Pionierinnen der Wissenschaft

Pionierinnen der Wissenschaft

5 Frauen, die du unbedingt kennen solltest

Von  Sabrina Luttenberger
Wir stellen dir fünf Frauen vor, die Maßgebliches in der Wissenschaft geleistet haben - dafür aber lange nicht die angemessene Anerkennung bekommen haben.

Welche bekannten Wissenschaftler kennst du?

Albert Einstein, Thomas Edison, Galileo Galilei, Nikola Tesla, Charles Darwin, Isaac Newton… jaja - und was ist mit WissenschaftlerINNEN? Marie Curie vielleicht... und dann wird's schon schwieriger.

Die Bedeutung vom "Matilda-Effekt"

Dass uns nicht so leicht auch weibliche Wissenschaftlerinnen einfallen, liegt definitiv nicht daran, dass es keine davon gibt. Sondern dass die einfach lange Zeit vergessen oder ignoriert wurden – genau das nennt man auch den "Matilda-Effekt". Der Matilda-Effekt beschreibt die Tendenz, die Leistungen von Wissenschaftlerinnen zu übersehen und diese stattdessen ihren männlichen Kollegen zuzuschreiben. Dieses Phänomen wurde erstmals von der Suffragette und Abolitionistin Matilda Joslyn Gage im 19. Jahrhundert in ihrem Essay "Woman as Inventor" beschrieben.

Der Begriff "Matilda-Effekt" wurde 1993 von der Wissenschaftshistorikerin Margaret W. Rossiter geprägt, die mehrere Beispiele für diesen Effekt nennt. So wurden beispielsweise die Werke von Trotula, einer Ärztin aus dem 12. Jahrhundert, nach ihrem Tod männlichen Autoren zugeschrieben. Auch im 19. und 20. Jahrhundert gab es Fälle, die den Matilda-Effekt verdeutlichen, wie die von Nettie Stevens, Lise Meitner, Marietta Blau, Rosalind Franklin und Jocelyn Bell Burnell.

Um dagegen was zu tun, stellen wir fünf Wissenschaftlerinnen vor, die mindestens dieselbe Aufmerksamkeit wie ihre männlichen Kollegen verdient haben.

  • Katherine Johnson
    Wegbereiterin für die Mondlandung
  • Eunice Foote
    Entdeckerin vom Treibhausgas
  • Françoise Barré-Sinoussi
    Entdeckerin vom HI-Virus
  • Hedy Lamarr
    Erfinderin eines geheimen Kommunikationssystems
  • Lise Meitner
    Entdeckerin der Kernspaltung

Katherine Johnson: Wegbereiterin für die Mondlandung

"It's one small step for a man, one giant leap for mankind!" - Katherine Johnson

Ein kleiner Schritt für ihn, ein großer für die Menschheit. Es ist der 20. Juli 1969 als der US-Amerikaner Neil Armstrong diese Worte sagt. Als erster Mensch jemals hat er gerade den Mond betreten. Ohne eine Frau wäre dieser Schritt aber fast nicht möglich gewesen: Katherine Johnson, Mathematikerin und menschlicher Computer der NASA. Schon als Kind liebt sie Zahlen, am College sagt ihr ein Professor dann, dass sie eine gute Forschungsmathematikerin wäre - gesagt, getan:

"Mathematics is the basis of the whole thing!" - Katherine Johnson

Sie fängt bei der NACA, dem Vorgänger der NASA an, die gerade weibliche Mathematikerinnen einstellen, weil sie denken, dass die auf mehr Details achten. Als eine von wenigen Schwarzen Frauen ist sie dort nicht nur mit Sexismus, sondern auch mit Rassismus konfrontiert, arbeitet aber von dort an an Weltraummissionen mit. Sie berechnet Flugbahnen oder den perfekten Start für Raumschiffe. Dank ihr können 1961 der ersten US-Amerikaner ins All und 1969 die ersten Menschen auf den Mond. Weil sie genau berechnet, wo sie landen müssen.

