Erst ein Meme, dann ein Movement: Wer in München lebt, kommt am Münchner Gesindel nicht vorbei. Hinter dem Account steckt Phil. Im Interview spricht er mit uns über seine Mission und großen Pläne.

radiowelt
10.05.2025
Wie ein Insta-Account zur Stimme der Stadt wurde
Phil vom Münchner Gesindel über virale Videos & die Zukunft Münchens
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Phil vom Münchner GesindelÜber Viralität und Visionen
Vom Gag zur Institution
Seit 2019 ballert er fast täglich Videos raus, die irgendwo zwischen Kneipenstammtisch, Jugendkultur und Alltagswahnsinn liegen. Viral geht es dabei regelmäßig, zum Beispiel mit einem Clip von der Wiesn: Zwei Kellner und eine Industriespülmaschine. Der eine packt den anderen an den Beinen, schiebt ihn kopfüber durch das brummende Ungetüm - der dann am anderen Ende wieder auftaucht. Klatschnass, aber grinsend. Die Lederhose trieft, das Hemd klebt, doch die Stimmung ist auf Maximum. So absurd, so lokal, so sehr München, dass es fast schon wieder Kunst war. Die Wirtin des Zeltes war natürlich gar nicht amused darüber, dass dieses Video hochgeladen wurde und beteuerte, dass dies überhaupt nicht Gang und Gäbe sei. Das war jedoch nicht das, was Müncher Gesindel im direkten Austausch mit anderen Wiesnmitarbeiter*innen herausfand - der Schub durch die Spülmaschine sei durchaus was regelmäßig, weil es sich dabei um ein Aufnahmeritual für neue Kellner*innen handelt. Und eben genau das macht den Instagram-Account besonders: Es wird nicht nur gepostet, sondern auch beobachtet und kommentiert und aufgedeckt.Eine beeindruckende One Man Show
Was viele nicht wissen: Der Account wird hauptsächlich von Phil alleine betrieben, auf einem einzigen Handy. Videos bekommt er zuhauf, mal 30 im Monat, mal 50 am Tag. Dass trotzdem nur ausgewählte Clips online gehen, liegt an seinem Gespür für Viralität und einer klaren Linie: Kein Fremdscham, kein Bloßstellen, kein unnötiges Drauftreten.Weil an diesem Account mittlerweile mehr hängt als Likes und Shares und Münchner Gesindel auch Netzwerk, Community-Plattform und nicht zuletzt Einnahmequelle für Phil ist, war der Schock ganz schön groß, als er plötzlich mal gesperrt war. Ohne Vorwarnung. "Existenzbedrohend", sagt Phil heute, dem dadurch auch ein bisschen die Vergänglichkeit des Internets bewusst wurde. Auf dem Erfolg des Accounts ausruhen will er sich deshalb nicht.
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