbands PVC im Interview mit dem rbb.

Aber nicht nur einmal steht das SO36 vor dem Aus. Immer wieder gehen Betreiber*innen pleite oder Anwohner*innen beschweren sich über zu viel Lärm. Aber: Es geht immer weiter. Und zwar bis heute, denn die Solidarität im Kreuzberger Kiez ist groß. Und das ist wohl genauso Punk, wie das SO36.

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London: Camden

Wer durch Camden Town läuft, kann dem Punk eigentlich gar nicht entkommen. Der Punk, er lebt - entweder begegnet man Punks mit ihren Irokesen und Nietengürteln auf der Straße oder läuft an dutzenden Secondhand Läden im Camden Market vorbei und kauft gebrauchte Lederjacken oder Doc Martens. Camden hat den Punk geprägt, wie kein anderes Viertel. Einerseits modetechnisch, denn so provokant und rebellisch gekleidet wie möglich, das macht ihn aus, den typischen Punklook aus. Und die passenden Outfits dafür, die gab es eben schon immer in Camden.

Andererseits aber natürlich auch musikalisch, da in den Siebzigern regelmäßig Newcomer in Clubs wie dem Electric Ballroom oder Roundhouse auf treten. Mit dabei Siouxsie and the Banshees oder Pop-Punk von The Buzzcocks.

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Ob in der Mode oder Musik: Vor allem geht’s in Camden um die DIY-Kultur. Die meisten Bands veröffentlichen selbst produzierte Kassetten und gefühlt an jeder Straße eröffnet ein kleiner Plattenladen, der alternative Musik verkauft. Und auch wenn viele der Clubs heute nicht mehr existieren, der Punk liegt in Camden immer noch in der Luft. Punk’s not dead.

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