"They should be exactly correct on that and I was certain they're hopin I'm right too!" - Katherine Johnson

2015 erhält sie dafür von Präsident Obama die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung der USA. Ein Jahr später folgt der Oscar nominierte Film Hidden Figures, der unter anderem ihre Geschichte erzählt. Endlich bekommt auch Katherine Johnson die Aufmerksamkeit, die Frau, die maßgeblich verantwortlich war – für diesen großen Schritt für die Menschheit.
nasa-human-computers---katherine-coleman-goble-johnson.jpg US-amerikanische Mathematikerin und NASA-Mitarbeiterin Katherine Coleman Goble Johnson


Eunice Foote: Entdeckerin vom Treibhausgas

Erinnerst du dich noch an diese eine Person, die in der Schule deine leise Antwort gehört hat, sie laut wiederholt und dafür dann die gute Note bekommt? So ähnlich geht es auch Eunice Foote mit ihren wissenschaftlichen Entdeckungen.

Im 19. Jahrhundert ist Wissenschaft eigentlich noch "Männersache". Weil sie sich aber für das Thema interessiert und sie sich auch für die Frauenrechtsbewegung engagiert, wird sie über Umwege trotzdem Wissenschaftlerin. Ihr Forschungsgebiet: die Atmosphäre. Sie will herausfinden, woher Warm- und Kaltzeiten kommen. Dafür macht sie Experimente: Sie füllt Zylinder mit Gasen stellt sie in die Sonne. Und merkt: Das Glas mit Kohlendioxid wird am wärmsten. Eunice Foote ist also der erste Mensch, der erkennt, dass CO2 mit dem Klima der Erde zu tun hat.

Ihre Ergebnisse darf sie aber gar nicht selbst vorstellen. Stattdessen trägt ein Professor sie vor und weil die Ergebnisse ja "von einer Frau kommen", geraten sie und Eunice schnell wieder in Vergessenheit. Fünf Jahre später, 1861, macht ein irischer Naturwissenschaftler ähnliche Forschungen und gilt seitdem als Entdecker der Treibhausgase. Bis 2011 jemand ihre Ergebnisse findet. Seitdem versuchen Menschen, das Leben von Eunice Foote zu rekonstruieren, damit auch sie die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient. Denn: Wissenschaft ist eben nicht nur Männersache.

Françoise Barré-Sinoussi: Entdeckerin vom HI-Virus

Warum in die Uni gehen, wenn man nebenbei auch viel spannendere Dinge machen kann! Zum Beispiel wie die Französin Françoise Barré-Sinoussi. In den 60ern studiert sie Biochemie und Virologie in Paris. Auch wenn sie später ihren Doktor erfolgreich abschließt, schwänzt sie trotzdem öfters mal die Vorlesung, um an einem Forschungszentrum für Medizin und Biologie zu arbeiten. Sie liebt ihren Job, wird aber immer wieder mit Sexismus konfrontiert.

"I met the assistant of the director of the Pasteur Institute at that time and the guy looked at me and said: 'Women never have done anything in science. You better think immediately to revise your career plan.'" - Françoise Barré-Sinoussi

Eine andere Karriere als die Wissenschaft? Françoise denkt gar nicht dran und macht weiter, und zwar ziemlich erfolgreich: Zusammen mit dem Virologen Luc Montagnier entdeckt sie 1983 den Auslöser für AIDS: das HI-Virus! Dank ihrer Forschung können für die damals noch unbekannte mysteriöse Krankheit Medikamente entwickelt werden, die die Symptome unterdrücken. 2008 bekommen sie und Montagnier dafür den Nobelpreis für Medizin. Und der Typ, der ihr damals vom Job abgeraten hat, ist auf einmal ganz kleinlaut:

"The guy by the way at Pasteur called me back many years after and the guy called me and said I would like to congratulate you." - Françoise Barré-Sinoussi


Mittlerweile ist die Virologin in Rente. Als 2020 aber das Coronavirus ausbricht, will sie erneut gegen ein Virus kämpfen und macht sich seitdem für die Suchen nach Behandlungen stark. Also: wehe jetzt sagt nochmal jemand, Frauen haben noch nie was für die Wissenschaft getan!

