Die olympischen Winterspiele in Peking

Die olympischen Winterspiele in Peking

Das komplette Interview aus egoFM Reflex mit Vinzenz Geiger

Von  Gloria Grünwald (Interview) | Miriam Fischer (Artikel)
Am 4. Februar starten die umstrittenen olympischen Winterspiele in Peking. Aufgrund der schweren Menschenrechtsverletzungen vor Ort fordern über 200 Menschenrechtsorganisationen einen Boykott der Wettkämpfe.

Vinzenz Geiger ist Skiathlet und gehört zu den jüngsten deutschen Sportler*innen, die nächste Woche nach Peking reisen. Im Interview mit Gloria spricht er über die Boykott-Diskussionen.

Großereignisse wie Olympia sind immer auch politisch 

Das ist zwangsläufig so, immerhin treffen viele verschiedene Nationen aufeinander, sagt Vinzenz. Die Winterspiele in Peking sind allerdings besonders politisch: Bereits im Vorfeld wurde viel diskutiert und 243 Menschenrechtsorganisationen haben gefordert, die Wettkämpfe zu boykottieren. Gründe dafür sind einerseits die Unterdrückung ethnischer und religiöser Minderheiten wie der Tibeter*innen und Uigur*innen in China und andererseits das brutale Vorgehen der chinesischen Regierung gegen die Proteste in Hongkong in den vergangenen Jahren. 
  • Vinzenz Geiger im Interview
    Das komplette Gespräch zum Anhören


Ein Boykott als Lösung?

"Wenn die Welt eine solch katastrophale Menschenrechtssituation ignoriert, wird es für die Opfer noch schwieriger, für Gerechtigkeit zu kämpfen", sagt Renee Xia, die Direktorin von Chinese Human Rights Defenders. Um ein politisches Zeichen zu setzten haben bereits einige Länder offiziell angekündigt, die Wettkämpfe diplomatisch zu boykottieren und keine Politiker*innen nach Peking zu schicken. Darunter sind beispielsweise die USA, Kanada, Neuseeland, Australien, Japan und Großbritannien. 


Eine kurze Zusammenfassung der Lage und eine Abriss über die Geschichte des Olympia-Boykotts findest du hier in unserem egoFM Reflexikon.


Vinzenz erzählt, dass natürlich auch unter den Sportler*innen über die Situation diskutiert wird, er selbst hält die Reaktion in Form eines Boykotts aber für eine verspätete. Seiner Meinung nach hätte vor ein paar Jahren, als die Entscheidung getroffen wurde die Spiele in Peking stattfinden zu lassen, etwas unternommen werden müssen. Außerdem wäre es sehr interessant zu wissen, warum die Wahl auf Peking als Austragungsort gefallen ist, ergänzt er. Immerhin wird allerdings aufgrund von Olympia vermehrt über die kritische Situation in China gesprochen:

"Man wüsste jetzt ja nicht wie das in Deutschland überhaupt wäre, ob man sich da überhaupt Gedanken darüber machen würde, ob das medial so ein großes Interesse bekommen würde." - Vinzenz Geiger

Nicht nur ein diplomatischer, auch ein sportliche Boykott wurde diskutiert

In diesem Fall würden neben den Politiker*innen auch die Sportler*innen den Wettkämpfen fernbleiben. Auch Vinzenz musste sich deswegen mit der Frage auseinandersetzten, ob er seine Teilnahme zurückzieht, sagt aber, dass er darüber nie ernsthaft nachgedacht hat. Seiner Meinung nach ist der Einfluss von einzelnen Sportler*innen, gerade aus einer Disziplin wie der Nordischen Kombination, viel zu klein. Außerdem fügt er hinzu:

"Für mich kam das gar nicht infrage, es ist ein Wettkampf der alle vier Jahre stattfindet und es hängt so viel davon ab, sämtliche Förderungen. Die komplette Sportart [die Nordische Kombination] ist eigentlich abhängig von den olympischen Spielen, deswegen bleibt uns da auch gar nichts anderes übrig." - Vinzenz Geiger

Und auch, oder gerade weil die olympischen Spiele dieses Jahr noch politischer sind als sonst, raten unabhängige Athlet*innen-Verbände wie beispielsweise Global Athletes den Sportler*innen davon ab, vor Ort über die Lage in China zu sprechen. Schließlich gelten die Regeln des autoritären Regimes auch für internationale Athlet*innen. Vinzenz hat allerdings sowieso nicht vor, sich in Peking politisch zu äußern. Weniger aus Angst, sondern mehr, weil er das als Aufgabe der Politiker*innen betrachtet, nicht als Aufgabe der Sportler*innen: 
 
"Generell glaube ich, dass ich nicht der richtige Mensch bin, der sich zu politischen Situationen in Peking - oder generell in China - äußern sollte, weil das ist ja dann doch der Job von Politikern und ich bin Sportler. Ich denke in China wird es für mich dann darauf ankommen, mich auf meinen Sport zu konzentrieren und alles andere auszublenden." - Vinzenz Geiger


Die Bundesregierung spricht bisher zwar ausdrücklich nicht von einem offiziellen Boykott, allerdings wird es vermutlich keine hochrangigen Gäst*innen aus der deutschen Politik in Peking geben - Außenministerin Baerbock, Innenministerin Faeser, Verteidigungsministerin Lambrecht und der Bundespräsident Frank Walter Steinmeier haben zum Beispiel bereits gesagt, dass sie nicht zu den olympischen Spielen fahren werden.





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