Ein TikTok-Trend bewahrt uns davor, unnötig viel Geld für Produkte auszugeben, die wir gar nicht brauchen. Hallelujah, das war längst überfällig.
Erstmal haben
Skin Care Produkte, Haar Styling Tools, Haushaltsgeräte, Nahrungsergänzungsmittel... öffnet man Social Media, fliegen einem die Produktempfehlungen nur so um die Ohren. Und ich war lange nicht immun dagegen - Gesichtscremes, Wimpernseren, Haaröl, Lippenpflege, you name it. Alles viel zu teuer, zumindest für mich. Denn eigentlich hab ich kein monatliches Budget zur Verfügung, bei dem Cremes oder Seren für 70 Euro drin sind. Oder überteuerte Vasen, Lampen, Staubsauger, Küchenmaschinen, Sportkleidung, Kerzen oder Mixer.TikTok und Instagram haben mich trotzdem dazu gebracht, immer wieder genau solche Produkte zu kaufen.
"Erstmal haben" war das Motto. Klar, mit Rabattcode natürlich, aber die zehn Prozent haben tatsächlich am Ende vielleicht doch keinen so großen Unterschied gemacht, wie ich mir damals eingeredet habe. Irgendwann vor ein paar Wochen hat es dann aber plötzlich klick gemacht und irgendeine Illusion in meinem Kopf ist geplatzt. Und jetzt steh ich manchmal da und kann nicht fassen, wie viel Geld ich teilweise für Dinge ausgegeben habe, die ich so ähnlich auch weeesentlich billiger bekommen hätte - oder gar nicht wirklich gebraucht habe. Und ich glaube, so wie mir geht's vielen: Wir kaufen uns überteuerte Produkte, obwohl wir sie uns eigentlich nicht so richtig leisten können, nur weil wir auf Instagram von reichen und schönen Menschen gesagt bekommen, dass unser Leben dann besser, schöner, leichter, gesünder, toller ist.Versteh mich nicht falsch: Ich habe nur einen Bruchteil von dem gekauft, was ich wollte und mich jetzt auch nicht verschuldet oder sonst irgendwas, aber ich habe eben schon über meine Verhältnisse gelebt. Also wenn du dir echt einen Föhn für 600 Euro leisten kannst, go for it. Ich kann es nicht. Aber ich hatte da irgendwie das Gespür fürs Verhältnis verloren, weil uns auf Social Media vorgelebt wird, es sei ganz normal, bei jedem Trend vorne dabei zu sein und für jedes Problem das passende Produkt zur Hand zu haben. Doch das ist nicht normal.
Denn das Ding ist eben: Auf Social Media wird von vielen Influencer*innen ein Lifestyle präsentiert, den sich - na ja - eben Influencer*innen leisten können.
Und das ist auch toll und das gönn ich auch, aber es muss halt allen Seiten klar sein, dass sich das viele nicht leisten können. Und ja, das ist gar nicht so leicht sich das einzugestehen - war's auch für mich nicht. Aber wie gesagt, ich hab den Absprung geschafft und bin jetzt heilfroh, durch den De-Influencing Trend in meinem Wandel bestärkt zu werden.Aber was ist De-Influencing denn nun eigentlich?
Kurz gesagt: Videos über Produkte, die ihren Hype nicht wert sind. Wir erfahren, bei welchen viralen Produkten von Dior, Olaplex, Dyson, Charlotte Tilbury oder SKIMS wir uns das Geld sparen können. Das Ganze sieht dann zum Beispiel so aus:@kayli.boyle def gonna be taken off a lot of PR lists after this🤠 #hairtok #skincare #makeup #deinfluencing ♬ original sound - kayli
Unter dem Hashtag #deinfluencing findest du viele weitere TikToks.
Solche Videos helfen mir dabei, mein Kaufverhalten zu reflektieren
Außerdem muss ich manchmal sogar etwas über mein altes Ich lachen - und das am besten so laut, dass ich mir nicht die Frage stellen kann, ob es nicht doch gut wäre, das Produkt, das gerade zunichte gemacht wird, zu haben. Aber hey, es ist ein Prozess...Ich bin jedenfalls ziemlich froh, dass mir jemand sagt, dass ich keine einheitlichen hübschen Gläschen für Gewürze brauche, wenn die Gewürze die ich kaufe, schon in praktischen Behältern im Supermarkt stehen und mein Gewürzregal noch dazu sowieso nicht sichtbar ist. Mal ganz davon abgesehen, dass wir auch mit Blick auf die Klimakatastrophe dringend unser Konsumverhalten hinterfragen müssen. Oder Shopping oft ein Coping Mechanismus für etwas anderes ist. Oder wir gar nicht so viel kaufen können, wie uns auf Social Media nahegelegt wird. Oder gerade sowieso alles viel zu teuer wird. Oder viele Produktempfehlungen nur so positiv sind, weil sie gesponsert sind. Oder es viele Stellen gibt, an denen das potentielle Gewürzgläschen-Geld dringender gebraucht wird. Oder sowieso jeden Monat ein anderer Mensch aus LA mit der eigenen Beauty- oder Modemarke Hypes generiert.
@basicofcourse you do need plants tho #deinfluencing #trendcycle #amazonstorefront #sustainablefashion ♬ Right Back Where We Started From - Maxine Nightingale
Deswegen mein Tipp: Einfach öfter mal verzichten!
Und das bedeutet nicht, dass ich mir gar nichts mehr gönne - darum geht's überhaupt nicht. Aber ich habe es zu dem Punkt geschafft, an dem ich mich öfter mal frage: Brauche ich das wirklich? Und erschreckend oft ist die ehrliche Antwort nun mal eigentlich ein Nein. Ich meine, ich bin kein Make Up Artist und brauche keine drei verschiedenen Foundations und ich bin auch keine Interior Influencerin, die eine perfekt sortierte Küche präsentieren muss. Und wenn ich was Neues brauche schadet es nicht sich zu überlegen, ob es beispielsweise wirklich eine Lippenpflege für neun Euro sein muss oder ob es vielleicht auch eine Alternative für 1,95 Euro tut. Und bei diesem Prozess können die De-Influencing Videos echt eine Hilfe sein.Und zum Schluss: Ja, ich weiß - wenn wir eins können, dann aus Trends Kapital schlagen. Aber bitte, liebe Menschheit und vor allem liebe Influencer*innen, ködert mich nicht mit De-Influencing Videos, um mir am Ende zu sagen, dass ihr aber tatsächlich ein besseres Produkt für euch entdeckt habt, dass man WIRKLICH braucht. Zumindest nicht, wenn es nicht wirklich so ist.
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