Elf Songs - elf Treffer. Von so einer Quote kann Patrick Mahomes nur träumen.
Musik klingt nachts einfach anders
Okay, diese Aussage kann wahrscheinlich jeder Mensch, der sich halbwegs mit Physik auskennt, widerlegen. Warum sollten sich Schallwellen nach elf Uhr plötzlich anders durch die Luft krümmen. Aber trotzdem: Wirklich jeder Mensch, der spät Nachts schonmal im Bus nachhause gesessen ist und gedankenverloren aus dem Fenster gestarrt hat kann ganz genau bestätigen, dass manche Songs dann einfach nochmal ganz anders reinhauen.Natürlich gibt es auch Musik, die genau für diese magischen Nächte geschrieben wurde und genau dann ihre volle Wucht entfaltet. Und in genau diese Kategorie schiebt Biig Piig ihr langerwartetes Debüt.
Erfahrene Debütantin
Schon ein bisschen absurd, das mit dem ersten Album. Biig Piig ist ja mal definitiv keine Newcomerin mehr, Ihre Musik begleitet uns ja eigentlich schon seit ziemlich genau fünf Jahren. Da fragt man sich schon, warum sie sich mit dem ersten Album so lange Zeit gelassen hat? Naja, vielleicht konnte sie sich einfach nicht auf einen Stil festlegen. Die Irin hat sich nämlich so richtig durch die Genreschubladen gewühlt. Es gab Ausflüge in den Drum'n' Base Dschungel ("Switch"), düstere Nachtspaziergänge in Richtung verruchter Indie Rock ("Lavender") und natürlich den poppigen Trip in die Disco ("Feels Right"). Bei so vielen Kreuzungen kann es natürlich dauern, bis man sich entschieden hat.Wie Biig Piig das jetzt beim Debüt geregelt hat?
Naja… irgendwie hat sie sich für alle Sounds gleichzeitig entschieden. Und es klingt auch noch richtig gut. Das ist schon ein recht riskanter Weg, so alles zu vermischen. Man schüttet ja auch keinen Kartoffelsalat in die Spicy Ramen Suppe. Aber Biig Piig bekommt die Zutaten harmonisch vermischt. 11:11 geht zwar eindeutig mehr in Richtung Pop als düsterer Indie, aber die Stimmung ist nach wie vor da. Beispiel gefällig?Der Opener heißt "4AM" und ab der allerersten Sekunde ist klar, wieso: Düstere Gitarrensaiten rutschen langsam in düsteren Clubbeat. Der Song bräucht die Uhrzeit eigentlich gar nicht im Titel, so gut wird hier die Stimmung rübergebracht - Indie und Club passen plötzlich doch wieder ganz gut zusammen. Auch "Ponytail" setzt auf eine Kombination von verträumten Szenen und regelrechten Raves. Zusammen mit Biig Piigs angehauchter Stimme wird der Klang von 11:11 der perfekte Soundtrack für diese unwirklichen Stunden zwischen tiefster Nacht und erstem Morgengrauen.
Tag und Nachtschwärmen
11:11 ist vielleicht ein Clubalbum, aber es liefert auch den passenden Sound für den Heimweg. Zu "Brighter Day" kann man nicht nur wahnsinnig gut auskatern, sondern auch gleich über die letzte in die Brüche gegangene Situationship hinwegkommen und neue gesunde Vorsätze sammeln. Auch sonst funktioniert Biig Piigs Debütalbum natürlich auch bei Tageslicht ziemlich gut, weil auch die Discopop Einflüsse nicht zu kurz kommen. Die Vorfreude auf 11:11 hat sich also auf jeden Fall gelohnt.Selbst wenn wahrscheinlich mal wieder noch einige Nächte vergehen werden, bis Biig Piig mal wieder etwas von sich hören lässt - der perfekte Soundtrack um diese zu vertreiben ist ja jetzt da.
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