Der Soundtrack zum Erwachsenwerden - ganz ohne American Pie-Humor.
Junge zieht aus irgendwelchen Gründen in eine neue Stadt, Junge kommt nicht mit den neuen coolen Kids klar, Junge trifft trotzdem dieses Mädchen, das ihn fasziniert, Junge schafft es zum Schock aller Beteiligten sie für sich zu gewinnen.
Dazu läuft die Musik von irgendeiner amerikanischen Skate Punk Band und am Ende brausen alle mit offenem Verdeck in den Sommer ihres Lebens. So ein Drehbuch kann sogar der kleine unkreative Bruder von ChatGPT besser schreiben – trotzdem zieht diese Formel immer noch erstaunlich oft.Ein bisschen mehr Abwechslung kann aber auch im Coming of Age-Genre nicht schaden: Umso besser, dass es jemanden wie Claud gibt.
Denn Claud singt eben über die Coming of Age-Storys, die man kaum im Kino sieht – aber die man trotzdem so unglaublich gut nachempfinden kann.
Eine Stimme wie Ryan Goslings Gesichtsausdruck
Claud hat sich ziemlich schnell im Alternative Pop-Himmel etabliert. Nach gerade mal einer EP wurde Phoebe Bridgers auf den schrulligen Popsound aufmerksam und Claud wurde das erste Singning beim frisch gegründeten Saddest Factory Label. Nicht mehr lange und plötzlich stand Claud auf gigantischen Bühnen im Vorprogramm von Bleachers oder auch Paramore – diese Geschichte wäre eigentlich auch schon ein ziemlich gutes Filmdrehbuch.Supermodels ist jetzt das zweite richtige Album von Claud und in einiger Hinsicht auch erst mal ein Abschied.
Denn mit dem Bedroom Pop-Begriff konnte Claud eh nie so ganz etwas anfangen. Der neue Sound von Supermodels klingt dafür jetzt ohnehin viel zu groß: Opener "Crumbs" klingt vielleicht noch wie frisch auf dem Bett gezupft, aber wer versucht "Dirt" und "A Good Thing" im eigenen Zimmer nachzuspielen, bekommt ziemlich schnell Ärger mit dem restlichen Haus. Statt wieder auf alternative Popklänge zu setzen, holt Claud für Supermodels die 90s Gitarren aus dem Schrank. Ganz so laut wie bei Soundgarden wird es vielleicht nicht, trotzdem bringt Supermodels immer wieder die Erinnerung an Grunge und Alternative Rock zurück – "Every Fucking Time" deutet sogar ganz leicht den verbotenen Song der britischen Pöbelbrüder an. Aber egal, ob die Songs akustischer bleiben oder das Verzerrpedal getreten wird: Clauds Stimme bekommt es immer hin, gleichzeitig gefühlvoll und doch irgendwie ein bisschen abwesend gelangweilt zu klingen und passt so ideal zu jeder Situation.
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