Die 5 Sprachen des Verzeihens

Die 5 Sprachen des Verzeihens

Und warum es wichtig ist, sie zu kennen

Von den 5 Sprachen der Liebe hast du bestimmt schon mal gehört - es kann aber auch sinnvoll sein zu wissen, welche verschiedenen Sprachen des Verzeihens es gibt.


Sich richtig entschuldigen

Stell dir vor, du entschuldigst dich zum vierten mal und dein Gegenüber kann es immer noch nicht annehmen und du denkst dir nur genervt: "Wie oft soll ich mich denn noch entschuldigen???". Vielleicht liegt es daran, dass deine Entschuldigungen bisher tatsächlich nicht sonderlich gut waren, vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass du einfach nicht die passende Sprache des Verzeihens gewählt hast. Klingt erst mal ein bisschen komisch - die verschiedenen Sprachen des Verzeihens zu kennen, kann im Miteinander aber tatsächlich ganz nützlich sein.




Die fünf Sprachen des Verzeihens:



Ein kurzer Exkurs: Die 5 Sprachen der Liebe

"5 Sprachen der Liebe" ist ursprünglich ein Begriff aus der Paartherapie, der von dem amerikanischen Psychologen und Beziehungsexperten Gary Chapman geprägt wurde und die Art und Weise beschreibt, wie jemand Liebe und Zuneigung ausdrückt: Die einen zeigen ihre Gefühle vielleicht mehr durch Berührungen, die anderen durch Geschenke und wieder andere durch Quality Time zu zweit.

Chapman definierte die 5 Sprachen der Liebe deswegen wie so:

  • Lob und Anerkennung
  • Gemeinsame Zeit
  • Geschenke
  • Hilfsbereitschaft
  • Physische Zärtlichkeit

Um sich gegenseitig besser zu verstehen, kann es sehr hilfreich sein, zu wissen, welche Sprache man selbst spricht und welche Sprachen die Personen sprechen, die einem nahe stehen. Denn wenn zwei Menschen nicht dieselbe Liebessprache sprechen, kommt es - laut Gary Chapman - zwangsläufig immer wieder zu Konflikten und Verletzungen. Das Gute ist allerdings: Man kann die Liebessprache von anderen lernen

Wenn es dann allerdings trotzdem zu Missverständnissen und Streitereien kommt, ist eben hin und wieder auch eine Entschuldigung angebracht.

Genau da kommen die 5 Sprachen des Verzeihens ins Spiel.

Denn oft braucht es mehr als ein kurzes "sorry, tut mir leid" - was genau jemand braucht, um verzeihen zu können, kann allerdings sehr unterschiedlich sein. Die Sprache des Verzeihens beschreibt, wie wir jemandem zeigen, dass uns etwas leidtut. Der Begriff stammt ebenfalls von Gary Chapman, der gemeinsam mit der Psychologin Jennifer Thomas das gleichnamige Buch veröffentlicht hat.

Wenn du also das Gefühl hast, jemand kann mit deiner Entschuldigung irgendwie nichts anfangen, oder dir die Entschuldigung von jemand anderem nicht das gibt, was du dir gewünscht hast, kann es helfen, sich mit den Sprachen des Verzeihens auseinanderzusetzen. Denn sich zu entschuldigen ist wichtig, wenn die Entschuldigung vom Gegenüber aber als falsch oder unaufrichtig aufgenommen wird, kann sich die Situation verschlimmern, statt zu verbessern.

Deswegen haben wir dir die 5 Sprachen des Verzeihens zusammengefasst, auf die bei einer Entschuldigung jeweils der Fokus gelegt werden kann:

Bedauern ausdrücken

Zum Beispiel: "Ich fühle mich sehr schlecht für das, was ich getan habe, tut mir leid." Menschen, die diese Sprache des Verzeihens sprechen, ist es primär wichtig, dass das Gegenüber Reue zum Ausdruck bringt und die eigene Schuld anerkennt. 

Verantwortung übernehmen

Zum Beispiel: "Es war mein Fehler", oder "ich lag falsch". Hier steht im Vordergrund, aktiv und konkret Verantwortung für das, was passiert ist, zu übernehmen. Menschen, die diese Sprache sprechen, ist es wichtig, dass die andere Person Fehler eingesteht und klar benennt.

Besserung geloben

Zum Beispiel: "Ich werde mich in Zukunft bessern" oder "so etwas wird nicht wieder vorkommen". Bei dieser Art der Entschuldigung geht es vor allem darum zu versprechen, sich in Zukunft besser zu verhalten und Veränderungen möglichst präzise anzukündigen. Menschen, die diese Sprache sprechen, ist es besonders wichtig, dass ein eigener Antrieb zu erkennen ist, den Fehler in Zukunft nicht zu wiederholen.

Wiedergutmachung anbieten

Zum Beispiel: "Wie kann ich das wieder gut machen?" Hier stehen Taten im Vordergrund, denn Worte sind für jemanden, der primär diese Sprache des Verzeihens spricht, nicht ausreichend. Menschen, die diese Sprache sprechen, wollen, dass Fehler korrigiert werden oder in irgendeiner Art ausgeglichen beziehungsweise wiedergutgemacht werden.

Um Vergebung bitten

Zum Beispiel: "Ich hoffe du kannst mir irgendwann verzeihen, aber ich verstehe, wenn du erst noch Zeit brauchst". Um Vergebung zu bitten bedeutet immer auch, der anderen Person Zeit zu geben und zu verstehen, dass es eine Weile dauern kann, bis die Verletzung geheilt und alles wieder in Ordnung ist. Das ist für Menschen, die primär diese Sprache des Verzeihens sprechen, sehr wichtig, da sie so ein Stück weit Macht in der Situation zurückbekommen und merken, dass die andere Person bereit ist, auch Zeit zu investieren.



Die Worte "es tut mir leid" sollten natürlich immer fallen

Der richtige Fokus der Entschuldigung kann aber zusätzlich dazu führen, dass die Entschuldigung besser aufgenommen wird. Denn wenn jemand eine große Geste der Entschuldigung erwartet und nur ein "Ich verspreche, es kommt nicht wieder vor" bekommt, kann das beispielsweise zu neuen Verletzungen und Enttäuschungen führen. Je nach Situation kann die Sprache des Verzeihens auch variieren oder verschiedene Sprachen kombiniert werden - allerdings ist es gut zu wissen, welche primäre Sprache des Verzeihens jemand spricht, damit auf die Bedürfnisse des Gegenübers eingegangen werden kann. 

So kann es bei Entschuldigungen in Zukunft zu weniger Missverständnissen kommen und Verletzungen können schneller verziehen werden. Um herauszufinden, welche primäre Sprache des Verzeihens du sprichst, gibt es hier auf der Website von Gary Chapman einen Online-Test. 

Es existieren übrigens auch noch andere psychologische Konzepte beim Thema Entschuldigung.

Andere Psycholog*innen und Expert*innen gehen beispielsweise nicht davon aus, dass es meist nur einzelne Elemente einer Entschuldigung braucht. Dr. Annegret Wolf hat uns im Interview erklärt, dass eine Entschuldigung ihrer Meinung nach immer auch sechs Elemente bestehen sollte, das komplette Gespräch findest du hier.

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