Wasteminster: A Downing Street Disaster

Wasteminster: A Downing Street Disaster

Greenpeace über Großbritanniens Plastikmüll

Von  Anne Walzog
Anfang der Woche veröffentlichte Greenpeace UK ein animiertes Video, dass ein Problem anspricht, was auch hierzulande besteht: Plastikmüll.

Weit entfernt vom Recycling-Vorreiter

"The UK government is a global leader in tackling plastic pollution and is committed to clamping down on illegal waste exports." - Sprecher des UK Department for Environment, Food and Rural Affairs
Seit Oktober 2020 sind Einweg-Trinkhalme, Wattestäbchen aus Plastik in UK verboten, in der EU gilt das Verbot von Einweg-Plaste ab Juli 2021. An sich eine gute Sache, denn sowohl Strohhalme aus Plastik als auch Wattestäbchen sind überflüssig, da es genügend umweltfreundlichere Alternativen gibt. Was Greenpeace allerdings mit seinem Video hervorhebt - diese Verbote reichen nicht. Und es ist definitiv kein Grund, sich als Vorreiter in Sachen Plastikmüll Vermeidung zu sehen. 

Tatsächlich sieht die Realität anders aus.


Nur 10 Prozent des Plastikmülls aus Großbritannien wird tatsächlich recycelt. Der Rest wird verbrannt oder an andere Länder verkauft. Damit landet UK auf dem zweiten Platz in Sachen Nicht-Recycling von Plastikmüll pro Kopf. Den ersten Platz belegt die USA. Doch Greenpeace geht es hier nicht explizit ums Fingerzeigen - der Umgang mit unserem Plastikmüll ist ein globales Problem. In anderen Ländern verschmutzt der britische (und europäische, amerikanische, ...) Müll die Umwelt - und landet gezwungener Maßen früher oder später auch wieder bei uns. 38 Prozent des britischen Plastikmülls wird beispielsweise in die Türkei verladen.
"And although they’ve announced positive yet very small steps to reduce the UK’s plastic production, they must take proper action to reduce our plastic pollution – and stop dumping our plastic waste on other countries." - Greenpeace UK

Die Plastikflut in der Downing Street

Im Video von Greenpeace spricht Boris Johnson gerade mit der Presse über die Vorreiterrolle Großbritanniens in Sachen Plastikmüllvermeidung und -recycling. Während er spricht, fällt erst langsam, dann immer schneller Plastikmüll vom Himmel. Der Müll überflutet auch die Gebäude der Downing Street und überrollt damit auch den ehemaligen Umwelt- und Ernährungsminister und jetzigen Vize-Premierminister Michael Gove. Am Ende des Videos wird Boris Johnson aus der Dowing Street heraus gespült und steht vor einem Berg Plastikmüll mit den Worten: "Let us secure the very health of the planet for our children, grandchildren and generations to come." Ihm gegenüber stehen ein paar Kinder, die ihn mit großen Augen entsetzt anschauen. Von beiden Politikern wurden echte Zitate für den Kurzfilm verwendet. Das wirklich Schockierende im Video ist die Menge an Plastikmüll, die den Premierminister wegspült. Greenpeace hat den Kunststoffmüll errechnet, den Großbritannien an einem Tag in andere Länder verschifft - und dieser Müllberg ist es, der die Downing Street komplett überflutet.





Wie gehen wir mit Plastikmüll in Deutschland um?

Laut Plastikatlas der Heinrich-Böll-Stiftung fielen im Jahr 2017 5,2 Millionen Tonnen Plastikmüll in Deutschland an. 60 Prozent der 5,2 Tonnen wurden energetisch verwendet, also verbrannt. 40 Prozent des Gesamtplastikmülls wurden laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) recycelt. Das klingt erst einmal gar nicht so schlecht - allerdings schließt das auch das Recycling im Ausland ein. Hier kann die tatsächliche Recyclingquote nicht wirklich verfolgt werden, Betrug ist nicht ausgeschlossen. Von dem als recycelten Kunststoff gezählten Abfällen werden gerade einmal 810 000 Tonnen nachweislich wiederverwertet - das sind 15,6 Prozent.

Warum wird nicht mehr recycelt?

Unterschiedliche Plastik-Sorten lassen sich unterschiedlich gut aufbereiten und neu wiederverwenden. In einigen Fällen ist der Aufwand viel zu hoch - und zu kostspielig. Da ist es einfach und günstiger, den Plastikmüll an andere Länder zu verkaufen. Hier sind die Kosten zur Mülltrennung oft niedrig. Dennoch heißt das nicht, dass der gesamte verkaufte Plastikmüll umweltfreundlich wiederverwertet wird.

Was kannst du tun?

Auf Plastikverpackungen - meist klein am Boden - findest du das bekannte Recyclingcodes mit den drei Pfeilen. Super! Gelber Sack und gut ist - nächstes Jahr ist diese Heidelbeerschale vielleicht Teil eines Mund-Nasen-Schutzes. Aber ganz so leicht ist es dann doch nicht. Die Recyclingcodes sind freiwillig von den Herstellern anzubringen - und das, worauf es bei dem Recyclingsymbol ankommt, ist die Zahl in der Mitte. Diese weist darauf hin, welche Art von Kunststoff vor dir liegt und damit auch, ob das Plastik verwertet werden kann. Informier dich über die einzelnen Bedeutungen und inwiefern die verschiedenen Plastikarten recycelt werden können und versuch Kunststoffe zu vermeiden, die nicht oder nur schwer zu recyceln sind. Außerdem ist es wichtig, den Müll zu trennen (zum Beispiel den Aludeckel deines Joghurts, die Plastikmanschette der Einwegsaftflasche etc.).


Das Beste, was du tun kannst, ist natürlich Plastikmüll soweit es geht zu vermeiden


Wenn du noch mehr darüber wissen möchtest, warum das Recycling von Kunststoff alles andere als einfach ist, kannst du dir zum Beispiel die Doku Amerikas Plastik-Lüge - Profit statt Recycling vom ZDF anschauen.

Design ❤ Agentur zwetschke