Autismus – ein Wort, das oft mit Stereotypen und Klischees behaftet ist. Doch hinter diesem Begriff steckt ein Spektrum, das so individuell ist wie die Menschen selbst. In unserer Themenwoche sprechen wir mit egoFM Hörer Isy über seinen Alltag mit Autismus.
Leben im Autismus-Spektrum
Isy lebt seit vielen Jahren mit der Diagnose Autismus. Für ihn war es zunächst eine Herausforderung, sich in einer Welt zurechtzufinden, die nach anderen Regeln funktioniert. Im Interview mit egoFM Elise beschreibt er, wie er sich jahrelang an Verhaltensweisen seiner Mitmenschen orientiert hat, um sich anzupassen – eine Fähigkeit, die Autist*innen als Maskieren bezeichnen. Doch diese Anpassung kostet viel Energie und führt oft dazu, dass Isy nach sozialen Interaktionen Zeit für sich braucht.
"Die Diagnose selber hat mir sehr viele Türen geöffnet und hat mir auch sehr viel Transparenz geschaffen. Es ist so, als hätte man die ganzen Symptome gehabt, keiner hätte was gefunden und jetzt weiß man, was es ist und man kann dementsprechend handeln. Also es hat mir sehr gut getan, allerdings kennst du einen Autisten, kennst du nur einen Autisten. Wir sind alle unterschiedlich, das ist ne Spektralkrankheit oder beziehungsweise eine Diagnose, die quasi bei jedem anders erscheinen kann." - Isy
Isy betont zum Beispiel auch, dass man beim Thema Autismus nicht allein von Filmcharakteren oder gängigen Vorstellungen ausgehen sollte. Die berühmte "Inselbegabung" ist eher die Ausnahme als die Regel.
Leben mit Autismus
Isy über seine Spätdiagnose
Reizüberflutung: Wenn die Welt zu laut wird
Isy arbeitet an einer Bar – ein herausforderndes Umfeld für jemanden mit Autismus. Für ihn ist es entscheidend, dass die Musik lauter ist als die Stimmen der Gäst*innen. Sobald beide Geräuschquellen gleich laut werden, fällt es ihm schwer, sich zu konzentrieren. Sein Gehirn nimmt dann jedes Gespräch auf, ob er will oder nicht, was zu Reizüberflutung führen kann.
Strategien, die Isy helfen:
Lautstärkenkontrolle: Gezielt Umgebungen meiden, in denen Geräusche unkontrollierbar werden.
Kommunikation im Freundeskreis: Isy informiert sein Umfeld klar und direkt, wenn er überreizt ist. Ob durch eine Nachricht oder einfaches Gehen – seine Freund*innen wissen Bescheid und lassen ihm Raum.
Routine für Rückzug: Nach intensiven sozialen Situationen gönnt er sich bewusste Pausen, um wieder aufzutanken.
Isy sieht seinen Autismus nicht als Hindernis, sondern als Teil seiner Persönlichkeit. Er wünscht sich, dass Menschen aufhören, Autist*innen mit Stereotypen zu begegnen.
"Was ich mir wünschen würde, wäre, wenn man mich nicht [...] negiert. Wenn ich sage, ich bin Autist, [...] dass sie sagen, ja, du bist doch kein Autist, du verhältst dich doch nicht wie ein Autist und bist ja kein Autist." - Isy
Statt Vorurteile zu bedienen, ist es wichtig, zuzuhören und individuell auf die Bedürfnisse einzugehen. Das Spektrum des Autismus ist vielfältig – das sollte man immer im Kopf behalten.
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