Grapschen bei Konzerten

Grapschen bei Konzerten

Musiker*innen sprechen sich gegen sexuelle Übergriffe aus

Wie die Sleaford Mods Grapscher von ihren Konzerten verbannten.

Die Sleaford Mods haben Wind davon bekommen, dass auf einem ihrer Gigs eine Frau gegen ihren Willen angefasst wurde und reagierten prompt mit einem Facebook Post.

Wer denkt, dass so ein Verhalten in Ordnung ist, sei auf einer Sleaford Mods Show nicht willkommen und soll sich gar nicht erst dort auftauchen.
Mit dieser Stellungnahme sind die Sleaford Mods nicht allein. Loyle Carner hat einen Konzertbesucher aus seinem Konzert rausgeschmissen und verbannte ihn auf Lebzeiten vom Veranstaltungsort, weil er der Support-Künstlerin mehrfach unpassende Kommentare über ihre Brüste zurief.  Auf Twitter äußerte sich Loyle Carner anschließend zum Vorfall:
"That shit will not be tolerated at any show. He's been banned from that venue, for life."
Auch Drake unterbrach eine seiner Shows, um einen Herrn in der Menge darauf hinzuweisen, dass er ihn persönlich in die Schranken weisen würde, wenn er nicht aufhöre, Mädchen anzufassen.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Mans said he was gonna fuck him up 😳

Ein Beitrag geteilt von Drake Fanpage (@aubsessed_86) am

Eine ehrenwerte Aktion, aber blöd nur, dass Drake selbst kein Unschuldslamm ist, was den Umgang mit weiblichen Fans angeht. Als er 23 war soll er selbst bei einem seiner Konzerte ein 17-jähriges Mädchen angefasst und geküsst haben. Immerhin scheint er heute seine Lektion gelernt zu haben, hoffentlich nicht nur für PR-Zwecke.

Generell nehmen sexuelle Übergriffe auf Frauen bei Konzerten immer mehr zu.

Gerade bei Moshpits oder beim Stage-Diving sind Frauen der körperlichen Überlegenheit von Männern ausgeliefert. MØ hat uns beispielsweise im Interview verraten, dass sie selbst beim Stage-Diving auf einem ihrer Konzerte angegrapscht wurde. Da hat sich der Übeltäter allerdings mit der falschen angelegt. In solchen Situationen weiß sich MØ nämlich durchaus zu helfen:
"It happens every once in a while. I just kick. If you touch, I kick."

Vor allem bei Festivals häufen sich die Vorfälle von sexuellen Übergriffen, auch wenn so manche Festivalleitung diesen Trend abstreitet.

Das mag einerseits daran liegen, dass die Dunkelziffer dieser Fälle sehr hoch ist und sich manche Frauen gar nicht trauen, etwas zu sagen und andererseits daran, dass solche Berichte nie gut sind für das Image eines Festivals.

Manche Fakten lassen sich aber nicht wegdiskutieren. 2016 wurden zwei Frauen auf dem Reading Festival vergewaltigt. Das schwedische Bravalla Festival wurde für 2018 abgesagt, nachdem sich im Vorjahr die Vorfälle von sexuellen Übergriffen häuften. Spätestens als Männer auf Festivals Shirts mit der Aufschrift "Eat, Sleep, Rape, Repeat" (statt "Eat, Sleep, Rave, Repeat" nach Fatboy Slim), konnte das nicht mal mehr als schlechter Scherz abgetan werden.

Aber was unternehmen Festivals dagegen?

Es wurden einige Initiativen ins Leben gerufen, die in den Leuten das Bewusstsein dafür stärken wollen, dass es dieses Problem gibt. Außerdem sollen Frauen dazu ermutigt werden, ihre eigenen Erfahrungen zu berichten und nicht zu verschweigen. Beispiele für solche Initiativen sind SGFW (Safe Gigs For Women) oder Girls Against.

In UK haben sich anlässlich der Zero Tolerance Campaign 25 Festivals zusammengetan und für 24 Stunden ihre Webseiten stillgelegt. Das Coachella Festival gründete die Initiative Every One, die den Festivalbesucher*innen beispielsweise extra ausgebildete Botschafter*innen in gekennzeichneten Zelten garantiert. Und die wohl extremste Reaktion auf die Situation dürfte wohl das schwedische Statement Festival sein, an dem nur Frauen, Non-Binary und Transgender Personen teilnehmen durften.

Auch deutsche Festivals nehmen den Negativtrend ernst

Auf dem Hurricane und Southside Festival sind alle Mitarbeiter*innen darauf geschult, Frauen zu helfen, wenn sie die Frage stellen: "Wo geht es nach Panama?". Auf dem Raggae Festival Summerjam gibt es das Edelgard Mobil als Anlaufstelle für betroffenen Frauen. Und die Sicherheitschefin vom Wacken Festival schwört darauf, dass es hilft, wenn auch ein Großteil des Festivalpersonals weiblich ist, weil das erwiesenermaßen bei einer Deeskalation hilft.



Dass all diese Maßnahmen nötig sind, ist zwar ernüchternd, aber für viele Frauen wohl auch beruhigend beim Ticketkauf. Mit ein bisschen Mitdenken, Umsicht und Empathie werden werden wir diese Initiativen aber hoffentlich nicht in Anspruch nehmen müssen.

Design ❤ Agentur zwetschke