egoKünstler Chefket wird die Taxifahrt verweigert

egoKünstler Chefket wird die Taxifahrt verweigert

Auf Instagram streamt er die Diskussion live

Ein Taxifahrer verweigert Chefket die Mitnahme. Der Grund? Er soll ihm "zu nett" gewesen sein.

Wir finden: Die Sache stinkt nach Alltagsrassismus. Aber Moment - für alle, die Chefket nicht kennen, nochmal von vorne:

Chefket das Allroundtalent

Er hat schon lange einen Dauerplatz in unserer egoPlaylist. Denn nicht ohne Grund wird Chefket schon seit Jahren für sein Rap-Talent gelobt. Fans feiern seine Doubletimeskills, Musikliebhaber sind von seiner souligen Stimme betört. Seine humorvollen, klugen und manchmal politischen Texte sind durchkonzipiert, doch auch seine Freestyle-Fähigkeiten werden bei seinen Liveauftritten und Gastauftritten bei den wichtigsten Kollegen im Game regelmäßig unter Beweis gestellt.

Chefket ist in Heidenheim an der Brenz aufgewachsen. Das liegt im Osten Baden-Württembergs, an der Grenze zu Bayern - etwa 17 Kilometer südlich von Aalen und 33 Kilometer nördlich von Ulm.


Also sozusagen ein richtiger Schwab - mit türkischen Wurzeln, denn seine Eltern sind türkischer Abstammung. Gibt's eigentlich nichts zu diskutieren, oder?

Chefket postet Instagramvideo

Chefket ist nicht übertrieben aktiv, wenn es um Posts in den sozialen Medien geht. Wohl auch deswegen waren Fans vielleicht kurz irritiert, als er am Montag auf einmal auf seinem Kanal live ging. Was war los?

Chefket hat in einem Taxi eine Diskussion mit dem Taxifahrer gefilmt, der sich schlichtweg weigerte, ihn mitzunehmen.


Während andere es wohl ziemlich feiern würden, wenn Chefket plötzlich in deinem Auto sitzt, war dieser Taxifahrer sehr reserviert und wollte auch keine wirklichen Gründe der Transportverweigerung nennen. Zumal Taxifahrer einer Beförderungspflicht unterliegen. Einen Fahrgast wieder rauszuwerfen muss einen wirklich guten Grund haben, wie starke Trunkenheit, aggressives Verhalten oder persönliche Gefährdung des Fahrers. Knappe fünf Minuten dauerte das Gespräch, bei dem sich der Taxifahrer mit nicht nachvollziehbaren Argumenten versuchte, der Unterhaltung zu entziehen.

Mitnahmeverweigerung wegen "Freundlichkeit"

So soll das freundliche "Hallo, wie geht's Ihnen?" zu herablassend gewirkt haben und der Auslöser seiner Abneigung gegenüber Chefket gewesen sein. Diese Freundlichkeit ist aber auch wirklich anmaßend(!). Und "Wir passen einfach nicht zusammen" war daraufhin die Antwort des Taxifahrers. Obwohl der Fahrer offensichtlich rassistische Beweggründe hatte, blieb Chefket im Video ruhig und höflich.


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Alltagsrassismus bei Rapkollegen

Auch Rapkollege Roger Rekless musste schon häufig Alltagsrassismus erleben. Neben offensichtlichen rassistischen Äußerungen gäbe es auch die Art von Diskriminierung, die als "Nicht so gemeint" oder "Das haben wir schon immer so gesagt" abgetan wird. In seinem Buch Ein Neger darf nicht neben mir sitzen, das in diesem Jahr erschienen ist, spricht David Mayonga aka Roger Rekless darüber, wie er selbst in seinem Leben häufig mit Rassismus in Berührung gekommen ist. In seinem Buch sind übrigens auch Gastbeiträge von Chefket, Shahak Shapira und Samy Deluxe zu lesen.



#vonhier

Alltagsrassismus ist nach wie vor ein Problem in unserer Gesellschaft. Manchmal mehr, manchmal weniger offensichtlich, doch immer spürbar. Unter dem Hashtag #vonhier berichten Menschen mit unterschiedlichsten Wurzeln von ihren Erlebnissen mit Alltagsrassismus. Hintergrund der Posts ist, dass Menschen in einer Unterhaltung oft nicht akzeptieren können, dass die Antwort "Meine Heimat ist Deutschland" ist auf die viel zu oft gestellte Frage "Und woher kommst du?" - wenn der Name oder der Phänotyp auf mehr als deutsche Wurzeln schließen lassen könnte.

Rassismus in Fernsehsendungen

Gestartet hat das das Ganze der Journalist Malcolm Ụzọma Ohanwe, der übrigens auch einen Gastbeitrag in Roker Rekless' Buch geschrieben hat und sich schon länger mit dem Thema Alltagsrassimus beschäftigt. Anfang diesen Jahres hat er ein schon älteres Video von Dieter Bohlen auf Twitter gepostet, in dem Bohlen in der Supertalent Sendung auf RTL ein kleines Mädchen fragt, woher sie denn komme und partout nicht akzeptieren will, dass die Antwort Herne (in Nordrhein-Westfalen) war. Zufriedenheit stellte sich erst ein, als die Mutter vom Bühnenrand aus "Thailand" rief. 

Der Journalist bekam aber auf Twitter nicht nur Zustimmung.


Gute Aktion von Chefket

Das Video von Chefket in dem Taxi zeigt uns, dass das Thema Alltagsrassismus noch lange nicht vom Tisch ist und wir uns aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung stellen und auch bei anderen nicht durchgehen lassen dürfen. 

Unser größter Respekt gilt Chefket, der trotz dieser Anfeindung freundlich und sachlich gegenüber dem Taxifahrer geblieben ist. Auf Facebook stellte er übrigens an seine Fans die Frage ob er "...diesen Lümmel ganz deutsch anzeigen" könne. Wir sind keine Rechtsanwälte, deswegen können wir da leider keinen Rat geben, fänden den Move aber ziemlich cool!

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