Nebenjob Auftragsdiebin

Nebenjob Auftragsdiebin

egoFM Krissi über ihren Job als Testdiebin

Klauen, und zwar ganz seriös und legal? Wie es ist, fürs Stehlen bezahlt zu werden, erzählt Krissi im Interview.


98 Prozent aller Ladendiebstähle bleiben unentdeckt

Vorab: Auch wenn wir vielleicht als Kinder oder Teenager mal was mitgehen lassen haben - für den Kick oder weil man so cool sein wollte wie seine Freund*innen... dass Klauen nicht cool ist - eh klar. Trotzdem wird nach wie vor viel gestohlen: Laut einer Studie des Forschungsinstituts EHI für den Einzelhandel haben Ladendiebstähle im Jahr 2019 einen Schaden von 3,75 Milliarden Euro verursacht. Schätzungen gehen davon aus, dass 98 Prozent aller Ladendiebstähle unentdeckt bleiben. Was tun die Ladenbesitzer*innen dagegen? Videoüberwachung installieren, Ladendetektiv*innen engagieren. Und... Testdieb*innen anheuern. Denn die prüfen, wie "klaufreundlich" ein bestimmter Laden ist. egoFM Krissi war selbst mal als Testdiebin angestellt.
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    Das komplette Gespräch zum Anhören


Testdieb*innen testen das Personal

Beim Job als Testdieb*in geht es also darum, das Personal zu prüfen: Sie schauen, ob Verkäufer*innen ganz darauf achten, dass nichts gestohlen wird. Dafür gibt es mehrere Firmen, bei denen Supermärkte Testdieb*innen beauftragen können. Die Chef*innen wissen also Bescheid, dass bald jemand vorbeikommt, das Personal aber hat keine Vorahnung. Krissi kam an den Job über den Vater einer Freundin, der so eine Firma hat. Mit 18 dachte sie sich, das sei bestimmt ein spaßiger Nebenjob. Eine richtige Einführung oder einen Workshop à la "How to Klauen" gab es aber nicht. Stattdessen hat sie nur eine Liste in die Hand gedrückt bekommen, mit Tipps, wo und wie man die Dinge am besten im Einkaufswagen versteckt. 

Wie war der erste Klau?

Das allererste Mal Klauen war für Krissi dann mit einem ganz schönen Adrenalinschub verbunden.

"Ich dachte nicht, dass es so schlimm ist für mich. Es war ein Tierladen und ich bin da rein und ich glaub ich bin eine Stunde rumgelaufen und ich dachte mir so 'wo soll ich denn jetzt was verstecken?'. [...] Ich hab echt ne Stunde gebraucht, weil ich mir einfach dachte 'ne, das kann ich doch nicht machen, wenn das auffliegt, dann ist mir das so unangenehm und ja, mein Herzchen hat gepocht." - Krissi

Gibt man sich als Dieb*in zu erkennen?

Wenn Krissi erfolgreich war und ohne erwischt zu werden etwas klauen konnte, dann sah das folgendermaßen aus:

"Man ist dann kurz ins Auto und hat dann so eine Liste, so ein Formular ausgefüllt und dann ist man zurückgegangen zur Kassiererin oder zum Kassierer und hat gesagt: 'Hallo, ich bin eine Testdiebin und Sie sind durchgefallen. Dürfte ich bitte mit Ihrem Chef sprechen?'" - Krissi 


Was ist schlimmer: Erfolgreich Klauen oder beim Klauen erwischt werden?

Wenn das Unangenehme passiert ist und Krissi erwischt wurde, dann hat sie sich vor den Kassierer*innen auch nicht als Testdiebin zu erkennen gegeben und die Situation erst bei den Geschäftsführer*innen aufgelöst. Das ist ihr auch einige Male passiert. Was von beiden schlimmer ist, kann sie gar nicht genau sagen.

"Das Herzklopfen war schon immer mit dabei, aber ich hab den Job auch nur sechs Monate gemacht, weil mir es das am Ende nicht wert war, dass man irgendwie halt doch einfach der Arsch ist und was klauen muss, was anderen Leuten nicht so gefällt." - Krissi

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