E wie Ernährung

E wie Ernährung

egos4future - von A bis Z

Von  Anna Taylor
Jeder Buchstabe ein Thema: Wir fassen die Basics zu Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit zusammen. Diese Woche: E wie Ernährung.


Was hat Ernährung mit dem Klima zu tun?

Kurz gesagt: viel. Unsere Ernährung hat viel mit dem Klima zu tun, weswegen wir allerdings auch die Macht haben, über eine regulierte Ernährung einiges für den Klimaschutz zu tun. Klingt mal wieder härter als es ist - ja, es beansprucht anfangs vielleicht etwas mehr Zeit und vor allem die Akzeptanz, dass wir eben nicht immer alles jederzeit haben können, was wir wollen. Es ist aber machbar und das auch noch mit recht wenig Aufwand.

Dazu vorab (weil das Geheule bei dem Thema immer groß ist): Niemand schreibt dir vor, wie du dich zu ernähren hast. Du kannst das machen wie du willst. Hier gibt es lediglich Fakten und ein paar Tipps.



Muss es immer Bio sein?

Spoiler: nein. Das macht nicht immer Sinn. Ökologisch angebaute Produkte haben zwar viele Vorteile - zum einen wird auf chemisch-synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel verzichtet, was schonmal einiges an fossilen Energien spart. Aus dem Grund sind Bio-Produkte erstmal auch gesünder, weil sie keine Rückstände von Pestiziden oder Nitrat enthalten. Für Bio-Tiere wird beispielsweise auch kein Futter aus Südamerika importiert. Zudem binden die Böden von Bio-Betrieben mehr CO2, weil die Acker mit mehr Humus bedeckt sind.

Allerdings ist Bio nicht das Nonplusultra.
 Nehmen wir das Beispiel Bio-Spargel aus Peru: Beim über 10.000 Kilometer langen Flug werden pro Kilo Spargel um die 30.000 Gramm Treibhausgase freigesetzt. Kommt der Spargel aus der Region und muss nur mit dem LKW transportiert werden, fallen lediglich 19 Gramm Treibhausgase pro Kilo Spargel an. Selbst wenn der Spargel aus konventioneller Landwirtschaft stammt, ist seine Klimabilanz besser als die des Bio-Spargels.

Neben der Regionalität ist auch die Saisonalität wichtig.

Nicht nur der Ort spielt also eine Rolle, sondern auch die Zeit. Natürlich sind wir es mittlerweile gewohnt, quasi immer alles zu bekommen, was wir gerade begehren - zum Beispiel Erdbeeren im Winter. Das ist aber nicht nur ungesünder (frisches Gemüse und Früchte sind weniger mit Schadstoffen belastet und nährstoffreicher als jenes aus der Tiefkühltruhe), sondern kann auch richtig klimaschädlich sein. Im Vergleich zu Freilandgemüse bilden Lebensmittel aus dem Gewächshaus bis zu 30-mal mehr Kohlendioxid und auch tiefgefrorenes Gemüse oder Obst verursacht wesentlich mehr Treibhausgase als frische regionale Produkte.

Also: Know Your Food! Vor allem, wann es wächst. Dabei helfen kann ein Saisonkalender. Ein kostenloses PDF von Utopia findest du zum Beispiel hier.



Lebensmittelverschwendung

In Anbetracht der Tatsache, welche Auswirkungen unsere Ernährung auf das Klima hat, ist es umso trauriger zu wissen, dass vieles davon gar nicht erst verwertet wird. Jährlich landen in Deutschland insgesamt rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel im Mülleimer. Diese Menge setzt sich zusammen aus verschiedenen Sektoren: Während bei der Primärproduktion und der Verarbeitung zusammen 3,6 Mio. Tonnen Abfälle entstehen, fallen im Handel lediglich 0,5 Mio. Tonnen an und bei der Außer-Haus-Verpflegung 1,7 Mio. Tonnen. Der Großteil aber entsteht in privaten Haushalten: 6,1 Mio. Tonnen machen 52 Prozent aller Lebensmittelabfälle aus. Durchschnittlich wirft der*die Durchschnittsverbraucher*in jährlich 75 Kilogramm Lebensmittel weg, was circa 200 verschwendeten Euros entspricht.

Was wir gegen Lebensmittelverschwendung tun können

Ob die Augen beim Kochen mal wieder zu groß waren oder der Einkauf einfach schlecht kalkuliert war - wir selbst haben es in der Hand, diese Abfallmenge zu regulieren. So simpel es klingt, aber Einkaufslisten können da schon eine Lösung sein. Beim planlosen Einkaufen landet oft viel mehr Zeug im Wagen, das wir gar nicht verwerten können, ehe es schlecht wird. Aus dem gleichen Grund sollten wir auch schauen, nicht hungrig in den Supermarkt zu laufen - das kennen wir wohl alle, oder? Um den Überblick für Zutaten zu behalten, helfen Essenspläne: Überleg dir vor dem Einkauf, was du die nächsten Tage gerne kochen würdest und schau dir genau an, was du dafür brauchst. Für die letztliche Masse die du kochst, hilft dir die Suchmaschine deiner Wahl: Such einfach nach einem Rezept, bei dem du auch eine individuelle Angabe an Mitessenden angeben kannst und schau, wie sich die Mengen dazu verhalten.

Und wenn dann doch mal was übrig bleibt?

Ab in die Tupperdose und du hast automatisch eine Mahlzeit für den kommenden Tag! Für einzelne, übrig gebliebene Zutaten empfehle ich dann noch ein altes Familienrezept: die Urschlammpfanne, auch bekannt als Reis mit Scheiß - einfach alles in einen Topf schmeißen, eine passende Soße kreieren und Reis dazu kochen. Immer eine Überraschung, immer irgendwie lecker.



