Wir fahren mehr Fahrrad, konsumieren weniger, machen Dinge selber und kommen einfach mal zur Ruhe. In einem offenen Brief fordern jetzt einflussreiche Persönlichkeiten, dass diese positiven Entwicklungen auch nach Corona beibehalten werden müssen.
Im Moment lockern viele Länder ihre Corona-Maßnahmen um Stück für Stück wieder Normalität zu schaffen. Der Brief soll allerdings aufmerksam darauf machen, wie selbstzerstörerisch der Normalzustand vor Corona war und dass er deshalb nicht wieder erreicht werden darf.
Ein offener Brief in der französischen Tageszeitung
Die französische Schauspielerin Juliette Binoche und der Astrophysiker Aurélien Barrau haben den Brief geschrieben, der in der französischen Tageszeitung "Le Monde" veröffentlicht wurde. Unterschrieben haben zahlreiche Schauspieler*innen, Regisseur*innen, Sänger*innen, Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Nobelpreisgewinner*innen. Mit dabei sind zum Beispiel Madonna, Penélope Cruz, Cate Blanchett, Adam Driver, Robert De Niro, aber auch der deutsche Schauspieler Lars Eidinger."Die Covid-19-Pandemie ist eine Tragödie. Diese Krise lädt uns jedoch dazu ein, darüber nachzudenken, was wirklich wichtig ist. Und das, was wir sehen, ist klar. Anpassungen werden nicht reichen. Das Problem ist systemimmanent."
Mit diesen Worten beginnt der Brief, in dem "Nein zu einer Rückkehr zur Normalität" gesagt wird.
Gefordert wird ein grundlegender Systemwandel
Umweltverschmutzung, Klimawandel, die Zerstörung von Naturgebiete und das daraus folgende Massensterben sind eine ökologische Katastrophe und eine Meta-Krise. Um die Katastrophe zu stoppen, reichen kleine Anpassungen nicht mehr aus, heißt es in dem Brief."Das Streben nach Konsum und Besessen-Sein von Produktivität haben uns dazu gebracht, den Wert des Lebens an sich zu verleugnen: das von Pflanzen, Tieren und das von einer großen Zahl an Menschen. [...]. Die radikale Transformation, die wir brauchen – auf allen Ebenen – verlangt Tapferkeit und Mut. Sie wird nicht ohne massiven und entschlossenen Einsatz funktionieren. Wir müssen jetzt handeln."
Die Covid-19-Pandemie sei eine Tragödie, aber eben auch eine Gelegenheit, Grundsätzliches in Frage zu stellen. Unser System und unsere Lebensweise müssen sich grundlegend ändern.
Aber was sind "unsere Lebensweisen"?
Gibt es die überhaupt so pauschal? Die Corona-Pandemie hat uns alle dazu gezwungen, innezuhalten und zu merken, dass wir auf vieles verzichten können. Die meisten allerdings, die den Brief verfasst und unterschrieben haben, gehören zu einer ähnlichen Schicht: Sie sind gut ausgebildet, verdienen gut und leben in einer sicheren Umgebung. Das sind sicherlich andere Lebensweisen, als sie ein Großteil der Bevölkerung hat.Verzichten ohne unter dem Verzicht zu leiden
In der Theorie wäre es natürlich fantastisch, alles zu verändern und unserer alten zerstörerischen Lebensweise den Rücken zuzukehren – in der Praxis ist das Problem allerdings deutlich komplexer, da nicht jede*r die selben Voraussetzungen dafür hat. Da kann es keine einheitliche Veränderung geben: Es muss sich jede*r selbst fragen, auf was verzichtet werden kann, um das System zu ändern.Juliette Binoche ist aktuell nicht nur wegen ihres Engagements für eine nachhaltigere Welt , sondern auch wegen der Verbeitung von Verschwörungstheorien in den französischen Nachrichten.
Auf ihrer Instagram-Seite hat sie ein ein Video gepostet, in dem behauptet wird, dass Ärzt*innen die Daten von infizierten Menschen sammeln und an die Regierung übergeben müssen. In einem Kommentar teilt sie dann verschiedenste Verschwörungstheorien: "Das sind Maßnahmen, die seit Langem von internationalen Finanziers (vor allem amerikanischen) organisiert werden. Sie manipulieren Impfstoffe. NEIN zu dem, was Bill Gates macht, Nein zu 5G." Der Kommentar wurde inzwischen gelöscht.
Abgesehen von diesen Äußerungen oder der teilweise privilegierten Lage der prominenten Unterstützer*innen, hat dieser offene Brief uns allen etwas bewiesen: Wir können unseren Alltag neu organisieren, um uns und unsere Mitmenschen zu schützen. Wir schaffen es auch gemeinsam, unseren Alltag umweltfreundlicher zu gestalten.
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