Kreative Flächennutzung

Kreative Flächennutzung

Wie clevere Köpfe aus aller Welt ihre Städte schöner machen

Städte auf der ganzen Welt haben sich kreative Kniffe einfallen lassen, wie sich ungenutzte Flächen zum Wohl von Natur und Mensch umfunktionieren lassen.

Trinkwasser aus Luftfeuchtigkeit gewinnen? Einen Swimmingpool vor der eigenen Haustür? Oder unterm Baustellengerüst eine kurze Entspannungspause einlegen? Gibt's alles! Architekt*innen, Designer*innen  und Tüftler*innen aus aller Welt haben erkannt, dass Fläche ein rares Gut ist. Egal ob Wohnfläche, Parkfläche oder Grünfläche: Platz wird immer weniger und immer kostbarer.

Clever Parken

In der egoStadt München werden diesen Sommer die ersten Pilotprojekte der sogenannten Sommerstraßen gelauncht. Das sind Straßenzüge, die in den Sommermonaten autofrei werden sollen. Mehrere Parkplätze weichen dann erweiterten Bürgersteigen, die mit Holzstegen verkleidet werden und mehr Fläche für den Nachbarschaftstreff bieten sollen. Die Idee kommt aus Stockholm, wo die Summer Streets von Mitte Mai bis Mitte September für Autos gesperrt sind.

In der Autostadt München stößt man für eine großflächige Umsetzung der Sommerstraßen zwar auf Gegenwind, aber immerhin läuft jetzt an ein paar Stellen die erste Testphase an, zum Beispiel vorm Schwarzen Dackel in der Schwanthalerstraße Ecke Parkstraße oder um den Alpenplatz in Obergiesing.

Auch die Initiator*innen von Park dein Park haben sich Gedanken um die Parksituation in München gemacht.

Der Wohnraum ist teuer, genauso wie die fetten Autos, eine Parklizenz ist dagegen überraschend günstig. Für 30 Euro im Jahr dürfen Anwohner*innen ihre Autos im eigenen Wohngebiet abstellen. So mancher Geldfuchs sieht darin die Gelegenheit, den überbreiten SUV auf die Straße zu stellen und die eigene Garage weiter zu vermieten. Park dein Park hat sich da aber etwas noch Ausgefuchsteres überlegt: Die Initiative fordert dazu auf, Parklizenzen zu erwerben, um sie dann umweltfreundlich zu nutzen. Man muss zwar immer noch ein motorisiertes Fahrzeug drauf abstellen, aber dieses Fahrzeug kann dann zum Beispiel einen keinen Garten beherbergen oder einen Grillplatz oder eine Sonnenterrasse, oder einen Swimmingpool oder oder oder. Ein Next-Level Fuck the System Move zum Wohl der Gemeinschaft.

Clever Arbeiten

Wie man Parkplätze noch nutzen kann, zeigt diese Idee aus den USA. Weil nicht nur die Mieten für Wohnungen, sondern auch für Büros und Arbeitsplätze in Coworking-Spaces in der amerikanischen Stadt San Francisco schwindelerregende Höhen erreicht haben, dachte sich ein findiger Programmierer: In den eigenen vier Wänden zu arbeiten, ist auf Dauer langweilig, und das Wetter ist so schön - also warum nicht einfach den Platz VOR dem Haus nutzen? Er packte also Schreibtisch und Laptop und verlegte seinen Arbeitsplatz einfach auf den freien Parkplatz vor seiner Haustür. Die "Miete" für diesen Working-Space war dann auch noch ganz erschwinglich:


2,75 Dollar für eine Stunde - das macht für einen Acht-Stunden-Tag 22 Dollar und für eine Woche 110 Dollar. Und Victor blieb nicht lange alleine - aus der Idee ist mittlerweile die Bewegung Weparkweparty geworden und Städte aus der ganzen Welt machen mit. Cool!


Grün grün grün sind alle meine Häuser

Kreative Gebäudeumnutzung kann auch Raum schaffen und gleichzeitig Nutzen bringen. Im Münchner Arabellapark soll zum Beispiel ein Hochhaus mit komplett bepflanzten Fassaden entstehen, wie es sie in Asien schon lange gibt. Diese Fassadenbepflanzung trägt dazu bei, die Luft zu verbessern, Verkehrslärm zu dämmen, im Sommer zu kühlen und außerdem sieht es auch noch ziemlich hübsch aus.

Foto: Schluchtmann Architekten

Raven und Klettern in heiligen Hallen

Statt neue Gebäude zu begrünen, werden oft auch einfach alte Gebäude umfunktioniert. So wurde zum Beispiel der Jaegersborg-Wasserturm in Kopenhagen zum Studentenwohnheim. Vor allem die Umnutzung von Kirchen ist gerade besonders angesagt. Allein in Mailand wurde eine Kapelle aus dem 18. Jahrhundert zum vielbesuchten Pub La Chiesetta und der heutige Club Gattopardo war früher ebenfalls eine Kirche. Es geht noch abgefahrener: Die ehemalige katholische Kirche St. Peter in Mönchengladbach ist heute zur Kletterkirche geworden, das heißt eine Kletterhalle in altsakralem Setting. Die Sakristei ist eine Umkleidekabine mit Duschen.

Social Design

Überhaupt zeichnet sich ein neuer, zeitgenössischer Trend in Sachen Raumgestaltung ab: Social Design. Unter den Begriff fallen alle Designideen, die irgendeinen sozialen Mehrwert haben und entworfen wurden, um der Gemeinschaft zu dienen. Urban Gardening zum Beispiel.
Die Ausstellung Reprogramming the City: Opportunities for Urban Infrastructure von der Boston Society of Architects gab bereits 2013 einen globalen Überblick, wie traditionelle Infrastrukturen in Städten aufgebrochen und zum Nutzen der modernen Gesellschaft umfunktioniert werden können. Da gibt es zum Beispiel das UTEC Water Billboard in Lima, Peru, das 98 Prozent der Luftfeuchtigkeit in Trinkwasser umwandelt. Oder die anti-SAD (Seasonal Affective Disorder) Glühbirnen der schwedischen Firma Umeå Energi, die an 30 Bushaltestellen in der Stadt installiert sind und den Leuten mit ihrem speziellen Licht ein wenig Sonne in den dunklen Wintermonaten zurückgeben soll. Und in Österreich wurden Telefonzellen zu Aufladestationen für e-Fahrzeuge.

Wir lieben die Social Design-Bewegung! Eine Mischung aus Futurismus, Naturliebe und gesundem Menschenverstand. Gerne auch mehr davon in den egoStädten, also lasst uns alle unser Denkmützchen aufziehen und kreativ werden.

Design ❤ Agentur zwetschke