Low Island: Life in Miniature

Low Island: Life in Miniature

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
Oxford hat einen Grund mehr zum Angeben.

Schon wieder welche von da.

Man kann sich wirklich wundern, was mit dieser Stadt los ist. Oxford hat sowieso schon die vielleicht bekannteste Universität der westlichen Welt – und für eine relativ kleine Stadt eine unfassbar erlesene Musikszene. Allein dieses Jahr haben uns schon die Foals und Totally Enormous Extinct Dinosaurs glücklich gemacht. Und dann gibt es da noch die Glass Animals, Supergrass, Ride und natürlich die unvermeidlichen Radiohead. Da könnte man sich fast schon Sorgen machen, dass die Clubs vor lauter Talent aus allen Nähten platzen.

Ein bisschen Platz ist zwischen all diesen Schwergewichten aber immer noch für neue Talente. Und spätestens mit Life in Miniature machen es sich Low Island genau da bequem.


 

Dezente Hypnosegefahr

Eigentlich gäbe es für Low Island ja mehr als genug musikalische Anknüpfungspunkte in der näheren Umgebung. Aber wenn man bei Life in Miniature auf Play drückt, kann es gut sein, dass die Gedanken erst mal nach Kanada wandern. Verspulte Gitarre, jazzig groovendes Schlagzeug und eine Stimme, die ziemlich an Dan Snaiths Caribou erinnert – "Goodbye Bluefin" kann auch ohne schwankendes Pendel gut hypnotisierend wirken. Wer also gerne leicht melancholischen Elektropop hört, der aber trotzdem immer noch mit analogen Instrumenten vollgestopft ist, sollte sich auf Life in Miniature schnell heimisch fühlen. Jamie und Carlos wechseln munter zwischen Gitarren und Synthies hin und her, während Dummer Felix mit kreativen Rhythmen gerne mal seine Jazzausbildung andeutet.

Ihr Hypnosetalent zeigen Low Island immer wieder, zum Beispiel lädt auch "Come A Long Way" mit überlagernden Gesangsspuren und perfekt eingesetzter Akustikgitarre zum Träumen ein. Aber manchmal werden die Töne auch rauer. "Can’t Forget" setzt zum Beispiel auf große Klangflächen, zu denen man die Hände in die Luft werfen möchte. "Kid Gloves" und "You & Me" setzen dafür dann auf schnelle Synthieriffs und laden höflich, aber bestimmt auf die Tanzfläche ein. "Robin" taucht dann auch mal stärker in die elektronischen Klänge ein und der Titeltrack traut sich dann auch mal einen geisterhaft reduzierten Sound zu.

Low Island schaffen es auf ihrem zweiten Album also ziemlich abwechslungsreich zu klingen, aber dabei trotzdem ihrem Sound treu zu bleiben.


 

Akustisches Fotoalbum

Nachdem sich Low Island auf ihrem Debüt erst einmal ihren Sound finden wollten, wagt sich Life in Miniature jetzt daran, eine ganz besondere Phase im Leben zu vertonen. Nämlich diese herrlich komplizierten Jahre nach der unschuldigen Kindheit und vor dem endgültigen Erwachsenwerden. So packt Sänger Carlos seine Sorgen vor der Zukunft und ziemlich emotionale Trennungen in die Songs. "Can’t Forget" dreht sich zum Beispiel um den tränenreichen Abschied vom eigenen Vater, oder "Kid Gloves" thematisiert dann die Sehnsucht nach dem alten Zuhause.

Diese schon eher ernsten Themen werden aber durch den verspielten Sound ziemlich geschickt verpackt:

Man kann zu Life in Miniature also gedankenvoll dahinschwelgen oder einfach nur tranceartig dahintanzen – Low Island passen sich da gerne der eigenen Befindlichkeit an.

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Tracklist: Low Island - Life in Miniature

  1. Goodbye Bluefin
  2. Can't Forget
  3. Kid Gloves
  4. Forever Is Too Long
  5. Robin
  6. You & Me
  7. Words Are Out Of Reach
  8. Come A Long Way
  9. Wasn't For Nothing
  10. Into The Blue
  11. Life In Miniature

Life in Miniature von Low Island wurde am 04. November 2022 via Emotional Interference veröffentlicht.

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