Killing in the Name of tierische Produkte

Arrrrrgh ja, hier wären wir schon beim wahrscheinlich umstrittensten Teil des Themas. Umstritten nicht, weil es die Fakten nicht geben würde. Umstritten, weil manche Menschen lieber weiterhin dreimal am Tag totes Tier essen, als auf eine ausgewogene Ernährung oder eben die Klimabilanz zu achten. Vielleicht helfen ein paar Informationen:

Mein Fleisch ist ne Umweltsau 

Werfen wir den Blick auf ein paar Zahlen: Ein Kilo Rindfleisch setzt um die 14 Kilo Kohlendioxid frei. Ein Kilo Bohnen hingegen verursacht lediglich 150 Gramm davon. Bei Obst liegen wir bei circa 500 Gramm pro Kilo. Hinzu kommen die Futtermittel der Nutztiere: Von 269 Millionen Tonnen Sojabohnen werden 80 Prozent zu Schrot verarbeitet. Diese Masse an Soja braucht natürlich viel Platz - weswegen Wälder weichen müssen, Lebensräume für Tiere und Pflanzen vernichtet, fruchtbarer Boden zerstört und Wasser verseucht wird. 

Dann wäre da noch die ganze Pupserei: Wiederkäuer produzieren dabei ziemlich viel Methan, das 78-mal klimaschädlicher als CO2 sein soll. Um das mal in die richtige Perspektive zu rücken: In Deutschland ist die Verdauung der Nutztiere für um die 39,4 Prozent der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich. 

Hinzu kommen dann noch all die Emissionen, die durch die ganzen Transporte, die Haltung und schließlich auch das Frischhalten der Produkte freigesetzt werden - die Zahlen, wie viel industrielle Tierhaltung der vom Menschen gemachten Treibhausgase verursacht, sind nicht ganz klar zu berechnen. Laut der FAO sind es 14,5 Prozent, laut dem Worldwatch Institute sogar mindestens 51 Prozent. So oder so: Es ist schon eine Menge.

Wenn sich alle Menschen vegan ernähren würden...

Lass uns nur mal eben ein Gedankenspiel wagen - wir sagen ja nicht, dass demnächst alle dazu gezwungen werden, aber wollen einfach mal einen Blick auf die utopischen Zahlen werfen. Also, was wäre wenn Menschen keine tierischen Produkte mehr zu sich nehmen? 
Klare Sache: Unsere Welt wäre grüner. Der Regenwald, der für die Futtersojafelder mehr und mehr gerodet wird, könnte sich regenerieren. In Südamerika allein wurden um die 40 Prozent des Regenwaldes dafür vernichtet, während im Amazonas 70 Prozent deswegen zerstört wurden. Dabei gehen nicht nur große Teile der grünen Lunge unseres Planeten flöten, sondern wahnsinnig viel Lebensraum für wilde Tiere. Zudem würde allein durch die Fläche der Nutztierhaltung weltweit etwa 33 Millionen Quadratkilometer Land frei werden (das ist ungefähr so groß wie der ganze afrikanische Kontinent). Würde nicht fast das das ganze angebaute Soja und Getreide für Futtermittel draufgehen, könnten geschätzt bis zu vier Milliarden Menschen mehr ernährt werden - das wäre eine realistische Chance, den Welthunger zu besiegen. Unsere Welt wäre als auch satter - und hätte mehr sauberes Wasser: Durch eine weltweite pflanzenbasierte Ernährung könnte unglaublich viel Wasser gespart werden wenn man bedenkt, dass die Tierindustrie knapp 30 Prozent des weltweit genutzten Wassers in Anspruch nimmt. Dazu würde unser Trinkwasser auch noch reiner werden, weil Gülle, Pestizide und Medikamentenrückstände nicht mehr durch die Nutztierlandwirtschaft im Abwasser landen.

Last but absolut nicht least: Die Klimakatastrophe könnte ausgebremst werden. Wie du mittlerweile durch den Text schon wissen solltest, ist der Konsum von tierischen Produkten maßgeblich an hohen Kohlendioxidausstößen beteiligt. Durch eine pflanzenbasierte Ernährung könnten allein hierzulande 91 Millionen Tonnen davon eingespart werden. Das macht 60 Prozent aller lebensmittelbedingten CO2-Emissionen aus! 

Oh, what a wonderful world, oder? Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert und alle Menschen über Nacht zu Veganer*innen werden würden ist - wir sagen's nur, falls du dir wirklich Sorgen machst, dass wir plötzlich auf so einer schönen Erde leben würden - sehr, sehr, sehr, sehr gering bis überhaupt nicht existent. Immerhin ist es ja unsere Freiheit und gutes Recht, unsere eigene Lebensgrundlage zu zerstören.



Aller Anfang ist schwer...

...deswegen muss er auch nicht perfekt sitzen. Uns selbst und letztlich auch dem Klima ist am meisten geholfen, wenn wir uns selbst nicht unter Druck setzen. Denn viele Menschen, die nicht alles perfekt machen, bringen mehr als nur ganz ganz wenige, die alles richtig machen. Solltest du dir als Fleischesser*in nun also überlegen, auf eine vegetarische oder gar vegane Ernährung umzusteigen, ist erstmal schon richtig viel getan, wenn du nach und nach tierische Produkte reduzierst. Mit der Zeit wird es immer einfacher und irgendwann bist du voll drin, spannende Gerichte ganz ohne Fleisch und Co. zu entdecken, für die du dann auch gezielt einkaufen gehen kannst.

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