Weibliche und männliche Kommunikation

Weibliche und männliche Kommunikation

Sigrid Zegelman im Interview mit egoFM Elise

Gibt es Unterschiede in der Kommunikation von Männern und Frauen und wenn ja, welche? Das erfährst du im Interview mit der Kommunikationstrainerin Sigrid Zegelman.


Weibliche und männliche Kommunikation

Was bei der Kommunikation von Frauen gilt, kommt auch bei Männern vor und anders herum. Pauschalisierungen und Stereotype sind hier natürlich genauso unangebracht wie überall sonst, es gibt aber statistische Tendenzen in Bezug auf die unterschiedliche Kommunikation von Männern und Frauen. Über diese Unterschiede hat Diplompädagogin und Kommunikationstrainerin Sigrid Zegelman im Interview mit egoFM Elise gesprochen.


  • Sigrid Zegelman über weibliche und männliche Kommunikation
    Das komplette Interview zum Anhören

Unterschiede in der verbalen Kommunikation

Frauen und Männer kommunizieren oft auf unterschiedlichen Ebenen, erklärt Sigrid Zegelman:

"Frauen [...] kommunizieren vermehrt auf der Beziehungsebene - im Gegensatz zu der Kommunikation des Mannes. Männer sind eher sachbezogen, konkret und direkt in ihrer Kommunikation" - Sigrid Zegelman

Deswegen kann es auch so oft zu Missverständnissen kommen, erklärt sie und verweist auf das bekannte Vier-Ohren-Kommunikationsmodell von Schulz von Thun. Demnach wird eine Nachricht auf vier Ebenen gesendet und empfangen: Sachinhalt, Appell, Beziehungshinweis und Selbstkundgabe.


Das Problem, das dabei auftreten kann: Sender*in und Empfänger*in können die vier Ebenen einer Nachricht unterschiedlich werten und interpretieren. 

Wenn beispielsweise eine Frau eine Nachricht mit dem Schwerpunkt auf der Beziehungsebene sendet, ein Mann diese Nachricht aber vor allem auf der Sachebene empfängt, kommt es meist zu Missverständnissen, sagt Sigrid Zegelman. Und da Frauen häufig untereinander auf gleicher Ebene kommunizieren, kommt es bei ihnen auch weniger zu Missverständnissen, führt sie fort. Aber nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern auch innerhalb der Geschlechter gibt es natürlich große Unterschiede in der Kommunikation.


Auch zwischen verschiedenen Ländern gibt es Unterschiede in der Art und Weise, wie wir sprechen. Außerdem gibt es Worte, die gar nicht in andere Sprachen übersetzt werden können, zum Beispiel das italienische Abbiocco. Was das bedeutet und welche anderen unübersetzbaren Worte es gibt, erfährst du hier. Und hier stellen wir dir 11 einzigartige Worte aus dem Japanischen vor, für die es im Deutschen keine wörtliche Übersetzung gibt.


Nicht nur die verschiedenen Ebenen einer Nachricht können einen Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Kommunikation darstellen. 

Frauen holen zum Beispiel oft weit aus, sprechen viel in Nebensätzen und Konjunktiven und sind in ihrer Ausdrucksweise eher zurückhaltend, indirekt und höflich, wohingegen Männer oft kurz und mit Fokus auf dem Wesentlichen kommunizieren, so Zegelman. Frauen formulieren Anliegen im Berufsalltag beispielsweise häufig eher so:

"Wäre es möglich, mir die Unterlagen eventuell im Laufe des Montags zu schicken, falls du Zeit hast?"

Männer hingegen sind in beruflichen Anliegen häufig sehr viel direkter:

"Ich brauche die Unterlagen bis spätestens Montag Vormittag." 

Frauen sollten natürlich nicht anfangen, unhöflich zu werden - sich selbst zu reflektieren und beispielsweise weniger im Konjunktiv zu sprechen ist aber definitiv etwas, was Frau ändern kann, um entschiedener aufzutreten. 


Apropos unhöflich sein - hier findest du eine Liste der unhöflichsten Städte Deutschlands.



Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede hängen sehr stark mit der Erziehung zusammen, betont Sigrid Zegelman:

"Mädchen werden nach wie vor eher dazu erzogen, Harmonie herzustellen, ein Heim zu bieten, höflich zu sein, freundlich zu sein [...]. Das sind alles solche Dinge, die da sicher mit eine Rolle spielen." - Sigrid Zegelman

Sie empfiehlt deswegen, Frauen ihr Sachohr zu schulen. Außerdem ist es für beide Seite wichtig, gut zuzuhören und bei Unklarheiten nachzufragen, um Missverständnisse so gut es geht zu vermeiden. 

Unterschiede in der paraverbalen Kommunikation

Auch Merkmale der paraverbalen Kommunikation wie beispielsweise Lautstärke, Sprechgeschwindigkeit oder Stimmlage unterscheiden sich zwischen Männern und Frauen.

"[Im Redetempo] besteht oft auch ein gravierender Unterschied, dass Frauen sehr viel schneller reden wenn sie zum Beispiel aufgeregt sind, viel weniger Pausen machen, während Männer eher bedacht in der Kommunikation die Worte wählen und auch kein Problem damit haben, auch mal Pausen zu machen. Und je schneller jemand redet und je weniger Pausen jemand macht, desto eher ist die Möglichkeit gegeben oder die Gefahr, dass die Stimme sich hebt und auch schwächer wird, also leiser wird." - Sigrid Zegelman 

Männer haben schon biologisch gesehen lautere und dunklere Stimmen, die natürlich sehr viel bestimmender als eine leise hohe Stimme wirkt, sagt Sigrid Zegelman. Es gibt deswegen auch die Vermutung, dass manche Frauen ihre Stimme so trainieren, dass sie tiefer klingt, um ernster genommen zu werden - das wurde zum Beispiel Margaret Thatcher nachgesagt. 



Sich den Unterschieden zwischen männlicher und weiblicher Kommunikation bewusst zu werden, kann also einerseits dabei helfen, Missverständnisse zu verringern, andererseits aber auch ein Impuls für Frauen sein, künftig darauf zu achten, bestimmter und selbstsicherer aufzutreten.
Übrigens: Auch Mimik und Gestik haben einen enormen Einfluss auf unsere Kommunikation. Ein Interview mit dem Körpersprachenexperten Stefan Verra findest du hier.

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