Hollywood hat ein Repräsentationsproblem

Hollywood hat ein Repräsentationsproblem

Fehlende Diversität in Filmen und Serien

Um einen Oscar zu gewinnen hattest du bisher die besten Chancen, wenn du (mittel)alt, weiß, heterosexuell und männlich warst. Dieser Fakt steht stellvertretend für das Problem einer ganzen Branche. Nach und nach soll aber auch in Hollywood mehr Diversität stattfinden.


Diversität bei den Oscars

Die Oscars sind der wichtigste Preis der Filmwelt und in der Vergangenheit waren weder genug Frauen, noch PoC, noch andere Menschen, die in irgendeiner Art Diversität repräsentiert hätten, vertreten. Anders ausgedrückt: um einen Oscar zu gewinnen hattest du die besten Chance, wenn du ein alter, weißer, heterosexueller Mann warst. Genau deswegen gab es aber auch immer wieder viele Proteste und kritische Reden rund um die Oscar-Verleihung. Aber langsam tut sich etwas:

Ab 2024 gibt es neue Regeln für die Top-Kategorie "bester Film"

Mindestens zwei Punkte der vier neuen Kriterien müssen dann erfüllt werden:


Konkret bedeutet das, dass zum Beispiel eine Person aus dem Hauptcast einer unterrepräsentierten Ethnie angehören muss oder dass 30 Prozent Frauen, Personen der LGBTQI+ Community oder Menschen mit Behinderung sein müssen. Weitere Kriterien betreffen zum Beispiel die Geschichte des Films, die kreative Leitung oder die Förderung von unterrepräsentierten Minderheiten. Auch die Mitarbeiter*innen aus den Bereichen Marketing, Werbung und Vertrieb sollten grundsätzlich mit einbezogen werden. Alle Kriterien im Überblick findest du hier.

Seit die neuen Regelungen veröffentlicht wurden, haben natürlich viele Schauspieler*innen und Regisseur*innen diskutiert:



Am Beispiel von Regisseurinnen wird aber deutlich, wie wichtig aktive Veränderung ist: In 92 Jahren Oscar-Geschichte wurden nur fünf Frauen für die Kategorie "beste Regie" nominiert - und Kathryn Bigelow war 2010 bis jetzt die Einzige, die den Oscar dann tatsächlich gewonnen hat.

Kritik an den neuen Regelungen

Es gibt Menschen, die sehen durch die neuen Kriterien die kreative Freiheit in Gefahr – aber es ist doch eigentlich so: Filme, erst Recht die, die für einen Oscar nominiert sind, erreichen Millionen Menschen. Und deswegen sollten diese Filme die Gesellschaft auch so widerspiegeln, wie sie ist - und das ist eben nicht nur heterosexuell, männlich und weiß.

Ein anderer Kritikpunkt wirft den Regelungen vor, mit zweierlei Maß zu messen. Denn ein Film, der in seiner Homogenität zwar eine Minderheit darstellt, ist dadurch ja nicht zwangsläufig divers im Sinne von vielfältig. Bedeutet: Parasite hätte nach wie vor eine Chance auf den Oscar, da er zwar homogen (asiatisch) ist, aber nach den Kriterien der Academy eine Minderheit darstellt.

Aber ob in unserer westlichen Filmlandschaft wirklich Filme, die zwar von und mit Minderheiten sind, die in sich aber zu wenig Vielfalt aufweisen, das Problem sind, ist eine andere Frage...



Am 28. Februar findet die Verleihung der Golden Globes statt

Auch die Golden Globes haben mit ähnlichen Vorwürfen wie die Oscars zu kämpfen. Es sind kaum Filme und Serien von und mit Schwarzen Künstler*innen nominiert und vor allem eine wichtige Serie vermissen dieses Jahr viele: I May Destroy You.

Die Serie war eine der wichtigsten des Jahres und hat viele Menschen bewegt und zum Nachdenken gebracht.


Dass I May Destroy You nicht nominiert ist, wird vor allem in Anbetracht einer Nominierung der klischeebehafteten, teils sexistischen und wirklich seichten Serie Emily in Paris besonders schmerzhaft.

Betrachtet man die weiblichen Nominierten, bestätigt sich das Bild von fehlender Diversität und Repräsentation: Fast ausschließlich blonde Frauen mit heller Haut. 


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Abgesehen von Herkunft, Geschlecht und Aussehen, gibt es noch ein ganz anderes Problem: 

Auch Schauspieler*innen mit Behinderung und Geschichten von und über Menschen mit Behinderung sind in der Film- und Fernsehbranche sehr unterrepräsentiert.

Und selbst wenn Behinderung thematisiert wird, ist die Umsetzung oft problematisch.

Das wird am Beispiel von Autismus und Autist*innen deutlich: Zum einen wird durch einzelne Filme/Serien schnell ein verzerrtes Bild geschaffen. Ein Beispiel dafür ist der Film Rainman, der die Gesellschaft in dem Sinne geprägt hat, dass viele Menschen denken, jede autistische Person hätte eine Inselbegabung.

Zum anderen kann es aber auch durch die Besetzung zu Problemen kommen, wie am Beispiel von Sias Filmdebüt deutlich wird.
Music hat schon vor der Veröffentlichung ordentlich Kritik abbekommen, denn die Hauptrolle, ein autistisches Mädchen, spielt nicht etwa eine autistische Schauspielerin, sondern die Tänzerin Maddie Ziegler.


Problematisch ist aber nicht nur, dass Maddie Ziegler selbst nicht betroffen ist, sondern dass die Darstellung eher einer Beleidigung gleich kommt. Online melden sich viele Betroffene zu Wort und sagen, dass sich die Szenen wie eine Karikatur anfühlen und alles in allem durch ihre klischeebehafteten Inszenierungen sehr verletzend sind.

Wenn schon der Schritt gegangen wird, dass Menschen mit Behinderung oder andere Minderheiten und deren Geschichten in Film und Fernsehen abgebildet werden, dann wäre es doch schön im selben Atemzug endlich die Chance zu nutzen, Betroffene miteinzubeziehen. Und das heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass diese nur die explizit "für sie bestimmten" Rollen übernehmen sollen.



Natürlich kann darüber diskutiert werden, ob Quoten und strikte Regelungen der richtige Weg sind.

Allerdings nur so lange wir uns auf das Ziel einigen: Filme und Serien sollten unsere diverse Gesellschaft so repräsentieren wie sie ist. Wenn das auch anders funktioniert - gut. Fakt ist aber nun mal, dass das in der Vergangenheit nicht der Fall war und deswegen eben endlich konkrete Lösungen her müssen.

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