Die größten Fluchtbewegungen

Die größten Fluchtbewegungen

Fluchtbewegungen seit dem 2. Weltkrieg

Von  Viktoria Molnar
Mit jedem Krieg kommt es zu auch Fluchtbewegungen: Allein nach den russischen Angriffen auf Ukraine in den letzten Monaten sind mehr als eine Million Menschen aus dem Land geflüchtet. Überwiegend Frauen und Kinder, denn Männer zwischen 18 und 60 dürfen nicht ausreisen. Sie müssen kämpfen.

Fluchtbewegungen gab es schon immer

Seit dem zweiten Weltkrieg gab es auf der ganzen Welt immer wieder bewaffnete Konflikte und Katastrophen, die die Menschen dazu getrieben haben, ihre Heimat zu verlassen. Von den Umsiedlungen nach Kriegsende 1945 über die Dekolonisation bis hin zur aktuellen Flüchtlingsdebatte – Migration ist seit mehr als 90 Jahren ein Kernthema der europäischen Geschichte. Die ersten Fluchtbewegungen passierten aber viel früher. Schon in den heiligen Schriften der Weltreligionen finden sich Berichte über Flucht, Aufnahme und Abweisung von Menschen in Not. Bestes Beispiel wäre hier die Geschichte von Moses, der Juden und Jüdinnen vor rund 3000 Jahren aus der ausbeuterischen Versklavung der Pharaonen befreit haben soll.

Im 20. Jahrhundert nehmen die Fluchtbewegungen stark zu: Dekolonisation, in der etliche Staaten ihre Unabhängigkeit erlangen, zwei Weltkriege, die Verflechtungen und Rivalitäten zwischen Ost und West. Allein der zweite Weltkrieg soll um die 30 Millionen Flüchtige mobilisiert haben. Da die humanitäre Situation prekär war, ging es hier zunächst nur darum, das Überleben der Geflüchteten zu sichern.

Gut 80 Jahre später kommt es zu einem der nächsten Höhepunkte der Fluchtbewegungen - zumindest in der europäischen Wahrnehmung.

Der Bürgerkrieg in Syrien bringt 6,9 Millionen Menschen dazu, das Land zu verlassen. Allein im Jahr 2015 wurden laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge rund 890.000 Schutzsuchende in Deutschland registriert. Und mit ihnen kommen auch immer mehr Menschen aus Nord- und Westafrika, die sich verzweifelt über das Mittelmeer kämpfen - angetrieben von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Viele schaffen die Flucht über das Meer jedoch nicht und täglich ertrinken immer wieder Menschen. Laut Statista ertrinken 2014 bis 2022 22.942 Menschen auf der Flucht auf der Mittelmeerroute. Bundeskanzlerin Merkel will den Menschen, die die Flucht über das Meer überlebt haben, Schutz bieten, sie alle aufnehmen - wie auch die Deutschen, die an Bahnhöfen stehen, winken und die Neuankömmlinge willkommen heißen: Seenotrettung, Willkommenskultur, Integration. Für manche Deutsche ist das ein Problem. Sie tragen Hass in sich - auf die Flüchtenden - und machen diesen lautstark bei zum Beispiel Pegida-Kundgebungen öffentlich. Aus Angst, benachteiligt zu werden.
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Der Klimawandel als Fluchtursache

Doch die größte humanitäre Krise kommt noch auf uns zu: Polkappen schmelzen, die Meeresspiegel steigen - Inseln werden verschwinden. Und gleichzeitig breiten sich Dürren aus, Wasserknappheit und geringe Ernten werden immer häufiger. Menschen werden ihren Wohnraum verlieren. Bis zum Jahr 2050 könnte es über 216 Millionen Klimaflüchtlinge aus sechs Regionen der Welt geben, schätzt die Weltbank im Groundswell-Bericht. Außerdem geht man davon aus, dass sich bereits 2030 erste Hotspots abzeichnen werden, in denen Menschen innerhalb ihres Landes aus ihrem Heimatort flüchten müssen. Ein bisschen Hoffnung gibt die Weltbank trotzdem - mit sofortigen und konzentrierten Maßnahmen könnte man die klimabedingte Migration um 80 Prozent reduzieren.
"The Groundswell report is a stark reminder of the human toll of climate change, particularly on the world's poorest—those who are contributing the least to its causes. It also clearly lays out a path for countries to address some of the key factors that are causing climate-driven migration. All these issues are fundamentally connected which is why our support to countries is positioned to deliver on climate and development objectives together while building a more sustainable, safe and resilient future." - Juergen Voegele, Vice President of Sustainable Development, Weltbank

Die Verantwortung, diese humanitäre Krise zu verhindern, liegt dabei vor allem bei den Ländern im Globalen Norden, wie Beispiele wie der Earth Overshoot Day zeigen.

Wir werden umdenken müssen - oder wie es der derzeitige Dalai Lama sagt:
"So refugees, wherever they live, they should think more: We are the same human beings. Should think that way - then wherever you go, the whole world - human home, human beings home."

Also aufeinander acht geben - menschlicher sein.

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