Warum sehnen wir uns so oft nach der Vergangenheit? Was bedeutet überhaupt "Nostalgie"? Und warum dachte man früher, das sei eine tödliche Krankheit?
"Früher war alles besser!"
Diesen Satz hört man bevorzugt von Menschen, die ihre Jugend schon lang hinter sich gelassen haben. Ist ja auch irgendwie logisch. Schließlich schließt dieses diffuse 'früher', von dem da die Rede ist, bei jungen Menschen viel weniger Zeit ein. Doch Nostalgie ist keine Wehmut, die sich auf eine Jahrzehnte zurückliegende Zeit beziehen muss. Es kann schon der letzte Sommerurlaub gewesen sein, sagt Daniel Rettig. Er ist Autor und hat sich für sein Buch Die guten alten Zeiten intensiv mit dem Thema Nostalgie beschäftigt.
"Beim Blick durch den Rückspiegel des Lebens tragen wir eine rosarote Brille. Einfach, weil es uns besser damit geht, wenn wir eher an schöne Dingen denken als an schlechte." - Daniel Rettig
Doch woher kommt das Wort Nostalgie eigentlich?
"Es setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern nostos (Heimkehr) und algos (Schmerz). Nostalgie heißt buchstäblich also 'Schmerz der Heimkehr'." - Daniel Rettig
Allerdings bezeichnete Nostalgie nicht immer die harmlose Sehnsucht nach der Vergangenheit.
Nostalgie galt als tödliche Krankheit
An der Ähnlichkeit zu Erkrankungen wie Diphtherie oder Leukämie hört man, dass der Begriff Nostalgie ursprünglich einen medizinischen Hintergrund hatte.
"Im 17. Jahrhundert glaubte man, dass Soldaten, die ihre Heimat verlassen, an Nostalgie erkranken und diesen Schmerz so unerträglich finden, dass sie daran sterben." - Daniel Rettig
Auf diesen Irrglauben geht noch immer der leicht negative Beiklang von Nostalgie zurück. Dabei weiß man heute, dass Nostalgie die seelische Gesundheit sogar fördert.
"Es gibt Experimente, die zeigen, dass Menschen, die in einen Nostalgie-Zustand versetzt werden, eine gewisse Wärme verspüren. Kalte Räume werden als nicht mehr so schlimm empfunden man fühlt sich körperlich wohler." - Daniel Rettig
Also: Spar dir deinen Atem, wenn du mit deiner Oma mal wieder diskutieren willst, warum früher definitiv nicht alles besser war. Schließlich therapierst du damit keine tödliche Krankheit. Sondern du schadest ihrem seelischen Wohlbefinden.
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