Apparat: LP5

Der Lieblingstonträger der Woche

Du steckst in einer Beziehung, die nicht mehr sehr viel von dir, sondern nur noch die Kombination aus euch beiden zulässt? Lass dir von Sascha Ring aka Apparat einen Tipp geben: trenn dich!

Wie effektiv Trennverfahren sind, beweist die Moderat-Verbindung. Zersetzt in die Einzelteile Modeselektor und Apparat zeigen sich beide wieder in feinster Reinform - Modeselektor mit Who Else im Februar 2019, Apparat jetzt mit LP5.
Genau das war ja letztlich auch Sinn und Zweck der Trennung: Sowohl das Berliner Techno-Duo, als auch Sascha Ring wollten sich nach dieser langen Symbiose für eine gewisse Zeit mal wieder auf ihre Ursprungsprojekte konzentrieren. Die sind bei dem ganzen Hype um Moderat immerhin dezent zu kurz gekommen.

Nun knüpft Apparat mit seinem neuen Werk genau da an, wo er aufgehört hat.

Mehr oder weniger. Der Sound ist so fein, so detailliert, so künstlerisch, dass LP5 auch guten Gewissens in den Feuilletons, in denen sich die Leser*innen sonst eher über Pop-Kultur und gerade "diese unsägliche, stupide elektronische Tanzmusik", die stets drüben von den studierenden Nachbarn, die ja bestimmt eh alle Drogen nehmen, durch die Wände ballert, echauffieren, ans Herz gelegt werden kann.
Die Klangkonstrukte der Songs sind dabei interessant verschachtelt (ähnlich wie der vorherige Satz), dass alles letztlich dynamisch, aber glatt wirkt. Dadurch klingt LP5 ein wenig so, als hätte Sascha Ring Marie Kondo mäßig seinen Sound ein bisschen aufgeräumt - gerade das große Rauschen, das noch sein letztes richtiges Werk The Devil's Walk aus 2011 geprägt hat, musste dran glauben. Hört man dann aber genauer hin wird klar: Apparat hat nicht reduziert, im Gegenteil. Der Klang von LP5 wird genährt von einer Vielzahl von Instrumenten, die allesamt derart gut miteinander fusionieren, dass die pompöse Orchesterbesetzung gar nicht groß auffällt.

Der Vergleich ist also mehr oder weniger geschenkt: Radiohead Fans werden das neue Album von Apparat lieben.