Hedy Lamarr: Erfinderin eines geheimen Kommunikationssystems

"Glamorous, beautiful, internationally known star. Isn't that what it's all about? - No!" - Hedy Lamarr

Hedy Lamarr ist viel mehr als nur Glamour und Schönheit. Geboren wird sie in Wien als Hedwig Kiesler, wo sie auch ihre Schauspielkarriere startet. In den späten 1930ern geht sie nach Hollywood, wo sie zu Hedy Lamarr und nach und nach zu einer internationalen Ikone wird. Hedy gilt lange als schönste Frau der Welt, ihr Gesicht soll sogar als Vorlage für Disneys Schneewittchen und Catwoman dienen.

Die Oberflächlichkeit langweilt sie aber irgendwann. Denn Hedy Lamarr hat noch viel mehr zu bieten - als Wissenschaftlerin! Zusammen mit einem Freund entwickelt sie das sogenannte Frequenzsprungverfahren, ein geheimes Kommunikationssystem, das im Krieg gegen die Nazis helfen soll. Eingesetzt wird es dafür allerdings noch nicht. Dafür: Das Kommunikationssystem ist der Vorreiter von Bluetooth, GPS und WLAN. Zum Glück ging es Hedy Lamarr mehr als nur um Glamour und Schönheit!

"Diese ganze Zeit, wo man gesagt hat ich war so ein ganz großer Star und was auch immer, ich fand das alles ist nicht wahr und nicht wirklich. Ist ja alles ein Beruf gewesen wie jeder andere Beruf." - Hedy Lamarr

Lise Meitner: Entdeckerin der Kernspaltung

Als eine der allerersten Frauen beginnt sie an der Universität Wien ihr Mathe- und Physikstudium: Lise Meitner. Ein paar Jahre später schließt sie es erfolgreich mit einem Doktortitel ab und geht nach Berlin. Denn Lise Meitner will nur mit den Besten zusammenarbeiten. Der Chemiker Otto Hahn ist dort auf der Suche nach einem Physiker, der ihm bei der Forschung an Radioaktivität hilft. Oder eben auch eine Physikerin. Denn Lise Meitner bekommt den Job und arbeitet erfolgreich mit ihm zusammen.

lise-meitner-und-otto-hahn-im-labor-kaiser-wilhelm-institut-fur-chemie-berlin.jpgLise Meitner und Otto Hahn im Labor, Kaiser-Wilhelm Institut für Chemie, Berlin.

Das bleibt allerdings lange geheim, denn noch immer sind Frauen in der Wissenschaft nicht so gern gesehen.
Lise Meitner muss also im Keller arbeiten, den Nebeneingang benutzen und verdient anfangs nicht mal Geld. Noch dazu kommt: Im Jahr 1938 wird ihr Leben in Berlin gefährlich, denn Lise Meitner ist Jüdin. Sie flieht nach Schweden, wo sie während des gesamten Zweiten Weltkriegs bleibt. Die Arbeit mit Otto Hahn geht trotzdem weiter - per Briefkontakt. Noch im selben Jahr entdecken sie gemeinsam die Kernspaltung. Für die Entdeckung erhält Otto Hahn übrigens den Nobelpreis für Physik - allein.

Sie bekommt dafür immer wieder Forschungsaufträge für den Bau einer Atombombe. Aber auch wenn sie die Kernspaltung mitentdeckt hat: Lise Meitner ist überzeugte Pazifistin und bleibt es auch. Bis an ihr Lebensende engagiert sie sich deshalb gegen Atomwaffen - ebenfalls als eine der allerersten Frauen.



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