zeck: Daydream Therapy

Das Album der Woche

Von Vitus Aumann

Weil es auch vollkommen verdient ist, sich einfach mal wohlzufühlen.

Quasi das Allheilmittel für fast alles: Einfach mal abtauchen

Der Alltag stresst zu sehr? Der Unikurs langweilt zu Tode? Warum nicht einfach ein Traumszenario raussuchen und mal kurz der Realität entfliehen. Kleine Träumereien können den Tag deutlich angenehmer machen - ganz ohne Albtraumgefahr. Blöderweise lässt sich so ein Tagtraum aber leider auch recht leicht unterbrechen und danach muss man sich wieder mit dem realen Kram rumschlagen.

Das möchte zeck jetzt ändern: Sein Debütalbum will die Traumwelt mit der Realität verschmelzen lassen.

Spät-Teenie-Traum

zeck ist gleichzeitig Spätzünder und Schnellstarter. Er kam zwar erst spät zur Musik - aber dann ging alles ziemlich schnell. Wenn auch unkonventionell: Mit 19 lag die erste Gitarre unter dem Weihnachtsbaum. Auf Unterricht hatte er allerdings gar keine Lust. Stattdessen gabs eine gediegene Portion YouTube Tutorials zu seinen damaligen Lieblingssongs. So kamen langsam die nötigen Skill zusammen und bald waren auch schon die ersten Songs da.

Bei so einer Biographie denkt man wahrscheinlich erstmal an schrammeligen Punk oder irgendwas mit sehr viel Lärm. Aber davon könnte zecks Musik nicht weiter entfernt sein:

Daydream Therapy fühlt sich da viel eher wie eine akustische Umarmung an

Keine Sorge: Klingt gehört nicht halb so kitschig wie geschrieben. Aber bei zecks Musik stellt sich einfach immer wieder ein unglaubliches Entspannungsgefühl ein. "I Feel Love" lässt zum Beispiel mit entspannten Gitarrenriff und passendem Basslauf das Gefühl von einem so richtig entspannten Morgen aufsteigen. Perfekt eben um aus dem Tagtraum möglichst angenehm wieder aufzuwachen.

zeck erinnert dabei immer mal wieder an die Giant Rooks, nur mit etwas weniger Bombast. Oder auch an Fil Bo Riva, nur mit mehr digitalen Sounds und weniger Kratzen in der Stimme. Und wenn man die Voice Samples im Intro hört merkt man, dass Bon Iver hier wohl auch durchaus eine Inspiration war. zeck packt auch genug Variation in den Sound um nichts abstumpfen zu lassen: Die erste Hälfte von Daydream Therapy kommt meistens locker tanzbar und flott daher, vor allem der Titeltrack drückt angenehm aufs Tempo. Gegen Ende wird es aber gerne auch mal nachdenklicher: "Darlin' (Demo)" kommt zum Beispiel wie der Name schon andeutet lediglich mit Gitarre und Stimme aus und gibt dem Album nochmal einen emotionalen Höhepunkt.

Traumabewältigung

Es gibt aber eben auch einen Grund, warum sich Daydream Therapy so wohlig anfühlt und nicht einfach nur nebenher durchläuft. Und der hängt vor allem mit zecks früherer EP Fatal Fragility zusammen. Die hat sich passend zum Namen noch mit ziemlich düsteren Themen wie Panikattacken und dem Imposter-Syndrom rumgeschlagen. Daydream Therapy klammert jetzt die unangenehmeren Dinge nicht aus, aber es fühlt sich mehr so an als läge das schlimmste schon in der Vergangenheit.

Und wenn man schon ziemlichen Stress hinter sich hat, ist entspanntes aufwachen halt gleich nochmal schöner.